Viktoria Schnaderbeck - Gründerin der eigenen Sportmarketingagentur, Speakerin und Fußball-TV-Expertin beim ORF.
©beigestelltNicht nur als Fußballexpertin im ORF, auch im Business steht VIKTORIA SCHNADERBECK ihre Frau. Die Ex-Internationale reüssiert als Unternehmerin mit eigener Sportmarketingagentur und Keynote-Speakerin für Topkonzerne.
Kompetent und sympathisch gleichermaßen bereichert Viktoria Schnaderbeck dieser Tage bei den Matchanalysen zur Fußball-EM im ORF-Studio die bekannte Expertenrunde um Herbert Prohaska (siehe unten). Als Ex-Internationale mit 83 Länderspielen und langjährige Teamkapitänin mit zwei EM-Endrundenteilnahmen – 2017 mit dem dritten Platz als Highlight und Meilenstein des heimischen Frauenfußballs sowie Viertelfinale 2022 – und Profistationen bei Bayern München, Arsenal London und Tottenham Hotspur ist auch ihr sportlicher Track Record durchaus auf Augenhöhe.
Der Einsatz als TV-Expertin ist aber nur eines der Felder, in denen Schnaderbeck nach der Profikarriere aktiv ist. Mit der Gründung ihrer Sportmarketingagentur im Vorjahr ist ihr ein flüssiger Wechsel ins selbstständige Unternehmertum gelungen. Zu den Sportlerinnen und Sportlern, die sie betreut, zählen etwa Ex-Bayern- und Nationalteamkollegin Manuela Zinsberger, Red-Bull-Salzburg-Goalie Alexander Schlager, Rollstuhl-Tennisas Nico Langmann oder Eisschnellläuferin Vanessa Herzog.
Schon als Aktive hatte sich Schnaderbeck selbst als attraktives Testimonial für Werbepartner positioniert, war in der Corona-Ära zur gefragten Keynote-Speakerin mit stimmigem Themenportfolio rund um Leadership, Teambuilding, Performance, Erfolgsmindset, aber auch Umgang mit Rückschlägen avanciert. Diese verschiedenen Standbeine erlauben ihr nun ein flexibles Umschaltspiel im Business.
„Ich mag dieses Säulenmodell, daher habe ich mein Geschäft so aufgebaut. Momentan habe ich den Luxus, dass alles gut läuft und ich mit meinem Zeiteinsatz jonglieren muss“, berichtet sie.
Wie strategisch sie vorgeht, zeigt die Schwerpunktsetzung im Agenturgeschäft, das sie wiederum auf zwei Säulen stellt: erfolgsabhängig honoriertes, skalierbares Vermarktungsgeschäft, für das die Einzelunternehmerin den ersten Mitarbeiter eingestellt hat, und dazu die persönliche, individuelle Betreuung von Aktiven zwecks Vorbereitung auf die Karriere nach der Sportkarriere (siehe Kasten unten). Bestes Testimonial ist sie selbst.
Karriere mit Rückschlägen
So präsentiert sie sich auch überzeugend und professionell auf ihrer persönlichen Website (viktoria-schnaderbeck.com) als Keynote-Speakerin sowie Werbepartnerin namhafter Unternehmen und Marken wie Allianz, Milka, Raiffeisen Capital Management oder Volkswagen. Gelernt ist eben gelernt. In ihrem Fall oft auf die harte Tour.
Neben der Sportkarriere, für die sie im Alter von 16 zu Bayern München gegangen war, hat Schnaderbeck dort ihre Schulausbildung mit Abitur und unmittelbar darauf eine Berufsausbildung zur Marketingkauffrau in einer Werbeagentur absolviert.
„40 Wochenstunden, dazu Training und Spiele. Um sieben Uhr früh aus dem Haus, um zehn am Abend wieder heim“, schildert sie diese „wichtige Erfahrung“.
Die bittere Erfahrung einer schweren Verletzung hatte sie da schon gemacht: Kreuzbandriss ausgerechnet beim Debüt in der ersten Mannschaft. Durchkämpfen, Comeback und nach dem Berufsabschluss ein Bachelorstudium in Sportmanagement, begleitet von Praktika bei der Allianz folgten. „Ich war schon Stammspielerin, aber zehn bis 20 Stunden Arbeit waren damals üblich, um dazuzuverdienen. Einige haben studiert“ erinnert sie sich.
Geprägt war die Zeit in München von zwei Meistertiteln, einem Pokalsieg, aber auch weiteren schweren Verletzungen. „Als Österreicherin und mit Verletzungsvorgeschichte war ich innerhalb der Mannschaft im Vergleich schlechter bezahlt“, sieht sie im Rückblick klar.
