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Stagnation in Eurozone, EZB senkt Leitzins

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©APA/APA/AFP/KIRILL KUDRYAVTSEV
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Die Europäische Zentralbank hat den Einlagesatz von 3 auf 2,75 Prozent nach unten gesetzt. Der Leitzins sinkt ebenso um 25 Basispunkte - auf 2,90 Prozent. Niedrigere Zinsen sollen auch der schwächelnden Konjunktur im Euroraum helfen.

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Es ist die fünfte Zinssenkung seit Sommer 2024, und vermutlich ist es nicht die letzte. Denn Handelskonflikte mit den USA unter Präsident Donald Trump könnten die schwache Wirtschaft im Euroraum, die im vierten Quartal 2024 stagnierte, zusätzlich unter Druck setzen. Zugleich könnten die von Trump angedrohten Zölle allerdings die Inflation anheizen, die die Euro-Währungshüter mittelfristig bei 2,0 Prozent halten wollen.

Die erneute Senkung der Leitzinsen hat Folgen für Sparer. Bekommen Geschäftsbanken weniger Zinsen für bei der EZB geparkte Gelder, senken sie die Tages- und Festgeldzinsen für ihre Kundschaft.

Die EZB senkt nicht nur den Einlagenzins, sondern auch den Zins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können: von 3,15 auf 2,9 Prozent. Niedrigere Leitzinsen stützen tendenziell die Wirtschaft: Kredite werden erschwinglicher, Firmen und Privatleute - etwa Hausbauer - kommen günstiger an Finanzierungen.

Das sollte der Konjunktur helfen. Die Wirtschaft in der Eurozone hat vor der Jahreswende auch wegen der anhaltenden Schwäche Deutschlands stagniert. Das Bruttoinlandsprodukt verharrte im vierten Quartal auf dem Niveau des Vorquartals, wie die EU-Statistikbehörde Eurostat mitteilt. Im Sommerquartal war noch ein Wachstum von 0,4 Prozent herausgesprungen. Für das Gesamtjahr 2024 ergibt sich daraus ein Plus von 0,7 Prozent in der Währungsunion.

Dass es nicht zu mehr reichte, liegt an der Dauerflaute von Europas größter Volkswirtschaft: In Deutschland schrumpfte das BIP sowohl im vierten Quartal als auch 2024 insgesamt um 0,2 Prozent. „Deutschland wird immer mehr abgehängt “, sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger.

In Frankreich fiel die Wirtschaftsleistung zwar im vierten Quartal um 0,1 Prozent, doch reichte es im Gesamtjahr immerhin zu einem Wachstum von 1,1 Prozent. Spanien gelang auch wegen des Tourismusbooms sogar ein Plus von 3,2 Prozent, während auch Italien mit 0,5 Prozent zumindest noch ein kleines Wachstum schaffte.

„In der Stagnation gefangen“

Auch 2025 dürfte Deutschland die Konjunktur in der Währungsunion bremsen. „Bislang gibt es keinerlei Erholungszeichen“, sagte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. „Die Wirtschaft ist in einer hartnäckigen Stagnation gefangen.“ Ab dem Frühjahr zeichne sich allenfalls eine blutleere Aufwärtsbewegung ab, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. „Die tiefe Strukturkrise in der Industrie und Trumps Zolldrohungen ziehen alles nach unten“.

Der seit dem 20. Jänner amtierende US-Präsident Donald Trump hatte im Wahlkampf hohe Zölle auch auf Waren aus Europa angedroht. Das würde Deutschland besonders stark treffen, sind die USA doch der größte Abnehmer von „Made in Germany“.

Das IMK nennt noch weitere Gründe für die Dauerflaute. „Die aggressive Industriepolitik Chinas setzt dem Export zu, gleichzeitig sind die Energiepreise durch die russische Invasion in der Ukraine weiter hoch“, erklärte IMK-Experte Sebastian Dullien. „Außerdem bremsen die für die aktuelle Konjunkturlage immer noch hohen Zinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) Investitionen, vor allem beim Bau.“ Die zum Jahresbeginn deutlich gestiegenen Sozialabgaben verringerten zudem die verfügbaren Einkommen und dämpften den Konsum.

Deutschland taumelt weiter, Eurozone soll sich 2025 deutlich erholen

Die deutsche Bundesregierung senkte in ihrem Jahreswirtschaftsbericht die Prognosen abermals deutlich. Nach zwei Rezessionsjahren rechnet Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nun 2025 nur noch mit einem Wachstum von 0,3 Prozent, statt der bisher erwarteten 1,1 Prozent.

Die EU-Kommission erwartet für 2025 dennoch eine leichte Konjunkturerholung in der Eurozone und ein Wachstum von 1,3 Prozent. 2026 soll es dann mit 1,6 Prozent stärker bergauf gehen.

Die EZB, die nach Einschätzung von Experten kurz vor einer weiteren Zinssenkung steht, dürfte im Laufe des Jahres weitere Schritte nach unten folgen lassen.

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