"Weibliche CEOs mit einer Prise Narzissmus: Ein perfekter Cocktail für die Unternehmensleistung?"
Dieser Frage geht eine aktuelle Studie nach.
von
In der Welt der Unternehmensführung sind Narzissmus und Führungsstärke oft eng miteinander verbunden.
Eine aktuelle Studie mit dem Titel "Female CEOs with a Squeeze of Narcissism: A Perfect Cocktail for Corporate Performance?" ( Zur Studie) von Tom Aabo von der Universität in Aarhus und Sara Korsdal Rønnow von Deloitte Consulting, veröffentlicht im Mai 2024, beleuchtet die Dynamik zwischen weiblichen CEOs und Narzissmus und verdeutlicht, dass narzisstische Frauen an der Spitze ihre männlichen Kollegen in puncto Unternehmensleistung übertreffen.
Die Studie im Überblick
Die Studie hat 849 Unternehmen außerhalb des Finanz- und Versorgungssektors aus dem S&P 1500-Index, im Zeitraum von 2007 bis 2020 untersucht. Darunter waren 76 weibliche und 1903 männliche CEOs.
Die Studienautor:innen analysierten die Auswirkungen von Narzissmus auf die Unternehmensleistung und stellten fest, dass narzisstische weibliche CEOs ihre männlichen Kollegen sowohl in Bezug auf Rentabilität (ROA) als auch auf die Bewertung (Tobin's Q) übertreffen. Diese Ergebnisse sind statistisch und wirtschaftlich signifikant.
Was ist Narzissmus?
Narzissmus ist ein komplexes psychologisches Konzept, das sowohl in der allgemeinen Bevölkerung als auch in klinischen Kontexten vorkommt. Es wird oft als Persönlichkeitsmerkmal beschrieben, das in der Bevölkerung normalverteilt ist. Die meisten Menschen haben moderate Ausprägungen, während extreme Formen selten sind.
Narzissmus ist ein vielschichtiges Phänomen, das sowohl positive als auch negative Aspekte haben kann. Während ein gesundes Maß an Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein vorteilhaft ist, kann eine übertriebene Form des Narzissmus zu sozialen und emotionalen Problemen führen. Die narzisstische Persönlichkeitsstörung stellt eine extreme Form dar, die oft mit erheblichen persönlichen und zwischenmenschlichen Schwierigkeiten verbunden ist.
Die drei Säulen der Hypothese
1. Die Facetten des Narzissmus
Narzissmus wird in der Studie in drei Facetten unterteilt: Leadership/Authority (L/A), Grandiose/Exhibitionism (G/E), und Exploitative/Entitlement (E/E). Während die L/A-Facette als die anpassungsfähigste gilt und Führungsstärke und Machtstreben widerspiegelt, sind die G/E- und E/E-Facetten mit negativen Eigenschaften wie Aggression und kontraproduktivem Verhalten verbunden. Frauen neigen dazu, höhere Werte in der Facette der Verträglichkeit zu zeigen, was ihnen hilft, die negativen Aspekte des Narzissmus zu mildern und die positiven zu nutzen.
2. Die Doppelbindung und Geschlechterrollen
Frauen in Führungspositionen stehen oft vor der Herausforderung, sogenannte "männliche" und "weibliche" Verhaltensweisen auszubalancieren. Dominanz und Durchsetzungsvermögen werden oft als männliche Eigenschaften angesehen, während Frauen als empathisch und fürsorglich wahrgenommen werden sollen. Diese sozialen Rollenerwartungen zwingen weibliche CEOs, ihre narzisstischen Tendenzen zu zügeln, was zu weniger unethischem Verhalten und besseren Unternehmensleistungen führt.
3. Empathie und evolutionäre Vorteile
Frauen zeigen höhere Empathieraten, was ihnen hilft, die dunklen Seiten des Narzissmus zu kontrollieren. Diese evolutionären Eigenschaften ermöglichen es weiblichen CEOs, die positiven Aspekte des Narzissmus zu nutzen, ohne von den negativen Aspekten überwältigt zu werden.
Methodik und Daten
Die Forscher:innen verwendeten eine Vielzahl von Methoden, um CEO-Narzissmus zu messen, darunter die Analyse der Verwendung von Ich-bezogenen Pronomen in Quartalsberichten sowie eine Analyse der Q&A-Sessions in den vierteljährlichen "Earnings Conference Calls".
Die Autor:innen agumentieren, dass eine Q&A-Sitzung - im Gegensatz zu einer Präsentation - nicht geskriptet ist und daher eher die wahre Persönlichkeit des CEO offenbare.
Empirische Ergebnisse
Die Studie zeigt, dass Narzissmus bei weiblichen CEOs positiv mit der Unternehmensleistung korreliert. Eine Standardabweichung im Narzissmusniveau bei weiblichen CEOs führt zu einer Steigerung der ROA um 1,86 Prozentpunkte und einer Erhöhung von Tobin's Q um 0,37. Diese Verbesserungen entsprechen einer Leistungssteigerung von 19,0 % bzw. 21,9 %.
Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass weibliche CEOs, die hohe Narzissmuswerte aufweisen, die Unternehmensleistung verbessern können, indem sie die positiven Aspekte des Narzissmus nutzen und die negativen Aspekte kontrollieren. Dies hat wichtige Implikationen für die Auswahl und das Management von Führungskräften. Unternehmen sollten die Persönlichkeit und die Geschlechtsdynamik bei der Auswahl von CEOs berücksichtigen, um die bestmögliche Leistung zu erzielen, so die Autor:innen.
Wie unterscheiden sich die Auswirkungen von Narzissmus bei männlichen & weiblichen CEOs?
Laut der Studie unterscheiden sich die Auswirkungen von Narzissmus bei männlichen und weiblichen CEOs wie folgt:
Narzisstische weibliche CEOs übertreffen ihre männlichen Kollegen in Bezug auf die Unternehmensleistung (Rentabilität und Bewertung). Sie scheinen in der Lage zu sein, die positiven Aspekte des Narzissmus zu nutzen und die negativen Aspekte besser zu kontrollieren.
Weibliche CEOs mit hohem Narzissmus-Niveau zeigen eine bessere Unternehmensperformance als weibliche CEOs mit niedrigem Narzissmus-Niveau. Bei männlichen CEOs ist es umgekehrt - hoher Narzissmus führt zu schlechterer Performance im Vergleich zu niedrigem Narzissmus.
Narzisstische weibliche CEOs engagieren sich weniger in puncto Innovation als ihre männlichen Kollegen.
Zusammengefasst deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Narzissmus bei weiblichen CEOs im Allgemeinen von Vorteil für die Unternehmensleistung ist, während er bei männlichen CEOs eher nachteilig wirkt.