Michael Dangl, Schauspieler
©beigestelltIm Theater in der Josefstadt steht Publikumsliebling Michael Dangl gerade als Raimunds „Menschenfeind“ auf der Bühne. Privat hat er aus Liebe schon viel Geld „verbrannt“.
Zur Saisoneröffnung im Theater an der Josefstadt spielen Sie in Raimunds „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ den Herrn von Rappelkopf, reich, aber unzufrieden. Belastet Besitz?
Nein, aber er ersetzt keine inneren Werte. Rappelkopfs Rasen zeugt von einer emotionalen Verzweiflung und Leere. Geld ist nicht sein Problem – aber eben auch nicht sein Trost.
Haben Sie einen unkomplizierten Zugang zum Geld? Wissen Sie am Monatsende, wohin ihr Geld geflossen ist? Haben Sie Ihren Kontostand immer parat?
In einer Lebensphase, als schon die Monatsmitten finanziell schwer waren, ist die Unkompliziertheit verloren gegangen. Die kommt nicht wieder. Ja, ich weiß im Wesentlichen, wo das Geld hingeht. Und den Kontostand hat mein Assistent George parat.
Letztendlich ist auch die Kunst ein hartes Business. Sind Sie ein guter Verhandler in eigener Sache?
Miserabel. Ich bin in allem schlecht, was mich im Innern nicht interessiert.
Was ärgert Sie am aktuellen Wirtschaftssystem?
Die autokratische, diktatorische Herrschaft des Gelds, des Konsums, die einen beständigen sozialen Klimawandel zur Folge hat – zur Kälte hin.
Sie waren schon in jungen Jahren erfolgreich, sind Autor, Kammerschauspieler und Ensemblemitglied im Theater in der Josefstadt. Was leisten Sie sich heute, was früher nicht ging?
Was ich mir leiste, ist, manchmal Nein zu sagen. Aber immer mit schlechtem Gewissen.
Ist Vorsorge bzw. eine gewisse finanzielle Absicherung ein Thema in Ihrem Leben oder sind Sie eher der Typ Risiko?
Beides. Ich bin ein ängstlicher Hasardeur und ein verschwenderischer Geizhals. In diesem Widerspruch habe ich gelernt, zu leben.
Wie legen Sie Ihr Geld an? Interessiert Sie auch das Spiel an der Börse oder Bitcoins?
Vade retro, satana.
Schon ihre Eltern hatten eine Theatergruppe. Was hat Sie familiär in Sachen Geld geprägt? Und was geben Sie Ihrer Tochter diesbezüglich weiter?
Sie haben sie immer noch, mit 88 und 80. Und Reisen war ihnen immer wichtiger als die Villa. Sie haben mir früh für viel Geld viel von der Welt gezeigt. Beigebracht, dass die Welt ein wunderbarer Ort ist. Bis jetzt konnte ich meine Tochter, hoffe ich, auch davon überzeugen.
Was hätte Ihnen denn schon früher wer in Sachen Geld sagen müssen?
Wenn du es nicht liebst, wird es dich auch nicht lieben.
Was wollen Sie vererben bzw. hinterlassen?
Bücher (eigene), Filme (selbst gedrehte), Erinnerungen an Theater- und Konzertabende und an ein paar gute Stunden mit mir. Ideelles. Wenn Materielles dabei ist – umso besser.
Was halten Sie für Ihren persönlichen kleinen Reichtum? Also was macht ihr Leben besser?
Zum Beispiel: in Venedig auf der Piazza San Marco essen und trinken, worauf ich Lust habe. Im „Café Florian“ in der Sonne und mit dem Gesicht zur Kapelle – weil sich das gehört. Einmal im Jahr. Manchmal auch zweimal. Lachen, wenn etwas absurd teuer ist.
Wofür geben Sie sonst leichten Herzens viel Geld aus? Reisen, gutes Essen, teure Weine, Kunst, Autos?
Gute, unaufdringlich elegante Hotels schmeicheln mir sehr. Für Qualität in den genannten Dingen bin ich überhaupt empfänglich. Interessant, dass man einzig bei Medikamenten nie nachdenkt, ob sie es wert sind. Weil die Gesundheit eben über allem anderen steht.
Was würden Sie als Künstler auch für viel Geld nicht machen?
Interviews ohne Honorar. Würde ich für viel Geld nicht machen.
Was war das Verrückteste, das Sie sich je geleistet haben?
In emotionalen Turbulenzen, vor allem aus Liebe, habe ich viele verrückte Sachen gemacht und viel Geld in den Feuern dieser Leidenschaften verbrannt. Für Reisen, für Geschenke … in diesem Punkt kommt die Liebe der Gesundheit nahe.
Was ist der größte Luxus für Sie?
Mit meinen Liebsten zusammen zu sein. Und mit Menschen auf einer Bühne zu sein. Und von zu Hause abzureisen, ohne genau zu wissen, wohin die Reise geht.
Macht Geld Männer sexy?
Kann sein, ist aber armselig.
Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?
Einen Brillant für meine Frau.
Das Interview ist der trend. PREMIUM Ausgabe vom 6.9.2024 entnommen.
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