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Leadership-Modell olympischer Zehnkampf: Dabei sein genügt nicht

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Der Zehnkampf - die Königsdisziplin der Leichtathletik als Leadership-Modell

©iStockphoto/IOC
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Echte Leadership an den Tag zu legen, bedeutet für Führungskräfte, dass sie in vielen „Disziplinen“ reüssieren müssen. Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy, zieht Parallelen zwischen Leadership-Qualitäten und dem olympischen Zehnkampf.

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Am 26. Juli werden im Pariser Stade de France die 33. Olympischen Sommerspiele eröffnet. Athlet:innen aus über 200 Nationen, darunter auch 80 aus Österreich, werden dabei an 19 Wettkampftagen in 32 Sportarten und insgesamt 329 Wettkämpfen um Medaillen rittern.

Unter allen Wettkämpfen ist der olympische Zehnkampf, die Königsdisziplin der Leichtathletik, ein ganz besonderer. Dabei genügt es nicht, in einer Disziplin Weltklasse zu sein. Die Sportler:innen müssen echte Allround-Talente sein und an zwei Tagen in zehn Einzelbewerben Topleistungen abrufen. Vier Lauf-, drei Sprung- und drei Wurfdisziplinen verlangen dabei enorme Vielseitigkeit, Ausdauer und Flexibilität.

Das gilt auch für Leadership, der Königsdisziplin des Managements. Führungskräfte benötigen dafür ein umfangreiches Set an Hard-, Soft- und Meta-Skills, um die Aufgaben erfüllen zu können. Entscheidend sind dabei sowohl für Olympioniken als auch für Führungskräfte das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Kompetenzen und Entscheidungen und die Entschlossenheit, im richtigen Moment eine Maximalleistung abzurufen.

1. Disziplin: 100-Meter-Lauf

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1. Disziplin: 100-Meter-Lauf
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Um beim 100-Meter-Lauf erfolgreich zu sein, brauchen Läufer:innen Qualitäten wie schnelle Reaktionsfähigkeit nach dem Startschuss, Explosivität aus dem Startblock, kraftvolle, koordinierte Schritte in der richtigen Körperhaltung und Tempohärte für den Sprint bis zum Schluss.

Leadership-Learning: Führungskräfte kommen regelmäßig in Situationen, in denen sie für kurze Zeit die Maximalleistungen abrufen müssen. Ob in plötzlich eintretenden Krisen etwa, in denen blitzschnell auf unerwartete Ereignisse reagiert und sofort wirksame Maßnahmen ergriffen werden müssen.

Dabei müssen verschiedene Aufgaben gleichzeitig gemanagt werden. Es gilt, unter Druck ruhig zu bleiben, klar zu denken, Zuversicht auszustrahlen und das Team zu motivieren, damit der Sprint bis zum Schluss durchgehalten werden kann.

2. Disziplin: Weitsprung

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2. Disziplin: Weitsprung
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Beim Weitsprung kommt es für die Athlet:innen vor allem auf zwei Dinge an, um einen möglichst perfekten Sprung hinzulegen. Zunächst, die Sprung-Vorbereitung im Anlauf. Dabei ist die Schritttechnik (Länge, Rhythmus, dynamische und kraftvolle Ausführung, etc.) für das optimale Timing beim Absprung entscheidend. Das führt zum zweiten Kriterium, dem Mut zum Risiko. Das Zeug zum Olympiasieg hat nur, wer auch bereit ist, absolut an die Grenze (hier: die Absprunglinie) zu gehen, ohne sie zu übertreten.

Leadership-Learning: Auch bei der Führungsarbeit gilt: Vorbereitung ist alles, denn in fast jeder Situation beeinflussen die „Schritte“ vor dem Start das Ergebnis maßgeblich. Egal, ob es sich um ein Projekt, um die Neuausrichtung des Teams oder die Eroberung eines neuen Marktes geht – wer sich richtig vorbereitet, ist den halben Weg schon gegangen. Gleichzeitig gilt auch im Business-Kontext die Weisheit „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“: Mut gehört zu den wichtigsten Eigenschaften einer Führungskraft: die Fähigkeit, Risiken entsprechend zu bewerten, Neues auszuprobieren und richtungsweisende Entscheidungen zu treffen, die das Unternehmen voranbringen.