Die Bekanntheit als Kapitänin des Euro-Erfolgsteams 2017 änderte einiges: „Mein letztes Jahr in München war das einzige, in dem ich nicht daneben gearbeitet habe.“
Aufbruch & Umstieg
Die „Ehrgeizlerin Viki“ (Eigendefinition) suchte Herausforderung. „Ich hatte das Gefühl, dass es Zeit ist, etwas Neues anzugehen, und der englische Fußball war extrem auf dem Vormarsch“, schreibt sie zur Entscheidung, 2018 zum FC Arsenal zu gehen.
Doch das aus München bekannte Muster folgte ihr auf die Insel: Verletzungen, Comeback, Meistertitel – und viel Engagement neben Sport und Reha. „Für meinen Master in Wirtschaftspsychologie konnte ich vieles online machen. Während der ersten Verletzung in London wurde ich dann für Keynotes angefragt. Mir wurde bewusst, dass ich vielleicht etwas Relevantes erzählen kann, bei dem die Leute spüren, es ist authentisch“, berichtet sie. Ihr Keynote-Portfolio kommt bei Firmen an. Nicht nur die Erfolgsthemen: „Durch mein Coming-out ist das, was ich sage, bei Unternehmen relevant, die sich mit Inklusion und Diversity auseinandersetzen.“
Sportlich hat sich für sie mit der EM 2022, Eröffnungsspiel vor 75.000 Menschen im Old Trafford und Viertelfinaleinzug inklusive, ein Kreis geschlossen, der in Kirchberg an der Raab begonnen hatte. Da war sie meist nicht nur einziges Mädchen beim Kicken am Sportplatz, sondern auch Einserschülerin: „Das ist mein Naturell. 99 Prozent sind nicht gut genug. Ich wollte auch in der Sommervorbereitung beim Laufen die Beste sein.“ Zugleich zählt sie soziale Erlebnisse, gemeinsame Zeit in der Klasse mit dem Lehrer zu den schönsten Erinnerungen: „Ich bin gern im Team. Deshalb habe ich mit Fußball angefangen.“
Das Dilemma, für die hohen Ambitionen früh den Heimatverein zu verlassen und sich in Leistungszentren vor allem mit Burschen zu messen, löste sie damit, dass sie sich sportlich durchsetzte. „Das war nicht leicht. Als Mädchen war ich automatisch immer die Erste oder die Einzige. Jedenfalls immer Außenseiterin.“
Ehrgeizig und Workaholic, das sei sie natürlich, charakterisiert sich Schnaderbeck heute als Geschäftsfrau und Gründerin: „Aber bei aller Erfolgsmotivation – Familie und Gesundheit kommen zuerst. Prioritäten sind wichtig.“
Brand Building und Vermarktung
Schnaderbecks Sportmarketingagentur, ihre Geschäftsmodelle und Leistungen
PRO-SPECTIVE, die 2023 von Viktoria Schnaderbeck nach der Fußballkarriere gegründete Sportmarketingagentur, bietet von ihr betreuten Sportlern und Sportlerinnen zwei Arten von Leistungen an, die auch mit unterschiedlichen Vergütungs- und somit Geschäftsmodellen für die Agentur verbunden sind:
Zum einen die „klassische“ Vermittlung von Werbepartnerschaften, Sponsoren, Charity- und Marketingkooperationen als erfolgsabhängiges Provisionsmodell, „Vorarbeiten wie intensive Beschäftigung mit Athleten, um passende Partner und Themenportfolios zu finden, sowie Akquiseaufwand stehen dabei keine gesicherten Erträge gegenüber“, erklärt Schnaderbeck dieses Modell, das aber gut skalierbar ist.
Als weitere Schiene hat sie daher karrierebegleitende Beratung auf Basis von Sechs- bis Zwölf-Monate-Paketen als Fee-Modell entwickelt. Es soll Athleten auf die Karriere nach der Karriere vorbereiten und dafür positionieren, im Sinne von Brand Building: „Zukunftsprofile entwickeln, systematisch ein Netzwerke aufbauen, auch LinkedIn-Präsenz abseits der Sportblase“, so Schnaderbeck. Dazu gibt es etwa monatliche, intensive Workshops mit der Agenturchefin zur Entwicklung dieser Personenmarke.
INFO: prospective-agency.com
Der Artikel ist trend. PREMIUM vom 12. Juli 2024 entnommen.
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