Der steirische Unternehmer und Multimillionär Klaus Bartelmuss ist der Mann hinter den österreichischen Musik-Stars Nick P. und Andreas Gabalier.
Der Mann ist die Antithese zu Lederhose und Heimattümelei. Er liebt die USA, Urbanität, Led Zeppelin. Mit seinem Unternehmen, einem Weltmarktführer in der Papier-Zulieferindustrie, ist er Multimillionär geworden. Und es ist eine ironische Fußnote seiner Biografie, dass sein Jugendtraum, ein richtiger Rockmusiker zu werden, ausgerechnet in die Entdeckung von Andreas Gabalier mündete. Doch erzählen wir die Geschichte von vorne.
Erbe der Papierfabrik Teufenbach
Klaus Bartelmuss war 21, als sein Vater, ein genialer Tüftler, 1981 plötzlich starb. Er und sein Bruder Heinz mussten ran, um die väterliche Firma in der steirischen 700-Seelen-Gemeinde Teufenbach zu schultern, die mit 40 Millionen Schilling doppelt so viel Schulden wie Umsatz aufzuweisen hatte. Durch Patente bei Keramik-Verschleißteilen zur Entwässerung von Papier hatte die heutige IBS Paper Performance Group aber einen hervorragenden technischen Grundstock - die Sanierung gelang. Nun erzielt das auf allen Kontinenten tätige Unternehmen 85 Millionen Euro Umsatz und beschäftigt über 500 Mitarbeiter. In der letzten Bilanz der IBS Holding stehen, inklusive Gewinnvorträgen, 13,5 Millionen Euro Gewinn. Die Holding ist zu je 50 Prozent in Händen der beiden Brüder. Das ist eine mehr als komfortable Position, um entspannt in großen Dimensionen zu denken.
Der erste Star: Nik P.
Mit der Gesundung des Unternehmens erwachte in Bartelmuss, einem ruhigen, alerten, extrem zielstrebigen Typen, wieder die einst begrabene Idee, eine CD mit eigener Rockmusik aufzunehmen. Als er sich in der Firma etwas umhörte, wer in diesem Bereich Erfahrung hatte, erhielt er die Antwort: "Wir haben eh den Presnik an der Schleifmaschin".
Nikolaus Presnik ist heute Nik P., der mit "Ein Stern, der deinen Namen trägt" eines der erfolgreichsten deutschen Lieder aller Zeiten geschrieben hat.
Als Gegenleistung für die Realisierung der Rock-Einspielung für seinen Chef wollte der Schleifer auch seine eigenen Songs einspielen. Bartelmuss, dem Schlager und Volksmusik so gar nicht lagen, gründete 1994 Stall Records.
Und es kostete über zehn Jahre Zeit und 800.000 Euro Anlaufverluste, ehe Nik P. mit der Unterstützung von DJ Ötzi die deutschsprachige Volksmusik- und Schlagerwelt eroberte. "Eine Niederlage mag ich nicht, das bin ich nicht", erklärt Bartelmuss, warum er so lange an dem Projekt festhielt. Die börsennotierten Plattenfirmen können mit ihrem Quartalsdenken da nicht mit.
Andreas Gabalier, Neffe des Versicherungsmaklers
Mit dem Erfolg seines Schützlings wollte sich Bartelmuss dann wieder mehr dem Kerngeschäft zuwenden, als ihm sein Versicherungsmakler einen weiteren Musikanten ans Herz legte: einen schüchternen jungen Mann namens Andreas Gabalier, Neffe des Maklers.
Bartelmuss zögerte anfangs - als er jedoch die Stimme des Juniors hörte, wurde er hellhörig. Und: Bartelmuss hat einen autistischen Sohn, der extrem sensibel auf Musik reagiert - bei Gabaliers Melodien spannte sich ein freudiges Grinsen über das Gesicht des Filius.
Dass dann der Erfolg so schnell und in dieser Dimension kommen würde, "damit haben auch wir nicht gerechnet", bekennt der Produzent und Manager, aber er sagt auch: "Andreas hat die Größe, ein Udo Jürgens oder Peter Alexander zu werden."
Kurzzeit-Kooperation mit Universal Music
Weil er finanziell unabhängig ist, kann Bartelmuss unorthodoxe Wege gehen - und tut das auch. Nicht immer zur Freude von Universal: Lagen die Verlagsrechte der ersten beiden Gabalier-CDs je zur Hälfte bei Stall Records und Universal, hat sie Bartelmuss nun wieder zur Gänze - er fühlt sich auch gegen einen Major in der Position des Stärkeren. "Bartelmuss managt Gabalier supercool", zieht Universal-Austria-Chef Hannes Eder den Hut.
Gabalier, ein globaler Star?
Seine Medienstrategie mit Gabalier-Auftritten in Elite-Formaten wie "Der Spiegel" oder "Markus Lanz", ist auch darauf zurückzuführen, dass er mit Boulevardmedien keine guten Erfahrungen gemacht hat. Er konnte es sich sogar leisten, Didi Mateschitz's Anfrage für eine fixe Moderation von Gabalier im Mateschitz-Sender Servus TV bei einem gemeinsamen Abendessen im Salzburger Hangar-7 des Red-Bull-Gründers zurückzuweisen.
Über den Expansionsplan gibt es klare Vorstellungen: Nach einer Deutschland-Tournee mit geplanten 40 Konzerten 2013 soll im Jahr darauf schon ein Film dran sein. Inhalt: womöglich Gabaliers Lebensgeschichte. Produzent: ziemlich sicher Bartelmuss.
"Durch die Internationalität meines Unternehmens habe ich überall Kontakte", sagt der im schwarzen Hemd zum trend-Termin in einer Wiener Café-Bar gekommene Steirer. Und diese Kontakte nutzt er auch für seine Plattenfirma, wo immer es geht. Der Sohn des IBS-Firmenvertreters in Südafrika spielt in einem Trio à la Scissor Sisters - bei Stall Records im steirischen Teufenbach wurde die südafrikanische Band nun unter Vertrag genommen. In Peking, Shanghai, Singapur, besonders aber in den USA lotet Bartelmuss schon Chancen für Gabalier aus. "Er ist ein Charakter, auf den die Amerikaner abfahren", ist er sich sicher. Und wenn eine Gesangs-Kooperation für den Markteintritt, "warum nicht mit Kid Rock, AC/DC oder Shania Twain?"
Klaus Bartelmuss - Produzent, Manager und väterlicher Freind
In China, wo IBS ebenfalls tätig ist, hat der Unternehmer das Material für die 100.000 rot-weiß karierten Stofftücher eingekauft, die als Gabalier-Fan-Artikel Nummer eins wie die warmen Semmeln weggehen. Natürlich sind Bartelmuss und Sepp Adlmann, der umtriebige Promotor und Booker, längst mehr als bloß Geschäftspartner von Gabalier. "Väterliche Freunde" nennt es Bartelmuss.
Dazu gehört auch, dass die Finanzmanager von IBS für Gabalier stets als Ratgeber zur Verfügung stehen. Denn mit dem Erfolg sind auch die materiellen Träume größer geworden, sein Mentor versucht da gegenzusteuern. Bartelmuss: "Wenn er sich schon wieder ein Motorrad kaufen will, dann werde ich grantig und sage ihm: Kauf dir doch lieber eine Wohnung!"
Das Firmennetzwerk rund um Gabalier und Nik P. behält er aber in fester Hand. Am Ende lehnt er sich zurück, fixiert das Gegenüber, nippt an seinem Illy-Kaffee und grinst: "Ich bin ziemlich frei in meinem Kopf."