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Robin Lumsden - Erfolgsrezept für Investoren

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ÜBER DEN DÄCHERN WIENS. Robin Lumsden (ganz rechts) bei seinem ersten austro-amerikanischen Investorenmeeting mit US-Anwalt Daniel Schwarzl, Private-Equity-Manager Sebastian Schwarzenegger und Stanford-Professor Greg LaBlanc.

©Robin Lumsden
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ÖSTERREICHISCH-AMERIKANISCHE BUSINESS-VERNETZUNG: Vergangenen Oktober (trend 27. 10. 2023) habe ich von groß angelegten INVESTORENMEETINGS in den USA berichtet, bei denen wohlhabende Amerikaner globale Investitionsmöglichkeiten erhalten. Nun startete ich einen Probelauf in Wien.

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Gemeinsam mit dem STANFORD-BUSINESS-SCHOOL-PROFESSOR Greg LaBlanc habe ich reiche amerikanische Investoren nach Wien ins Marriott-Hotel eingeladen und mit österreichischen Unternehmern und Entscheidungsträgern vernetzt. Unter anderem waren in der Runde, die sich auf „Off Records“-Anonymität geeinigt hatte, der US-Magnat Joel Nagel, der zahlreiche Marriott-Hotels errichten lässt, die Eigentümerfamilie eines NFL-Teams und auch Sebastian Schwarzenegger, weitläufig mit „Arnie“ verwandt und Co-Head of Business Development von Munich Private Equity Partners, anwesend.

Der intensive Zwei-Tages-Event bot Österreichern die Gelegenheit, ihr Land als Investitionsstandort zu positionieren und mit Amerikanern strategische Geschäftspartnerschaften zu diskutieren.

Am ersten Tag fokussierten wir uns auf konkrete renditenstarke Investitionen, am zweiten Tag ging es eher allgemein theoretisch zu: LaBlanc referierte über die Bedeutung von Leistung, Erziehung und Persönlichkeit in der Geschäftswelt.

Kurze Zusammenfassung seiner Keywords samt der folgenden lebhaften Debatte: Was in den USA Pflicht ist, wird bei uns noch stärker werden, nämlich die gesellschaftliche Verantwortung, die man als erfolgreicher Unternehmer trägt oder zumindest zu tragen hat.

Auch Sebastian Schwarzenegger hatte da Einiges beizutragen, sowohl aus seiner früheren amerikanischen Sicht als Manager bei Goldman Sachs als auch aus seiner jetzigen deutschen als Private-Equity-Manager. Sein „Summary“ lag auf der Linie seines berühmten Verwandten Arnold: mehr Mut zu gesellschaftlichem Engagement.

Ähnlich mein Beitrag: Erfolgreiche Manager müssen über den reinen Geschäftssinn hinaus blicken und noch stärker die Bedeutung von Bildung und persönlicher Entwicklung anerkennen, für jeden Mitarbeiter, für jedes Unternehmen. In einer Welt, die sich ständig verändert und in der Innovation der Schlüssel zum Erfolg ist, müssen wir verstehen, dass echte Leistung weit mehr bedeutet als nur finanzielle Gewinne. Es geht darum, ein tiefes Verständnis für die Welt um uns herum zu entwickeln und einen positiven Einfluss auf sie auszuüben.

Professor LaBlanc, der in Stanford die besten MBA-Studenten unterrichtet und durchaus auch kritische Worte für das US-Elitesystem findet, unterstützt meine locker klingenden Worte: Ein ganzheitliches Bildungssystem müsse nicht nur akademisches Wissen, sondern auch soziale Kompetenzen und ethische Grundsätze vermitteln. Nur so kann man einem anderen Trend entgegenwirken, der gerade im Silicon Valley zu finden ist: jenem zu fast ausschließlich egozentrischen amerikanischen Supermilliardären. Sein O-Ton: „Wir können nicht erwarten, dass unsere Wirtschaft florieren wird, wenn wir nicht in die Entwicklung unserer zukünftigen Führungskräfte investieren. Es ist an der Zeit, dass wir Bildung als ein entscheidendes Instrument zur Förderung von Wachstum und Innovation betrachten.“