3. Disziplin: Kugelstoßen

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3. Disziplin: Kugelstoßen
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Kugelstoßen ist im wahrsten Sinn des Wortes die schwerste Disziplin beim Zehnkampf. Das Ziel ist, eine Metallkugel (bei Frauen min. 4 kg und bei Männern min. 7,26 kg) aus einem Wurffeld, dem Stoßring (2,135 m Durchmesser), möglichst weit in ein Landefeld zu werfen, ohne zu übertreten. Dabei müssen die Sportler:innen einen kühlen Kopf bewahren und ihre ganze Kraft und Entschlossenheit aufbringen. Mentale Stärke ist dabei besonders wichtig, um beim schweren Stoß im Bruchteil einer Sekunde explosionsartig maximale Leistung zu erbringen.

Leadership-Learning: Führungskräfte können sich davon einiges abschauen, besonders in Krisensituationen. Auch sie müssen in kürzester Zeit ihre ganze Energie bündeln, dabei unter Druck schwierige und schwerwiegende Entscheidungen treffen, um die Herausforderungen zu bewältigen. Sie dürfen nicht davor zurückscheuen, schwere Aufgaben besonnen anzupacken, und innerhalb eines gewissen „Spielfelds“ agieren.

4. Disziplin: Hochsprung

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4. Disziplin: Hochsprung
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Beim Hochsprung gilt auch, was auch für den Weitspringer wichtig ist. Dazu kommt allerdings die Herausforderung, bereits im Vorfeld genau einschätzen zu können, wie hoch man hinaus will bzw. welche Latte man sich zu überspringen zutraut.

Leadership-Learning: Führungskräfte sind gut beraten, sich ambitionierte, aber dennoch realistische Ziele zu setzen. Es bringt nichts, immer nur nach den „Low-hanging Fruits“ Ausschau zu halten. Genauso führen unrealistische Ziele nur zu Frustration und Resignation bei den Mitarbeitern und deutlich verminderter Produktivität und Qualität. Manchmal allerdings gibt es Situationen, die ein Ergebnis zulassen, das weit über den gesteckten Zielen liegt. Dafür die Rahmenbedingungen zu identifizieren und entsprechend zu nutzen, zeichnet die Führungsqualität aus.

5. Disziplin: 400-Meter-Lauf

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5. Disziplin: 400-Meter-Lauf
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Im Unterschied zum 100-Meter-Sprint geht es beim 400-Meter-Lauf auch schon um Ausdauer, Energiemanagement und Rhythmus. Die Geschwindigkeit muss über die ganze Distanz so dosiert werden, dass man in allen Phasen des Rennens schnell ist, ohne am Ende einzubrechen.

Leadership-Learning: In einem Produktentwicklungsprozess. Befinden sich Führungskräfte in einer ähnlichen Situation. Auch dabei gibt es eine intensive Anfangsphase, in der die Vision, Ziele und Anforderungen klar definiert werden. Das Team muss in der Folge schnell an Fahrt gewinnen, um erste wichtige Meilensteine zu erreichen. Nach den Prototypen und einer ausführlichen Testphase geht im gleichen Tempo Richtung Produkt-Launch und Skalierung.

6. Disziplin: 110-Meter-Hürdenlauf

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6. Disziplin: 110-Meter-Hürdenlauf
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Alle Eigenschaften des 100-Meter-Läufers sind auch bei dieser Disziplin unerlässlich. Was allerdings hinzukommt, ist die Fähigkeit, Schnelligkeit beim Laufen mit Geschicklichkeit und der richtigen Vorausschau zu verbinden, um die Hürden am effizientesten zu überwinden.   

Leadership-Learning: Auch bei noch so exakter Planung poppen in Projekten immer wieder Schwierigkeiten und unvorhergesehene Ereignisse auf, die schnell gelöst werden müssen, um die zeitlichen Vorgaben einzuhalten. Dabei ist es besonders wichtig, sich flexibel auf neue Situationen einzustellen, zukünftige Hindernisse zu antizipieren und nach Rückschlägen schnell wieder auf die Beine zu kommen. Und besonders auch den Fokus nicht zu verlieren.

7. Disziplin: Diskuswurf

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7. Disziplin: Diskuswurf
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Diskuswerfer sind Meister der Vorbereitung. Sie haben eine besondere Gabe, sich den perfekten Wurf bereits im Vorfeld zu visualisieren und so einzuprägen, damit sie ihn anschließend beim Wettkampf auch genauso ausführen können. Neben einem komplexen Bewegungsablauf kommt es beim Diskuswurf vor allem auch auf das richtige Timing der Rotationsbewegung und des Ablaufs an, weil der genaue Zeitpunkt des Loslassens der Wurfscheibe und der Abwurfwinkel maßgeblich über die Weite entscheiden.

