Ronald Kodritsch, Maler
©beigestelltDer Künstler Ronald Kodritsch setzt nicht nur in seinem genreübergreifenden Œuvre auf Humor.
Skurrile Hundeporträts, Bikinimädchen – Humor, Wortwitz und die Beschäftigung mit dem vermeintlich guten Geschmack spielen eine wesentliche Rolle in Ihrer Arbeit. Ist Ihnen in Sachen Geld je der Schmäh ausgegangen?
Ich hatte einmal ein Problem mit einem Galeristen, der mich mit einem kleingedruckten Verweis im Kommissionsschein um Geld bzw. Kunstwerke geprellt hat, und ich musste meine Wut darüber loswerden und habe eine Voodoo-Puppe mit seinem Konterfei gefertigt. In den Bauch der Puppe habe ich den Knebelvertrag eingearbeitet, den er mir untergejubelt hat. Prinzipiell glaube ich, dass ich ganz gut mit wenig oder aber auch mit viel Geld umgehen kann. Wenn man das als Künstler nicht kann, tut man sich wirklich sehr schwer.
In Ihrer Bio steht: „Lebt als Maler in Wien und arbeitet viel.“ Verdienen Sie auch dementsprechend?
Tatsächlich ist das ein ziemlicher Spagat zwischen Künstler und Geschäftsmann, vor allem, wenn Sammler oder Kunsthändler ins Atelier kommen. Man muss dann unabhängig von Sympathien seinen Verkaufspreis behaupten können. Ich habe auch schon Arbeiten nicht verkauft, obwohl ich das Geld gebraucht hätte, weil der Sammler sparen wollte. Ich denke, man muss als Künstler viel arbeiten, um gut zu werden. Ich experimentiere regelmäßig, verwerfe vieles wieder, übermale alte Bilder, dann landet wieder etwas im Müll, und hin und wieder gelingt mir ja auch was, und schon kommt dann mit dem nächsten Bild wieder das nächste Problem. Es ist wie im Horrorfilm. Es hört nie auf.
Wie interpretieren Sie „Malen nach Zahlen“?
Bezahlt ist die Arbeit erst, wenn das Geld am Konto gelandet ist. Geld am Konto beruhigt die Nerven, und es ist besser, mit einem solchen Gefühl ins Atelier zu gehen als sorgenvoll.
Wie wichtig ist Ihnen denn finanzielle Absicherung?
Natürlich versuche ich, Geld auf der Seite zu haben, ich habe ja kein fixes Einkommen, und es gibt keine Garantie dafür, dass ich im nächsten Monat etwas verdienen werde. Da ich immer wieder Kunst gekauft habe, sehe ich das auch als Anlage. Ob das sicher ist, ist nie ganz sicher, aber es bereitet mir Freude. Und ein Bild an der Wand oder eine Skulptur im Garten sieht einfach besser aus als ein Bitcoin.
Was nervt Sie am Kunstmarkt?
Früher galt man als Künstler eher als Vertreter einer brotlosen Spezies, mittlerweile hat sich das aber geändert, und der schicke Kunstmarkt mit internationalen Messen hat dafür gesorgt, dass Kunst ein Wirtschaftsfaktor geworden ist. Mich betrifft das aber nicht wirklich, aber man muss damit leben, dass große Sammler ihre erworbene Kunst nicht einmal auspacken, sondern ins zollfreie Lager in die Schweiz oder sonst wohin schicken. Prinzipiell okay, wenn man mit Kunst spekuliert. Internationale Sammlungen waren bis vor Kurzem inhaltlich auch nahezu angeglichen, das verändert sich gerade, wird divers. Das ist erfreulich und ein Fortschritt.
Was hat Sie familiär in Sachen Geld geprägt?
Ich bin nicht sehr wohlhabend aufgewachsen, wir hatten genug zu essen, aber Luxus gab es nicht. Wir konnten uns kein Puch-Zwölfgangrad leisten, sondern die Billigvariante RWC, aber das hat mich nicht gestört, auch nicht, dass meine Trainingshose keine drei Streifen hatte, sondern nur zwei. Das habe ich auch meiner Tochter zu vermitteln versucht, dass es nicht darauf ankommt, das Gleiche zu haben wie die anderen, und dass es wichtig ist, sorgsam mit Geld umzugehen.
Was halten Sie denn für Ihren ganz persönlichen Reichtum?
Dass ich meine Hirngespinste umsetzen kann und ich noch dazu Geld dafür bekomme.
Wofür geben Sie leichten Herzens Geld aus?
Mittlerweile gebe ich gerne Geld für gutes Essen und guten Wein aus, das war früher nicht so wichtig. Auch die Hotels sind mit der Zeit besser geworden. Was Mode betrifft: Ich habe für diverse Veranstaltungen ein paar schöne Anzüge und denselben Ledermantel wie Keith Richards. Die restliche Zeit stecke ich in meiner Malermontur.
Was war das Verrückteste, das Sie sich je geleistet haben?
Ich habe vor 16 Jahren eine Ruine am Land gekauft und sie mit sehr viel Selbstaufopferung saniert. Manchmal dachte ich schon, die Konkurrenz hätte mir das Haus verkauft, weil ich so viel Zeit damit verbracht habe, aber mittlerweile bin ich sehr froh darüber, dass ich dort nicht nur einen Rückzugsort, sondern auch einen Arbeitsplatz habe.
Und was würden Sie auch für viel Geld nicht machen?
Aufhören mit der Kunst.
Das Interview ist trend. PREMIUM vom 23. August 2024 entnommen.
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