Alfons Haider
©beigestellt / Kurt PinterWährend auf der Seebühne in Mörbisch das moderne London für die Premiere von „My Fair Lady“ aufgebaut wird, erzählt der Generalintendant Alfons Haider, warum er schon früh sein Geld am liebsten dafür investiert hat, sich die Welt anzusehen.
Ihre Karriere zeigt, Sie können so gut wie alles moderieren. Wie gut sprechen Sie Wirtschaft?
Ich bin in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Aber den Zugang zu Geld hat mir mein Vater schon im Alter von zwölf Jahren vorgegeben, da hatte ich eine kleine Sparbüchse für Extras, und er hat zu mir gesagt: Schau dir später lieber die Welt an, als zu sparen. Und das habe ich beherzigt.
Wissen Sie noch, wofür Sie Ihr erstes selbstverdientes Geld ausgegeben haben?
Für das erste große Geld für die Chanel Saga in Frankreich habe ich eine Aktion der Air France angenommen und bin um 12.000 Schilling – für mich damals ein Vermögen – mit der Concorde geflogen. Der Wahrheit halber muss ich sagen, ich habe gefroren und mich gefürchtet.
Lesen Sie abseits der Kultur- auch die Wirtschaftsseiten?
Ich lese die sehr gerne, obwohl ich sagen muss, ich verstehe sehr wenig davon. Ich habe aber gute Freunde wie den Hannes Androsch oder die Susi Riess, die viel davon verstehen, und mit denen kann ich darüber diskutieren.
Sie haben bereits früh Karriere gemacht, bleibt die Angst, dass es auch wieder anders sein kann?
Diese Angst hat man ewig. Ein Schauspieler ist da ja ein armer Hund, bei jedem Intendantenwechsel wird die Hälfte des Ensembles ausgetauscht, egal ob am Theater oder im Fernsehen. Man hat nie Sicherheit. Vielleicht ist das auch wichtig für diesen Beruf, damit man nicht saturiert wird. Das Einzige, was ich vorsorgetechnisch gemacht habe: Ich habe früh Kranken-, Unfall- und Lebensversicherung abgeschlossen.
Investieren Sie auch in Aktien? Beschäftigen Sie sich mit der Börse?
Beim Thema Börse stellen sich bei mir leicht die Haare auf. Wenn mit Geld spekuliert wird, das Menschen gar nicht haben, und an Menschen verborgt wird, die es gar nicht gibt – noch schlimmer sind da nur noch Bitcoins für mich.
Was halten Sie denn für Ihren persönlichen Reichtum?
Dass ich das arbeiten darf, was ich immer wollte. Das ist ein Luxus. Da haben der liebe Gott, Glück und vielleicht auch meine Disziplin mitgewirkt, dass ich im fortgeschrittenen Alter, noch so einen Job bekommen habe, wo man Fantasie einsetzen und Träume umsetzen kann.
Viele Ihrer Kolleg:innen sind Werbetestimonials. Was würden Sie auch für viel Geld nicht machen?
Auch ich habe einmal Werbung gemacht, für Tafelöl, und war sieben Jahre lang der Satz: „Bona. Eine Mutter weiß warum.“ Aber da habe ich nicht meine Seele verkauft. Für politische Parteien würde ich nicht werben. Aber ich habe durch mein Schwulsein das Glück gehabt, diesbezüglich gar nicht in Gefahr zu kommen, weil bis vor ungefähr 15 Jahren hat ein Homosexueller, um es klar auszusprechen, nichts zu werben gehabt.
Wofür geben Sie gerne Geld aus? Und wofür sind Sie sich zu neidig?
Für sündteuren Alkohol war ich mir immer zu neidig. Ich köpfe höchstens zweimal im Jahre eine wirklich gute Flasche Champagner, wenn es einen guten Grund gibt. Beim Essen hält sich auch alles in Grenzen. Man kann auch exzellent zu guten Preisen essen gehen, wenn man weiß, wo. Und man kann auch exzellent zu Hause kochen.
Was investieren Sie sonst in sich? Sie sind top in Shape, aber das ist wohl nicht nur eine Geldfrage?
Das ist Disziplin, weil ich weder trinke noch rauche. Mir haben Raucher immer leidgetan, weil ich weiß, was das kostet. Abgesehen davon zeigt einem der Körper mit zunehmendem Alter, dass das nicht gescheit ist. Das Einzige, was ich mir wirklich leiste, ist zweimal in der Woche ein Training mit Personal Trainer, weil der innere Hund oft schwer zu bewegen ist.
Wollen Sie bis ins hohe Alter auf der Bühne entertainen, oder gibt’s auch Träume von der gepflegten Seniorenresidenz?
Die Seniorenresidenz sehe ich nicht. Da liebe ich Schauspieler:innen wie Dolores Schmidinger, die nicht aufhört, zu spielen, und immer wieder super ist. Viele große Kolleg:innen haben gespielt bis zum Umfallen, nicht des Geldes wegen, sondern weil sie es nicht sein lassen konnten. Und das wird mir genauso gehen. Das, was ich jetzt mache, werde ich natürlich nicht bis 90 machen, als Intendant geht man schon vorher den Leuten auf die Nerven.
Was bedeutet Luxus für Sie?
Sand und Meer. Am liebsten in Mykonos.
Und wofür würden Sie Ihren letzten Cent ausgeben?
Für ein Telefonat mit meinem besten Freund und meiner besten Freundin.
Steckbrief
Alfons Haider
Der Wiener Schauspieler, Sänger, Kabarettist und Entertainer machte sich auch als Moderator im ORF einen Namen (von Opernball bis „Dancing Stars“) und war 1998 bis 2012 Leiter der Festspiele Stockerau.
Seit 2021 ist er Generalintendant des Burgenlands für die Seefestspiele Mörbisch und den Festivalsommer auf Schloss Tabor.
In Mörbisch feiert am 11. 7. „My Fair Lady“ Premiere, auf Schloss Tabor am 1. 8. das „Weiße Rössl“.
Zur Person
Alfons Haider
Der Wiener Schauspieler, Sänger, Kabarettist und Entertainer machte sich auch als Moderator im ORF einen Namen (von Opernball bis „Dancing Stars“) und war 1998 bis 2012 Leiter der Festspiele Stockerau.
Seit 2021 ist er Generalintendant des Burgenlands für die Seefestspiele Mörbisch und den Festivalsommer auf Schloss Tabor. In Mörbisch feiert am 11. 7. „My Fair Lady“ Premiere, auf Schloss Tabor am 1. 8. das „Weiße Rössl“.
Das Interview ist der trend. edition+ vom Juni 2024 entnommen.
Zur Magazin-Vorschau: Die aktuelle trend. Ausgabe
Zum trend. Abo-Shop