Trend Logo

Sprechen Sie Wirtschaft, Berni Wagner?

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
6 min

Berni Wagner

©Barbara Maria Hutter
  1. home
  2. Lifestyle
  3. Kunst & Kultur

Mit seinem neuen Kabarettsolo „Monster“ erweist sich der studierte Biologe wieder als schräger wie scharfsinniger Humorist. Unschlau nennt er hingegen sein Verhalten zu Geld.

von

Trend: Wie würden Sie als Verhaltensbiologe Ihr Verhalten zu Geld einschätzen?

Berni Wagner: Als ­unschlau. Ich interessier mich leider nicht von Natur aus fürs Anlegen. Aber wenigstens hab ich keine teuren Hobbys oder Leidenschaften. Meine größten Kostenpunkte sind Wohnen und Essen.

Was hätte Ihnen schon früher wer in Sachen Geld sagen müssen?

Dass es auf der Bank einfach nur immer weniger wert wird. Wobei, halt! Das haben mir eh zig Leute gesagt. Es hat mich halt nicht so interessiert.

Was ärgert Sie am aktuellen Wirtschaftssystem?

Die wachsende Ungleichverteilung. Das hält eine Gesellschaft nicht auf Dauer aus. Ein sehr reicher Mann hat es in einem offenen Brief an seine Kontostandsgenossen so formuliert: „Wenn Ungleichverteilung stetig wächst, gibt es nur zwei mögliche Endpunkte – Polizeistaat oder Revolution.“ Das anzusprechen hat nichts mit Neid zu tun. Es ist im Sinne wirklich aller.

In Ihrem neuen Programm „­Monster“ kämpfen Sie u. a. mit dem inneren Machomonster. Macht Geld Männer sexy?

Ja, genau, deshalb sind Elon Musk, Jeff Bezos und Mark Zuckerberg auch so unwiderstehliche Sexsymbole. Gut, vielleicht glauben die selber das wirklich …

Studien zufolge herrschen auch bei der Einschätzung des Finanz-Know-hows klischeehafte Rollenbilder: Mehr als doppelt so viele Männer wie Frauen schätzen ihr Wissen als hoch ein.

Leute, die glauben, besonders viel von Autos zu verstehen, bauen angeblich ja auch deutlich häufiger Unfälle. Vielleicht gibt’s da eine Parallele?

Was hat Sie denn familiär in Sachen Geld geprägt?

Meine Eltern haben statt „Das könnten wir uns leisten, aber wir wollen nicht“ immer gesagt: „Dafür haben wir nicht genug Geld.“ Also dachte ich, wir müssten jeden Cent zweimal umdrehen. Ein Missverständnis, aber vielleicht bin ich dadurch wenig ausgabefreudig.

Was halten Sie als freiberuflicher Künstler für ein gutes Investment in Sachen Vorsorge?

Ältere Kabarettisten haben mir empfohlen, in eine Eigentumswohnung zu investieren. Da geht’s aber weniger um Betongold als darum, einen günstigen Wohnort zu haben, wenn’s karrieretechnisch kracht.

Was würden Sie auch für viel Geld nicht machen?

Sachen, die zwar Geld bringen, aber dafür etwas anderes kosten, zum Beispiel Seelenfrieden, Glaubwürdigkeit oder Integrität – hoffe ich.

Was war das Verrückteste, das Sie sich je geleistet haben?

Meine Ausgabe-Hemmungen fallen etwas, wenn’s um meine Shows geht. Die verrückteste Anschaffung dafür war eine fadenscheinige Mikrochip-Konstruktion, die Pflanzen zu digitalen Musikinstrumenten machen sollte. Hat nie funktioniert und sammelt heute noch Staub im Kasten.

Und was halten Sie für Ihren ganz persönlichen Reichtum?

Dass es tatsächlich Leute gibt, die gern sehen wollen, was ich am liebsten mache: auf der Bühne stehen.

Wo sparen Sie derzeit?

Bei Lebensmittel-Markenprodukten. Ich bin ja so blöd, mir einzubilden, hie und da einen Unterschied zwischen Diskont- und Markenprodukt rauszuschmecken. Aber der Verzicht ist es mir wert – ich hab da ein paar besonders freche Preissteigerungen persönlich genommen.

Was empfinden Sie als Luxus?

Mich nicht besonders für Geld interessieren zu müssen. ­

Wofür geben Sie leichten Herzens viel Geld aus? Und wofür sind Sie sich zu neidig?

Klingt gelogen, aber: Geschenke. Ansonsten am ehesten, um Kunst zu supporten. Ich hab zig Bandshirts von Underground-Bands. Zu neidig bin ich ansonsten eh für fast alles, solang ich lang genug Zeit krieg, um zu überlegen, warum ich etwas eigentlich eh nicht brauche.

Wissen Sie noch, wofür Sie Ihr erstes Geld ausgegeben haben?

CDs! Eine war das Franz-Ferdinand-Album: „You Could Have It So Much Better“. Ich hätt mir in dem Moment aber nicht mehr wünschen können: einen langen Sommer vor sich und die Mittel für die richtige Musik – was braucht ein Teenie mehr?

Und wofür würden Sie Ihren letzten Cent ausgeben?

Wenn ich echt nur noch einen Cent hab, investier ich vielleicht doch noch in ein Anlage-Seminar. Aber dann ist es vielleicht auch schon zu spät.

Über die Autoren

Logo
Jetzt trend. ab € 14,60 im Monat abonnieren!
Ähnliche Artikel