Clemens Unterreiner: Kammersänger und Neointendant der Oper Burg Gars
©Kurt LöffelmannDer Staatsopernsänger und Neointendant der Oper Burg Gars hat seine Finanzen gut im Griff. Im Interview für die trend.-Serie "Sprechen Sie Wirtschaft?" erklärt er, warum er – obwohl ausgewiesener Genießer – nie über seine Verhältnisse lebt.
In der Oper, vor allem in der Operette, heißt es gern: "Was kostet die Welt?" Haben Sie Ihren Kontostand immer parat?
Ganz genau sogar. Ich muss zugeben, was Geldangelegenheiten betrifft, bin ich sehr penibel und strukturiert. Eigentlich eher untypisch für einen Künstler.
Was hat Sie denn in Sachen Geld geprägt?
Meine Eltern haben mir beigebracht, nichts zu verschwenden und auch sorgsam mit Geld umzugehen. Mein Vater war ein 1956er-Ungarn-Flüchtling, da hat die Familie alles verloren und ich wurde zu Sparsamkeit und finanzieller Selbstständigkeit erzogen. Schon als Teenager habe ich mir mein Taschengeld selbst verdient.
Wissen Sie noch, wie Sie Ihr erstes Geld angelegt haben?
Vinyl, große Operneinspielungen und Gummibärchen – ich war übrigens kein schlankes Kind.
Wie sieht Ihr Finanzplan heute aus?
Was ich mir nicht leisten kann, wird nicht gekauft. Ich lebe niemals über meine Verhältnisse. Es ist wichtig, zu wissen, was das Leben kostet. Ich arbeite ja im Luxussegment. Eine Opern- oder Konzertkarte zu kaufen, ist Luxus, den man sich gönnt. Daher ist es mir auch als neuer Intendant der Opernfestspiele in Gars wichtig, gerade jetzt nicht mit den Preisen raufzugehen, sondern eine für alle sozial verträgliche Preisgestaltung zu bieten.
Sie sind auch als begabter Geldeintreiber für Ihr Benefizprojekt "Hilfstöne" bekannt. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Weil ich als Kind von einem zum anderen Tag erblindet bin, mit negativer Prognose. Dank guter Behandlung ist es anders gekommen. Und ich bin dem Schicksal dankbar, dass ich wieder sehen kann und meinen Traumberuf ausüben darf. Deswegen habe ich mich von Anfang meiner Karriere an auch immer karitativ betätigt.
Was würden Sie auch für viel Geld nichtmachen?
Mich verbiegen oder korrumpieren lassen. Künstler werden ja gerne als Markenbotschafter genommen. Aber das muss für mich 1.000 Prozent authentisch sein. Ich würde z. B. nicht für Whiskey werben, weil ich eben Weintrinker bin. Und ich würde nie für Waffen werben.
Alles ist teurer geworden. Wo sparen Sie derzeit?
Grundsätzlich glauben ja die Leute, Opernsänger verdienen Millionen, haben nie Sorgen und baden in Champagner. Aber es ist harte Arbeit, und auch ich spüre natürlich die Teuerung. Bevor ich etwas kaufe, vergleiche ich die Preise oder nutze Aktionen. Ich gehe derzeit auch viel weniger essen und koche zu Hause.
Was halten Sie für Ihren ganz persönlichen Reichtum?
Meine Erfahrung, Stimme, Ideen, positiven Gestaltungswillen und viel Humor. Auch Gesundheit und Quality Time mit Freunden und Familie. Denn Zeit ist sehr kostbar.
Und was investieren Sie in sich selbst?
Ich investiere in mein Alltagsglück und kleines Wohlfühlambiente, in meine Gesundheit, gutes Essen und Trinken. Ich bin ein Genießer und habe mir zur Entspannung ein kleines Gartenhäuschen an einem See im Burgenland gegönnt.
Was war denn das Verrückteste, das Sie sich je geleistet haben?
Ein goldenes Seidenhemd von Dolce &Gabbana, das sündhaft teuer war, das ich aber dann nur einmal angezogen habe, weil es so unbequem war. Ein völliger Fehlkauf, aber ich habe es immer noch im Kasten.
Und was bedeutet Luxus für Sie?
Meine Leidenschaft zum Beruf gemacht zu haben und davon leben zu können.
Wollen Sie bis ins hohe Alter auf der Bühne stehen, oder gibt's Träume von der gepflegten Seniorenresidenz?
Während Corona haben wir Sänger schmerzvoll gelernt, was es bedeutet, nicht auftreten zu können, das war wie ein Pensionsschock. Da habe ich bemerkt, ich kann auch glücklich sein, wenn ich nicht auf der Bühne stehe. Deswegen freut es mich, dass ich neben meiner Sängerkarriere jetzt auch die Intendanz in Gars übernehmen kann. Aber ich habe auch noch so viele Pläne und Träume als Sänger, mir wird sicher auch im Alter nicht fad.
Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?
Für Kunst, Kultur, Charity und ein rauschendes Fest. Was mich persönlich betrifft, ich würde mir bei guter Musik eine gute Flasche Wein aufmachen und das Schicksal mit offenen Armen und einem Lächeln herzlich begrüßen.
Zur Person
Clemens Unterreiner
Der Wiener Bariton (1972) ist seit 2005 Solist der Staatsoper (nächste Prem.:"Il Trittico", 4.10. 2023), aber auch mit Liederabenden und Konzerten hat sich der Publikumsliebling einen Namen gemacht. Seit 1.9. 2023 ist er neuer Intendant der Oper Burg Gars. Am 1.10. kann man Unterreiner im Rahmen der NÖ Serenadenkonzerte auf der Burg Perchtoldsdorf mit Werken von u. a. Hugo Wolf und Franz Schubert erleben, 18 Uhr. Bereits vormerken kann man sich auch das Benefiz-Weihnachtskonzert für die "Hilfstöne": 12.12., Lutherische Stadtkirche in Wien.
Alle Termine: unterreiner.at
Das Interview ist in der trend. PREMIUM Ausgabe vom 08.09.2023 erschienen.