
Wifo-Chef Gabriel Felbermayr und IHS-Chef Holger Bonin
©APA/HANS KLAUS TECHTDas Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) und das Institut für Höhere Studien (IHS) sagen das dritte Rezessionsjahr für Österreich in Folge voraus. Das Wirtschaftswachstum wird 2025 um 0,3 Prozent schrumpfen.
Österreich befindet sich im dritten Rezessionsjahr in Folge. Im Dezember gingen Wifo und IHS von einem Wirtschaftswachstum von 0,6 bzw. 0,7 Prozent für 2025 aus. Nun erwarten die Institute ein Rückgang um 0,3 bzw. 0,2 Prozent. Das Budgetdefizit soll heuer erneut die Maastricht-Grenze von 3 Prozent des BIP überschreiten und trotz Sparpakets bei 3,3 Prozent (Wifo) bzw. 3,2 Prozent (IHS) liegen.
Laut Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr könnte Österreich bis 2029 in einer Wirtschaftskrise stecken und damit in einem „Jahrzehnt ohne Wachstum": „Die Krise ist hausgemacht, nicht bloß importiert“, führt der Ökonom aus. Nirgendwo in der EU ist die Wirtschaft so rückläufig wie in Österreich, so Felbermayr. Durch die gestiegenen Kosten sei die Wettbewerbsfähigkeit der Exporteure gesunken: „Die Wettbewerber haben uns abgehängt".
Die Probleme seien „großteils hausgemacht und nicht importiert", betonten unisono Felbermayr und IHS-Chef Holger Bonin.
Auf den deutschen „Doppelwumms" - dem geplanten großen Infrastruktur- und Verteidigungspaket – zu hoffen, wie es viele in der Politik derzeit tun, sei trügerisch. „Kurzfristig schadet die Ankündigung dieser Maßnahme sogar, weil die Zinsen gestiegen sind", so Felbermayr. Österreich habe diese Möglichkeit des Deficit Spendings nicht.
Anders als die türkis-rot-pinke Bundesregierung bisher verkündet hat, werden es nicht nur „zwei harte Jahre“. Harte Sparmaßnahmen werden während der gesamten Legislaturperiode erforderlich sein, betont Felbermayr. Die neue Bundesregierung sollte „in den Krisenmodus wechseln, allerdings nicht in den Panikmodus", ergänzt Bonin.
„Wenn wir Wirtschaftsleistung und Einkommen nicht ins Gleichgewicht bringen, wird es schwierig", bewürwortet der Wifo-Chef eine Abkehr von der Indizierungslogik.
Die Industrie wird heuer um drei Prozent an Wertschöpfung verlieren, rechnen Wifo und IHS vor. Die Bauwirtschaft zeigt erste Erholungssignale.
Keine Budgetnachbesserungen
Die Regierung plant trotz der düsteren Budgetprognosen keine Nachbesserung bei dem für heuer geplanten Konsolidierungspaket von 6,4 Mrd. Euro. Man wolle an dem Konsolidierungspfad festhalten, betonten Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) und Staatssekretärin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP). An zusätzliche Maßnahmen denke man nicht, „weil das genug ist“, so Marterbauer, der von einem höheren als dem vom Wifo und IHS prognostizierten Defizit ausgeht.
„Die Lage ist sehr ernst“, eröffnete der Finanzminister angesichts des dritten Rezessionsjahrs sein Statement bei dem gemeinsamen Medientermin. Man befinde sich in einer „außergewöhnlich langen Phase des Wirtschaftsabschwungs“. In Bezug auf die am Donnerstag veröffentlichten Prognosen von Wifo und IHS sei seine Vermutung, dass die Wirtschaftsforschungsinstitute die Defizite von Gemeinden und Ländern „merklich unterschätzen“ würden. Daher müsse man auf die am Montag von der Statistik Austria dazu veröffentlichten Daten warten.
Ein damit wohl unausweichliches EU-Defizitverfahren bezeichnete Marterbauer mit Verweis auf entsprechende Aussagen von Bundespräsident Alexander Van der Bellen erneut als „kein Drama“. Primär würde ein Defizitverfahren einen stärkeren Austausch mit der EU-Kommission bedeuten. Man rechne damit, dass die Entscheidung darüber auf EU-Ebene im Juni oder spätestens Anfang Juli gefällt werde, so Marterbauer.

