Der mit dem Grimme-Preis und dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnete Entertainer Oliver Polak ist als Stand-up-Comedian wie als Schauspieler oder Talkshow-Host erfolgreich.
©beigestellt / Gerald von ForisDer deutsche Stand-up-Comedian und Autor Oliver Polak, der gerade für seinen neuen Podcast „Polaks Schlagertalk“ gefeiert wird, redet gern Klartext. Über Geld spricht er nicht so gerne.
Als Comedian wie Autor oder Talkmaster ist für Sie kein Thema tabu: vom wieder erstarkenden Antisemitismus über die eigenen Depressionen bis zur pseudowoken Bewegung. Wie unangenehm ist das Thema Geld für Sie? Haben Sie Ihren Kontostand immer parat?
Den Kontostand habe ich immer auf dem Zettel, wohin das Geld geflossen ist, leider nicht. Mein Vater war ein sehr großzügiger Mensch, als ich klein war, gab es keinen Anlass, keine Gelegenheit, wo er nicht die Rechnung in Restaurants übernahm, wenn wir mit Freunden oder Bekannten aus waren. Das habe ich blind übernommen. Ich habe kein wirkliches Verhältnis zum Geld.
Warum heißt es immer noch: Über Geld spricht man nicht?
Es heißt auch „Spaß beiseite“, „Schluss mit lustig“ oder „Zum Lachen in den Keller gehen“ – ich weiß nicht, wo die Ursprünge dieser Redewendungen liegen, bei letzteren bekommt man zumindest eine Idee davon, warum es den Deutschen so schwer fällt zu lachen. Ich spreche nicht über Geld, ist mir unangenehm.
Wie viel Humor haben Sie denn angesichts von Teuerung und multipler Krisen? Und was ärgert Sie am aktuellen Wirtschaftssystem?
Die kapitalistische Manipulation der Menschen. Humor ist der einzige Weg, die Unerträglichkeit des eigenen oft jämmerlichen Daseins zu akzeptieren. Am irrsinnigsten finde ich diese Scannerkassen in den Supermärkten, wo ich mich selbst abkassieren soll. Die Computer und Scanner funktionieren fast nie und treiben dich in den Wahnsinn, stehlen deine Zeit, du arbeitest quasi plötzlich in dem Laden, obwohl du nur einkaufen wolltest. Du bist einer enormen Stresssituation ausgesetzt, weil ja auch noch Leute hinter dir in der Schlange warten und sich aufregen, dass es nicht schneller geht. Die Preise werden allgemein teurer, und eigentlich müsstest du Rabatt bekommen oder ein Minigehalt, da du deren Job übernimmst und sie Personal einsparen.
Was machen Sie denn mit Ihrem Geld? Ist Vorsorge ein Thema?
Ich versuche immer wieder, etwas zur Seite zu legen, aber meistens liegt das dann da nicht lange.
Was halten Sie aktuell für ein gutes Investment?
Menschlichkeit.
Wissen Sie noch, was Sie mit Ihrem ersten selbstverdienten Geld gemacht haben?
Ich habe morgens am Strand auf Sylt im Sommerurlaub als kleiner Junge Muscheln gesammelt, die dann am Nachmittag am Holzsteg an der Promenade verkauft, das ganze zwei Wochen lang. Ich war der Muschelverkäufer Number one auf Sylt, Muschel-Boy, an mir kam keiner vorbei. Am Ende des Urlaubs konnte ich mir ein Steiff-Kuscheltier leisten.
Was halten Sie für Ihren ganz persönlichen Reichtum? Was macht ihr Leben besser?
Reichtum ist für mich nichts Finanzielles, sondern Seelenruhe, meine Freunde, die Freiheit, zu reisen und auf Konzerte gehen zu können.
Sie tragen bevorzugt Balenciaga und Adidas. Wie viel investieren Sie in Mode?
Ich faste seit einem Jahr. Ich hatte mir die Jahre zuvor zu viel gekauft. Es ist genug da. Und apropos, Adidas ist over, fragen sie mal die deutsche Nationalmannschaft und Kanye West.
Wofür geben Sie sonst gerne Geld aus?
Für gute Restaurants, damit meine ich nicht teure Lokale, sondern solche mit Seele. Gute Orte wie die „Brasserie Lipp“ in Paris, „Katz’s Delicatessen“ in New York. Und das Gulasch im Wiener Lokal „ Anzengruber“, fast so gut wie die Witze des Inhabers. Lediglich zu viele Schauspieler zur späten Stunde. Da halte ich es wie die österreichische Band Kreisky in ihrem Song „Scheiße, Schauspieler“.
Was würden Sie als Künstler auch für viel Geld nicht machen?
Mit Antisemiten oder Lisa Eckhart eine Bühne teilen. War das jetzt Tautologie oder Satire?
Alles ist teurer geworden. Wo sparen Sie derzeit?
Schokolade, seitdem ich meine Diabetesdiagnose bekommen habe.
Was war das Verrückteste, das Sie sich je geleistet haben?
Einen Sessel für 4.500 Euro, allerdings erfuhr ich später, dass George Clooney den anderen in seiner Villa in Italien stehen hat. Das heißt, falls wir zusammenziehen sollten, wären die Sessel auch wieder vereint.
Macht Geld Männer sexy?
Männer denken das. Das Wesen des Mannes ist nicht sexy. Frauen mit Hunden sind sexy.
Was bedeutet denn Luxus für Sie?
Nichts, er lenkt dich ab von der Auseinandersetzung mit dem wahren Leben … sagt der Typ mit dem 4.500-Euro-Sessel.
Und wofür würde dieser Typ seinen letzten Cent ausgeben?
Wenn es gehen würde, dafür, noch einmal Udo Jürgens live zu erleben.
Das Interview ist trend. PREMIUM vom 12. April 2024 entnommen.
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