Leadership-Learning: Damit Dinge auch im beruflichen Kontext „abheben“ bzw. so richtig "ins Fliegen kommen", brauchen Führungskräfte ähnliche Qualitäten und Eigenschaften: Da wir ein einer Welt leben, in der Fünf-Jahres-Pläne völlig überholt sind, weil sich Rahmenbedingungen in immer kürzeren Abständen verändern, wählen moderne Führungskräfte auch eine Visualisierungstechnik, und die des Strategic Foresight. Dabei geht es darum, mögliche Szenarien durchzuspielen, um treffsicherer planen zu können und für die Zukunft gerüstet zu sein. Dabei ist kein Meister vom Himmel gefallen. Mit der richtigen Übung und der entsprechenden Weiterentwicklung der eigenen Skills ist es möglich, im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen zu treffen.

8. Disziplin: Stabhochsprung

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8. Disziplin: Stabhochsprung
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Die Besonderheiten beim Stabhochsprung sind, dass die Springer:innen dabei Höhen bewältigen müssen, die mit normalen Mitteln nicht mehr möglich sind. Der Stab, die richtige Technik und Mut sind ihre Werkzeuge, mit denen das gelingen kann.

Leadership-Learning: Stabhochspringer sind Vorbilder für Führungskräfte in Extremsituationen. Damit besonders hochgesteckte Ziele erreicht und scheinbar unüberwindbare Hürden bewältigt werden können, benötigen Führungskräfte neben Mut und Geschick auch die Fähigkeit, die richtigen Werkzeuge dafür auszuwählen und diese mit ihrem Team auch richtig einzusetzen.  

9. Disziplin: Speerwurf

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9. Disziplin: Speerwurf
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Neben der Beherrschung der (sehr komplexen) Wurftechnik geht es beim Speerwurf vor allem um Konzentration, Fokus und Selbstvertrauen. Die Fähigkeit, sich mental auf den Wurf vorzubereiten und unter schwierigen Bedingungen konzentriert zu bleiben, dabei das Ziel immer genau vor Augen zu haben und den Speer im richtigen Moment loszulassen.

Leadership-Learning: Damit Führung gelingt, braucht es ein umfangreiches Set an Knowhow, Erfahrungen, ein Growth Mindset und die entsprechenden (Meta-)Skills. All das ist notwendig, um unternehmerische Ziele, persönliche Ziele die des Teams zu erreichen. Konsequent müssen alle Maßnahmen und Aktivitäten darauf ausgerichtet werden. Der Schlüssel zum Erfolg ist das Vertrauen in die eigenen Kompetenzen und Entscheidungen.

10. Disziplin: 1500-Meter-Lauf

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10. Disziplin: 1500-Meter-Lauf
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In der finalen Disziplin müssen am Ende von zwei harten Wettkampftagen noch einmal die letzten noch vorhandenen Reserven mobilisiert werden. Es geht darum, eine mögliche Medaille zu gewinnen oder zumindest eine persönliche Bestleistung zu erzielen. Dafür gehen die Sportler:innen All-in, um sich im Anschluss bei einer gemeinsamen Ehrenrunde im Stadion feiern zu lassen.

Leadership-Learning: Auch in Unternehmen ist es oft entscheidend, dranzubleiben und bis zum letzten Atemzug durchzuhalten. Für Führungskräfte liegt die Herausforderung dabei darin, das Team so zu motivieren, dass es bis zum Schluss fokussiert bleibt und im Finish noch einmal alles gibt, um ein Ziel zu erreichen. Aber auch die gemeinsame Ehrenrunde, die Zehnkämpfer traditionell nach dem Wettkampf im Stadion absolvieren, sollte Führungskräften ein Vorbild sein: Wenn ein großes Ziel erreicht ist, dann ist es auch an der Zeit, kurz innezuhalten und den Erfolg gemeinsam mit dem Team zu feiern.

WU Executive Academy

Die WU Wien, eine der weltweit führenden Business-Hochschulen, bündelt in der WU Executive Academy ihr Programmportfolio im Bereich „Executive Education“. Zu diesen zählen MBA, Master of Laws und Professional Master Programme, das Universitätsstudium Diplom BetriebswirtIn, Universitätslehrgänge, kompakte Weiterbildungsprogramme und Custom Programs. KI ist an der WU Executive Academy bereits in vielen Lehrangeboten ein wichtiger Teil der Digitalökonomie, der auch konkret angewandt wird. Mit durchschnittlich 750 Graduate Students und ca. 900 Führungskräften, Fachleuten und High-Potentials aus über 75 Ländern, die jährlich an den Programmen teilnehmen, gehört die WU Executive Academy zu den führenden Weiterbildungsanbietern in Zentral- und Osteuropa.

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