Gregor Seberg - Schauspieler & Kabarettist
©Jan FranklIn der Kindheit zu Sparsamkeit erzogen, hat der Schauspieler und Kabarettist Gregor Seberg bis heute in seinem Alltagsleben keinen Draht zu herkömmlichem Luxus.
Sie sind in ihren Programmen Liebhaber großer Erklärungsmodelle. Haben Sie in Sachen Geld einen unkomplizierteren Zugang? Haben Sie Ihren Kontostand immer parat?
Einen sehr unkomplizierten. Ich habe sehr früh erkannt, dass ich mir eher merken kann und will, wie viele Gnus im Schnitt auf Wanderschaft gehen, als wie viel Geld ich wo habe oder nicht. Im Gegenteil: ich freue mich oft, wenn ich in einer Jacke Geld finde beziehungsweise wundere mich, wieso in einer anderen nichts ist. Ich habe auch kein Geldtascherl. Den Kontostand habe ich nicht parat, aber ich schaue schon gelegentlich nach, wer wieder einmal zu zahlen vergessen hat.
Was ärgert Sie am aktuellen Wirtschaftssystem?
Mich treibt regelmäßig die Tatsache auf den Baum, dass ich mir in Österreich zwar offiziell aussuchen darf, bei welcher Versicherung ich mich versichern will, aber dass das nicht für die SVS gilt. Da muss ich. Dieser sehr aufgeblähte Apparat geht nicht auf die sehr divergierende Auftragslage von Künstler:innen ein, sondern fordert. Und exekutiert. Da wäre mehr Flexibilität angesagt.
Was machen Sie mit Ihrem Geld? Gibt es eine Anlagestrategie?
Darf ich mich nach meinem Lottogewinn wieder melden? Erinnern Sie mich bitte daran, zu spielen.
Sie haben Kinder. Ist das Thema finanzielle Vorsorge diesbezüglich ein Thema? Was wollen Sie denn vererben?
Ich habe nicht viele, aber extrem geile Matchbox-Autos aus meiner Kindheit nein, ernst: Klar denke ich über das nach. Aber ich versuche, schlau zu sein, und werde abwarten, was für sie das Beste ist. Und da komme ich wieder auf das Matchbox-Auto.
Was hat Sie denn familiär in Sachen Geld geprägt?
Die Extrawurstscheiben, wenn es denn welche im Kühlschrank gab, waren abgezählt. Wenn meine Schwester und ich, was unvermeidlich war, dennoch ein paar davon fladerten, wurden wir dafür bestraft. Noch heute putze ich ein aufgeschlagenes Ei gründlichst aus, denn ich glaube, ich werde von oben von der Oma beobachtet. Ich versuche, auch meinen Kindern in abgemilderter Form beizubringen, dass man Essen nicht gedankenlos wegwirft. Dass sie in einer besonders tollen Welt leben und es nicht allen so gut geht.
Hatten Sie je Geldsorgen? Und wissen Sie noch, wofür Sie ihr erstes selbst verdientes Geld ausgegeben haben?
Geldsorgen waren in meiner Kindheit das, was für andere ein Haustier war. Einfach immer präsent. Später am Anfang meiner beruflichen Laufbahn waren Geldsorgen natürlich auch immer Thema, aber ein bisschen wurscht war es mir auch. Was da war, wurde ausgegeben. Ein sehr klares Konzept. Wofür ich mein erstes selbst verdientes Geld ausgegeben habe, weiß ich nicht mehr. Da müssen sie in dem Wirtshaus nachfragen.
Alles ist teurer geworden. Wo sparen Sie derzeit?
Das soll nicht hoffärtig klingen, aber ich spare im Alltag eigentlich immer. Ich bin so aufgewachsen. Vielleicht brauche ich aber im Alltagsleben auch nicht so viel, respektive nichts Teures. Ressourcen Schonen war für mich immer schon ein Thema. Zum "herkömmlichen" Luxus habe ich keinen Draht.
Was empfinden Sie denn dann als Luxus?
In einem kleinen Lokal sitzen, einen Kaffee trinken, das Handy nicht dabei. Niemand weiß, wo ich bin.
Und was halten Sie für Ihren ganz persönlichen Reichtum?
Auch wenn das nun sehr klischeehaft klingt: Es hat nichts mit Geld zu tun. Es sind die Dinge, die zwischen Menschen passieren, zumal, wenn es sich um meine Kinder handelt.
Was war das Verrückteste, das Sie sich je geleistet haben?
Ich hatte einmal einen sehr sensiblen Maine-Coon-Kater. Sehr sensibel, aber auch sehr kräftig. Er hat verweigert, zum Tierarzt gebracht zu werden. Also habe ich mich auf eine Katzenfamilienaufstellung via abgeschnittenem Haarbüschel eingelassen. Es stellte sich heraus, dass mein Kater nicht wusste, wo er anfängt und wo er beginnt. Und dass er rot war. Das hat aber extra gekostet. Näheres gibt es in meinem mit Ali Jagsch produzierten Podcast "Sprechblasen" zu hören.
Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?
Für den von den Augen abgelesenen Wunsch eines meiner Kinder. Oder für eine gerechtere Welt.
Wollen Sie eigentlich bis ins hohe Alter Bühne und Leinwand rocken, oder gibt's schon Träume von der gepflegten Seniorenresidenz?
Also erstens werde ich, wenn ich groß bin, sowieso Naturforscher. Zweitens möchte ich probieren, ob man sich in einer Hängematte wundliegen kann. Drittens keine Zeit, muss auf die Bühne!
Steckbrief
Gregor Seberg
Der in Graz geborene Schauspieler und Kabarettist wurde einem breiten Publikum als Oberstleutnant Nowak in der ORF-Serie "SOKO Donau" bekannt, den er von 2006 bis 2017 verkörperte.
Zuletzt war er in der ORF-Serie "School of Champions" zu sehen, zudem veredelt er als Sprecher auch viele "Universum"- Folgen.
Aktuell betreibt Seberg gemeinsam mit Ali Jagsch den Podcast "Sprechblasen" und steht am 6. April 2024 wieder mit seinem Soloprogramm "Schatzkiste" auf der Bühne des "Vindobona".
Das Interview ist aus trend.PREMIUM vom 23. Februar 2024.
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