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Role Model Silvia Richter: Karriere mit Umwegen

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Silvia Richter - Vorstand bei der Zürcher Kantonalbank Österreich.

©trend Michael / Rausch-Schott
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Von der Schulabbrecherin zur Top-Bankerin: SILVIA RICHTER ist aufgestiegen zum Vorstand der Zürcher Kantonalbank Österreich. Dass sie gerne Bäume umarmt und Gedichte schreibt, ist eine ihrer Facetten.

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Sie ist das perfekte Rolemodel für junge Frauen. Nicht weil sie Schule und Studium mit Bravour abschloss und danach eine Karriere hinlegte, die ihresgleichen sucht. Im Gegenteil, Silvia Richter, 53, ist eine Schulabbrecherin, die ihr Business als Investmentbankerin über Umwege von der Pike auf lernte und heute als Vorstandsmitglied bei der Zürcher Kantonalbank Österreich AG fest im Sattel sitzt. Dass sie gerne Bäume umarmt, Gedichte schreibt und beim Gehen in der Natur komplett abschaltet, auch das ist eine Facette der Bankerin.

Doch alles der Reihe nach. Aufgewachsen in Wien-Brigittenau, die Eltern hatten einen Elektrofachhandel, schrieb sich die junge Frau gegen den Willen der Eltern heimlich ins Gymnasium ein, statt die Krankenschwesternschule zu besuchen.

Ihr Sinn für Gerechtigkeit brachte Richter allerdings einen Rauswurf aus der Schule, weil sie sich mit den Worten "Herr Professor, Sie sind ein Nazi" für eine farbige und eine jüdische Schülerin einsetzte, die vom Klassenlehrer benachteiligt wurden.

Berufseinstig nach Schulabbruch

Schulabbruch ohne Matura - was nun? Richter begann eine Lehre als Hotel- und Gewerbeassistentin im Wiener Intercontinental.

Nach weiteren zwei Jahren in einem japanischem Start-up, dem Luxushotel Bosei, wo sie von einem Vermögensberater animiert wurde, die Branche zu wechseln, und einem kurzen Zwischenspiel in einer Treuhandfirma heuerte Richter bei Merrill Lynch an, wo sie in die Geheimnisse des Finanzmarktgeschäfts eingeweiht wurde und die New Yorker Wallstreet aus nächster Nähe kennenlernte. "Das war eine unglaublich spannende Zeit. Man braucht eben ein bisschen Glück und einen guten Mentor."

Lehrjahre an der Wall Street

Insgesamt blieb sie acht Jahre in New York, dann kam 9/11 und mit ihm ein Börsencrash: "Ich lernte die Schattenseiten des Business kennen. Menschen wurden gefeuert, es zählte nur das Geschäft, das hat mich abgestoßen."

Richter kehrte den börsennotierten Konzernen den Rücken und wechselte zu Privatbankiers: zunächst zu Sal. Oppenheim, ehe sie mit 36 Jahren in den Vorstand der Bank Hottinger berufen wurde. "Hier konnte ich mein Unternehmer-Gen ausleben und meinen ganzheitlichen Zugang zur Vermögensarchitektur weiterentwickeln."

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Früher zog Silvia Richter große Runden mit ihren Inlineskatern. Sturzverletzungen beider Schultern beendeten diesen Sport. Sie entdeckte das Gehen und das Waldbaden für sich.

Als das Bankhaus nach sechs Jahren geschlossen wurde, begleitete Richter auch den Prozess der Liquidation. Eigentlich wollte sie damals nicht mehr ins Bankwesen zurückkehren, bis sie ein Headhunter doch für die Zürcher Kantonalbank begeistern konnte. "Die Aufgabe, eine Österreich-Tochter weiter aufzubauen, empfand ich als interessant und herausfordernd."

Mittlerweile hat sich das zu verwaltende Vermögen der Bank auf drei Milliarden Euro versechsfacht.

Richter ist zufrieden, sie hat alles richtig gemacht: "Ich wollte immer unabhängig sein, und das geht nur, wenn man finanziell unabhängig ist. Deshalb rate ich jungen Menschen zu einem Ansparplan."

Die Enstspannung

Und wie entspannt die Frau Bankvorstand?

"Ich tanze für mein Leben gerne, spiele Hits aus den 80ern und fetze dabei durch die Wohnung. Ich bringe aber auch gerne meine Gedanken zu Papier, damit kann ich alles besser verarbeiten."

Aufs Gehen oder Walken kam Richter durch eine Schulterverletzungen, die sie sich 2016 beim Inlineskaten zugezogen hat. "Gehen und Waldbaden, auch mal einen Baum zu umarmen, bringt mir viel Energie."

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Entspannen kann die Bankerin Silvia Richter auch beim Schreiben. Ihr Reim zum Thema Glück wurde sogar im Firmenmagazin veröffentlicht.

Der Artikel ist aus trend. PREMIUM vom 7.12.2023.

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