Abheben in die Zukunft: Unternehmen müssen ihre Strategien neu überdenken.
©midjourney/Elke MayrDie Entwicklungen in den Bereichen der Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz und Nachhaltigkeit zwingen Unternehmen, ihre Strategien auf den Prüfstand zu stellen. Vladimir Preveden, Experte für strategische Unternehmenstransformation, über die Entwicklung und Umsetzung erfolgreicher Unternehmensstrategien.
Das wirtschaftliche und gesellschaftliche Umfeld wird durch technologische, ökologische, gesellschaftliche und geopolitische Entwicklungen zunehmend komplexer. Viele dieser Entwicklungen, besonders in den Bereichen neuer digitaler Technologien und Nachhaltigkeit, schreiten exponentiell voran. Eine lineare Denkweise ist daher für die strategische Ausrichtung von Unternehmen nicht mehr zeitgemäß. Neue Ansätze zur Entwicklung und Umsetzung von Unternehmensstrategien sind erforderlich.
Neue Ansätze in der Strategieentwicklung weisen die folgenden fünf Merkmale auf:
1. Partizipativer Prozess in einem divers zusammengesetzten Team
Für eine hohe Umsetzungsfähigkeit sowie die erforderliche Zustimmung ist es essentiell, die Strategieentwicklung auf eine möglichst breite Basis zu stellen. Ein partizipativer Prozess in einem diversen Team ist hierfür unerlässlich. Ein Team, bestehend aus 20 bis 25 Führungskräften, ermöglicht sowohl effektive Moderation als auch notwendigen kreativen Austausch. Die Zusammensetzung des Teams sollte möglichst divers, interdisziplinär und generationenübergreifend sein, um die Strahlkraft ins Unternehmen und gegenseitige Inspiration zu fördern. Der Vorstand ist zwar ein wichtiger Bestandteil des Teams, doch geht die Tragweite der Teamzusammensetzung weit über die Vorstandsebene hinaus und spiegelt das Unternehmen in seiner Vielfalt wider.
2. Abgleich von Veränderungen mit Chancen
Eine der größten Herausforderungen der heutigen Zeit ist es, zu verstehen und sich vorzustellen, wie weitreichend und schnell Veränderungen vor sich gehen. Daher ist es im Strategieentwicklungsprogramm notwendig, sich eingehend mit diesen Veränderungen zu beschäftigen. Dies beinhaltet auch, sich anzusehen, wie vergleichbare Unternehmen weltweit damit umgehen und welche Chancen sowie Risiken sich daraus ableiten lassen. Vor allem der Fokus auf Chancen ist hierbei relevant. Die genannten Veränderungen erfordern nicht nur die Weiterentwicklung von Produkten und Dienstleistungen, sondern auch die Anpassung von Geschäfts- und Organisationsmodellen. Das Einbeziehen von Experten, Start-ups und Partnerunternehmen kann dabei helfen, Themen und Ausblicke besser zu verstehen.
3. Konzeption gesunder Geschäftsmodelle
Wirtschaftsmodelle müssen nachhaltig gestaltet werden, um unsere Lebensgrundlage zu erhalten. Herkömmliche Geschäftsmodelle, die auf der Ausbeutung ökologischer und sozialer Ressourcen basieren, gehören daher der Vergangenheit an. Ein gesundes Geschäftsmodell, das auf Dekarbonisierung, Kreislaufwirtschaft und wirtschaftlichen Ökosystemen beruht, sichert die Überlebensfähigkeit des Unternehmens. Je früher man damit anfängt, desto eher können Unternehmen die Chancen aus gesunden Geschäftsmodellen ergreifen. Mut und Vorstellungskraft sind daher in der Strategieentwicklung wichtiger denn je.
4. Ziele und Maßnahmenkorridore statt starrer Vorgaben
Aufgrund der schwierigen Vorhersehbarkeit des Umfelds ist es wichtig, die mittelfristigen Ziele konkret festzulegen und die strategischen Maßnahmenkorridore darauf auszurichten. Anfangs ist eine konkrete Aktivitätenplanung für die Maßnahmenkorridore wichtig, später jedoch weniger wertstiftend. Viel wichtiger ist es, das Leadership im Unternehmen so zu gestalten, dass nicht die Vorgabe von Aktivitäten, sondern die Befähigung von Mitarbeitenden und die Agilisierung des Unternehmens im Vordergrund stehen. Ein strukturiertes, pyramidales Ausrollen der Umsetzungsaktivitäten, das vom Strategieentwicklungsteam ausgeht, fördert die weitere Zustimmung innerhalb der Organisation. Eine klare Kommunikation über den Sinn und die Ziele der Strategie schafft Engagement bei Mitarbeitenden.
Kontinuierliche Optimierung der Strategie
Das Thema Strategie erfordert kontinuierliche Achtsamkeit. Während die strategischen Ziele fixiert bleiben, ist der Weg dorthin in jedem Vorstands- und Führungskräftemeeting zu hinterfragen, zu validieren und bei Bedarf an neue Entwicklungen und Erkenntnisse anzupassen. Diese strategische Sensibilität ist zu einem wichtigen Erfolgsfaktor in der Strategieoptimierung und -umsetzung geworden.
Die Gestaltung zukunftsweisender Unternehmensstrategien erfordert somit eine interdisziplinäre und partizipative Herangehensweise. Sie richtet sich nach Chancen aus und ermöglicht innovative, nachhaltige Geschäftsmodelle.