Welche neuen Fähigkeiten werden zukünftige Führungskräfte entwickeln müssen? In einer aktuellen Studie werden fünf Archetypen von Führungskräften vorgestellt.
In einer sich rasant verändernden Welt stehen Führungskräfte vor immer neuen Herausforderungen. Eine aktuelle Studie des Future of Leadership Institute in Budapest, verfasst von Serban Toader, beleuchtet die notwendigen Fähigkeiten und Eigenschaften, die zukünftige Führungskräfte benötigen, um in einem hochdynamischen Umfeld erfolgreich zu sein.
Toader ist seit 2007 Senior Partner bei KPMG in Rumänien und Moldawien und Mitglied des Akademischen Beirats der Akademie für Wirtschaftsstudien. Zudem ist er Co-Gründer des Future of Leadership Institute.
Die im Mai 2024 veröffentlichte Studie "Acing Leadership of the Future: A Proposed Archetype", die auf qualitativen Interviews mit siebzehn erfahrenen Führungskräften basiert, schlägt ein neues Archetyp-Modell vor, das fünf zentrale Komponenten umfasst:
Ambiguity Surfer
Communities' Creator
Agile Strategist
Sustainability Enthusiast
Digital Humanist
Die fünf Archetypen der Führungskräfte von morgen
1. Ambiguity Surfer
Zukünftige Führungskräfte müssen in der Lage sein, Unsicherheiten und Mehrdeutigkeiten zu navigieren, ähnlich wie ein Surfer, der die Wellen reitet. Dies erfordert kritisches Denken und die Fähigkeit, widersprüchliche Informationen zu interpretieren und darauf zu reagieren.
Kritisches Denken: Fähigkeit, widersprüchliche Informationen zu interpretieren und darauf zu reagieren.
Soziale Intelligenz: Aufbau von Netzwerken und kollektiver Führung.
Mut und Neugier: Überwindung der Angst vor dem Unbekannten und Anpassung an schnelle Veränderungen.
2. Communities' Creator
Führungskräfte der Zukunft sollten nicht nur andere führen, sondern auch tiefere, authentische Beziehungen aufbauen und Gemeinschaften innerhalb und außerhalb ihrer Organisationen fördern.
Beziehungsaufbau: Förderung tiefer, authentischer Beziehungen innerhalb und außerhalb der Organisation.
Empathie und Gemeinschaftsbildung: Schaffung eines harmonischen und strategischen Umfelds durch Einbeziehung aller Stakeholder.
3. Agile Strategist
Strategisches Denken ist unerlässlich, um durch disruptive Veränderungen zu navigieren. In der Studie wird ein CEO eines Telekommunikationsunternehmens zitiert; sie betont die Bedeutung eines klaren Zwecks und Sinns. Die Rolle der Führungskraft bestünde darin, das Team von diesem Zweck zu überzeugen und das Handeln danach auszurichten. Zukünftige Führungskräfte müssten flexibel und in der Lage sein, technologische Fortschritte zu nutzen und globale Herausforderungen zu bewältigen.
Strategisches Denken: Antizipation von Veränderungen und Anpassung an technologische Fortschritte.
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Fähigkeit, sich schnell an neue Herausforderungen anzupassen und innovative Lösungen zu entwickeln.
4. Sustainability Enthusiast
Nachhaltigkeit wird zunehmend zu einem zentralen Element in Unternehmensstrategien. Ein erfahrener Bank-CEO, beschreibt, wie er seinen Fokus von der ausschließlichen Priorisierung des Shareholder-Value hin zur Schaffung von Wert für Gemeinschaften verschoben hat. Zukünftige Führungskräfte müssen verstehen, wie sie nachhaltige Praktiken in ihre strategischen Pläne und persönlichen Ziele integrieren können.
Nachhaltigkeitsbewusstsein: Integration nachhaltiger Praktiken in strategische Pläne und persönliche Ziele.
Verantwortungsbewusstsein: Verständnis der sozialen Verantwortung des Unternehmens und Schaffung von Mehrwert für alle Stakeholder.
5. Digital Humanist
Die Digitalisierung wird die Führung stark beeinflussen. Zukünftige Führungskräfte müssen die digitale und KI-Revolution anführen und die ethischen und weiterführenden Aspekte neuer Technologien einordnen. So sei es Aufgabe der Führungskraft, die Notwendigkeit der Technologie zu verstehen, zu vermitteln und gleichzeitig sicherzustellen, dass der Mensch im Mittelpunkt bleibt.
Digitale Kompetenz: Führung der digitalen und KI-Revolution unter Berücksichtigung ethischer Konsequenzen.
Menschzentrierte Führung: Sicherstellung, dass der Mensch im Mittelpunkt bleibt, trotz der Nutzung fortschrittlicher Technologien.
Authentizität bewahren
Traditionelle Führungsrollen waren oft mit Ego und Dominanz verbunden. Die Teilnehmer:innen der Studie betonen jedoch, dass zukünftige Führungskräfte authentisch sein und eine soziale und ethische Verantwortung übernehmen sollten. Eine Führungskraft aus der Telekommunikationsbranche betont, wie wichtig es sei, dass auch das C-Level transparent mit Emotionen und Grenzen umgehen sollte.
Professionelle Kompetenz demonstrieren
Ohne ausreichende professionelle Kompetenz könnten Führungskräfte scheitern. Eine Führungskraft aus der Hotellerie, betont die Notwendigkeit eines umfassenden Verständnisses des Geschäfts und der spezifischen Aufgaben. Zukünftige Führungskräfte sollten kontinuierlich lernen und sich weiterentwickeln.
Damit einhergehend wird aufstrebenden Führungskräften geraten, bessere Zuhörer zu werden und eine offene und neugierige Einstellung zu bewahren.
Bedeutungsvolle Beziehungen aufbauen
Zukünftige Führungskräfte sollten Vertrauen aufbauen und ein Umfeld schaffen, das Zugänglichkeit fördert. Aus einem Gespräch in der Studie wird deutlich, dass erfolgreiche Führung in der Zukunft grundlegend auf stabile und ehrliche Beziehungen mit dem Team aufbaut.
Führungskräfte brauchen Mut
Mutig sein lautet das Credo. Immer wieder werden in der Studie Führungskräfte zitiert, die die Bedeutung von Mut unterstreichen. Demnach sollten Entscheidungsträger:innen kalkulierte Risiken eingehen und aus Fehlern lernen. Mut und Neugier sei der Treibstoff für den Fortschritt, heißt es.
Fazit
Die Studie zeigt, dass zukünftige Führungskräfte eine Kombination aus traditionellen und neuen Fähigkeiten und Verhaltensweisen entwickeln müssen. Während Führung mit viel Verantwortung und hohen Erwartungen verbunden ist, sollte sie auch zur persönlichen Zufriedenheit beitragen. Organisationen sollten eine Kultur fördern, die es Führungskräften ermöglicht, ihre "Reise" zu genießen und ihre Rolle zu schätzen.
Zur Studie
Die Studie "Acing Leadership of the Future: A Proposed Archetype" wurde vom Future of Leadership Institute unter der Leitung von Serban Toader durchgeführt. Sie basiert auf qualitativen Interviews mit siebzehn erfahrenen Führungskräften aus multinationalen Unternehmen und erfolgreichen Unternehmern. Ziel der Studie war es, die notwendigen Fähigkeiten und Eigenschaften zukünftiger Führungskräfte zu identifizieren und ein neues Archetyp-Modell zu entwickeln.