Die Diskussionen während des Treffens spiegelten die Vielfalt der Themen wider, die den Erfolg in der heutigen globalisierten Wirtschaft bestimmen. Von der Bedeutung digitaler Innovationen bis hin zur Notwendigkeit einer ausgewogenen Work-Life-Balance wurden alle Aspekte des modernen Geschäftslebens beleuchtet. Dabei wurden auch die kulturellen Unterschiede zwischen Österreichern und Amerikanern respektvoll diskutiert und als Quelle für kreative Zusammenarbeit und gegenseitiges Verständnis betrachtet.

Insgesamt war das Investorenmeeting eine unbestreitbare Erfolgsgeschichte, die das Beste aus beiden Welten vereinte – die Effizienz und das Unternehmertum der USA sowie das kulturelle Erbe Österreichs (eine „Leitkultur“ in einem wirklich umfassenden Sinn?) und deren positive Tradition. Ein mögliches Bindeglied zwischen beiden Welten wäre ein echtes Kontrastprogramm zur „Festung Österreich“: Verständnis für die Bedeutung von umfassender, wirklich internationaler Bildung und Erziehung.

Der Zufall wollte es, dass parallel zu dieser Veranstaltung in den Wiener Kinos „Maria Montessori“ anlief, ein Film über Leben und Wirken der berühmten Kinderärztin und Pädagogin. Mit zunehmender Auswirkung auch in Österreich, wo derzeit in 60 Kindergärten und Schulen etwa 2.500 Kinder und Jugendliche betreut werden.

Ursprünglich im alternativen Milieu angesiedelt, haben sich die „Montessoris“ längst Wertschätzung in der Mitte der Gesellschaft erkämpft, nicht nur zur besonderen Unterstützung „behinderter“, sondern zu allgemeiner Förderung von Vielseitigkeit und Empathie aller Kinder.

Das allgemein positive Bild der ersten Frau, die im konservativen Italien des angehenden 20. Jahrhunderts ein Medizinstudium absolvierte, wird nun durch ein kontroversielles Buch der Salzburger Autorin Sabine Seichter („Der lange Schatten Maria Montessoris“) angekratzt: Tatsächlich hat sich die Säulenheilige fortschrittlicher Kindererziehung nach Etablierung des italienischen Faschismus eng an Benito Mussolinis System angebiedert. Aus (vielleicht verständlichen) opportunistischen Gründen zur Absicherung ihrer „Casa dei bambini“ oder zusätzlich auch aus ihrer Nähe zum erbbiologisch ausgerichteten Darwinismus?

Gar aus klammheimlicher Bewunderung für Mussolinis (nicht nur seine) Bemühungen, einen neuen, idealen Menschen zu schaffen, der sich durch (das freilich ist Montessoris exklusiver und bis heute gültiger Beitrag) liebevolle Zuwendung auch über alle Behinderungen hinwegsetzen könne.

Wobei auch für Montessori gilt: Wir müssen uns gewöhnen, auch „Götter“ vor ihrem historischen Kontext zu verstehen, nicht mit dem Wissen von heute alle Facetten ihres Wirkens zu beurteilen, wir müssen auch mit Ambivalenzen umgehen lernen: Niemand ist nur gut oder nur böse.

Selbst Tesla-Gründer Elon Musk, so wie Mark Zuckerberg oder Jeff Bezos ein Montessori-Schüler, plant in Texas eine „authentische Montessori-Schule“. Die hoffentlich nicht nur seinem Streben nach einem angeblich perfekten „neuen Universalmenschen“ dienen wird.

Postskriptum: Meine drei Kinder waren alle in Montessori-Einrichtungen. Bis jetzt ist alles gut gegangen …

Der Artikel ist trend. PREMIUM vom 12. April 2024 entnommen.
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