JOHANNA RACHINGER, seit 2001 ist sie Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek.
©beigestelltDie erfolgreiche Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek hat auch in Sachen Geld eine klare Strategie. Zu Weihnachten freut sich die Wirtshaustochter aus Oberösterreich auf die traditionellen Mühlviertler Bratwürste mit Sauerkraut.
Als Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek muss man Sie nicht nach wirtschaftlicher Kompetenz fragen. Aber wie organisiert sind Sie privat in finanziellen Angelegenheiten? Haben Sie Ihren Kontostand parat? JOHANNA
Ich halte es mit einem Ratschlag aus Kindheitstagen: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Bei Geldfragen bin ich im besten Sinne konservativ, damit bin ich bislang sehr gut gefahren. Und ja, ich kenne meinen Kontostand. Moderne Hilfsmittel wie Onlinebanking sind dabei eine große Hilfe.
Was hat Sie als Wirtshaustochter noch familiär in Sachen Geld geprägt?
Dass man nie mehr ausgeben soll, als man hat, seine Rechnungen pünktlich bezahlt und sich immer etwas auf die Seite legt.
Und was machen Sie mit Ihrem Geld? Sind Sie anlagetechnisch vorsichtig oder interessiert Sie auch das Spiel an der Börse?
Ich habe sehr wohl Aktien, allerdings ist mir Diversifikation in der Geldanlage wichtig. Wenn ich in Aktien investiere, lege ich eher konservativ als spekulativ an.
Was halten Sie noch für ein sinnvolles Investment?
Green Investment halte ich für wichtig, weil es uns ermöglicht, gleichzeitig übergeordnete ökologische Ziele zu verwirklichen. Ich fühle mich mit einem gesunden Mix aus verschiedenen stabilen Anlageformen am wohlsten.
Es gibt reihenweise Ratgeber zu weiblichen Investmentstrategien. Haben Frauen Ihrer Erfahrung nach einen anderen Umgang mit Geld als Männer? Oder ist das Klischee?
Vieles davon ist Klischee, denke ich, weil rationale Argumente und Statistikzahlen geschlechtsunabhängig sind. Ich möchte aber nicht ausschließen, dass Frauen zu einer etwas langfristigeren, vorsichtigeren Zukunftsplanung neigen. Junge Frauen zu ermutigen, sich um ihre Finanzplanung möglichst früh und eigenständig zu kümmern, ist mir ein wichtiges Anliegen.
Wissen Sie noch, wofür Sie Ihr erstes selbst verdientes Geld ausgegeben haben?
Für eine zweimonatige Interrail-Reise.
Was würden Sie auch für viel Geld nicht machen?
Gegen meine feste Überzeugung handeln.
Was ärgert Sie denn am aktuellen Wirtschaftssystem?
Dass Knoblauch aus Marokko billiger verkauft wird als Knoblauch aus dem Burgenland.
Warum heißt es hierzulande immer noch: Über Geld spricht man nicht?
Das ist ein Understatement nur unter denjenigen, die immer genug davon gehabt haben.
Sie stehen für einen ausgewählten, edlen Look. Ist Stil auch eine Geldfrage?
Stil ist in erster Linie eine Geschmacksfrage, aber natürlich auch nicht ganz unabhängig von Geld. Sorgfalt und Geschmack bei der eigenen Kleidung bedeuten im Grunde Respekt vor anderen Menschen. Denn für sich alleine auf einer einsamen Insel würde sich das wohl erübrigen.
Welche Kraftquellen oder Guilty Pleasures hat die Chefin der ÖNB? Wofür geben Sie leichten Herzens Geld aus?
Bei langen Spaziergängen zum Beispiel kann ich Kraft tanken - ganz ohne Schuldgefühle. Für Theater- und Konzertbesuche, Reisen und Wellness ausgegebenes Geld habe ich noch nie bereut. Auf ein teures Auto verzichte ich hingegen gerne.
Was macht Geld mit Menschen?
Im schlimmsten Fall macht es Menschen arrogant und rücksichtslos. Im besten Fall unterstützen Vermögende auch andere, die im Leben nicht so viel Glück haben.
Was war das Verrückteste, das Sie sich je geleistet haben?
Einen alten, reparaturbedürftigen VW Käfer in Studientagen. Ich musste mehr Geld für Reparaturen ausgeben als für Benzin.
Karte oder Bargeld?
Ohne Karte kommt man heute kaum mehr aus, das ist so wie mit dem Handy. Aber ich zahle nach wie vor auch gerne mit Bargeld, man hat da seine Ausgaben besser im Blick.
Was bedeutet Luxus für Sie?
Zeit dafür zu haben, was einem wirklich wichtig ist, und sein Leben weitgehend selbst bestimmen zu können.
Was macht Weihnachten erst zu Weihnachten für Sie?
Familienbesuche, Christbaum, Vanillekipferl, Schnee und die traditionellen Mühlviertler Bratwürste mit Sauerkraut.
Wofür würden Sie Ihren letzten Cent geben?
Für Milka-Alpenmilch-Schokolade.
Das Interview ist trend. edition+ Ausgabe vom 22.12.2023 entnommen.