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Schaulaufen der 90er-Jahre-Stars beim Filmfestival Venedig

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In ihrem Element: Pitt und Clooney auf dem Red Carpet
©APA/APA/AFP/ALBERTO PIZZOLI
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Es gibt Stars, zwischen denen die Chemie stimmt, wenn sie aufeinandertreffen. Und es gibt welche, die sich am besten möglichst aus dem Weg gehen. Brad Pitt ist beim Filmfest Venedig dieses Jahr mit beiden Varianten konfrontiert. Mit "Wolfs" hat der 60-Jährige dort seinen neuen Film mit seinem langjährigen Freund George Clooney vorgestellt. Gleichzeitig hat das Festival alles dafür getan, dass er nicht auf seine Ex-Frau Angelina Jolie trifft.

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Pitt, Clooney und Jolie sind nur einige der seit den 1990ern berühmten Hollywood-Stars, die dieses Jahr in Venedig ihre neuen Filme zeigen. Auch Nicole Kidman, Winona Ryder, Jude Law und Adrien Brody sorgen dafür, dass sich die Filmfestspiele dieses Mal wie ein Revival der 90er und frühen Nullerjahre anfühlen. Zur Halbzeit des Festivals werden einige von ihnen schon als Oscar-Kandidaten gehandelt. Erste Anwärter auf Festivalpreise gibt es ebenfalls.

Zum Beispiel Adrien Brody. In Venedig feierte das Historiendrama "The Brutalist" Premiere. Brody spielt darin eine Rolle, die wegweisend für seine Karriere sein dürfte. Über 20 Jahre nach seinem Oscar-Gewinn für "Der Pianist" setzt er sich in "The Brutalist" wieder mit den Folgen des Holocaust auseinander.

Er spielt einen talentierten jüdischen Architekten aus Ungarn, der in den USA ein neues Leben beginnen will, nachdem er den Holocaust überlebt hat. Immer wieder kommt dieser Mann namens László Tóth dem "American Dream" ganz nahe. Während er langsam wieder Ansehen als Architekt gewinnt, hat er gleichzeitig mit seiner Vergangenheit und einer Opium-Abhängigkeit zu kämpfen. Und mit einem unberechenbaren, reichen Geschäftsmann, von dem er abhängig wird.

Brody verleiht dem Charakter in diesem beeindruckenden, dreieinhalbstündigen Mammutfilm von Brady Corbet eine erschütternde Tiefe. Kritikerinnen und Kritiker sind sich einig: Es ist seine beste Rolle seit Jahren. Eine Auszeichnung beim Festival ist denkbar.

Am meisten gesprochen wurde aber wohl über Nicole Kidman, die im Erotikdrama "Babygirl" eine furchtlose Performance abgibt. Die 57-Jährige verkörpert eine Frau, die lange unterdrückte sexuelle Wünsche auslebt. "Babygirl" erzählt aus einem neuen, weiblichen Blickwinkel über Lust. Und davon, was in einer Familie und Beziehung passieren kann, wenn man nicht offen miteinander spricht.

Das Publikum sieht Kidman auf dem Boden kniend aus einem Schälchen Milch trinken. Sieht dabei zu, wie sie sich Botox, Hyaluronsäure oder etwas anderes Gesichts-verjüngendes spritzen lässt. Und immer wieder sieht man sie beim Sex. Gleich zu Beginn des Films masturbiert ihre Figur heimlich auf dem Zimmerboden zu einem Porno, nachdem sie beim Sex mit ihrem Partner den Orgasmus nur vorgetäuscht hatte.

Der Film der niederländischen Regisseurin Halina Reijn spaltete das Publikum. Viele waren begeistert. Und manche weniger: Ein verärgerter Zuschauer rief nach einer der Vorführungen im Kinosaal laut "Schande!". Eine Auszeichnung mit dem Goldenen Löwen unter dem Jury-Vorsitz von Isabelle Huppert ist denkbar. In "Die Klavierspielerin" spielte sie einst eine Frau, die ähnlich wie Kidmans Figur sadomasochistische Tendenzen hat.

Angelina Jolie dürfte mit ihrem neuen Film die Oscar-Nominierung sicher sein. Sie verkörpert im Wettbewerbsfilm "Maria" die Opernsängerin Maria Callas in ihren letzten Lebenstagen. Jolie zeigt Callas als depressiven, medikamentenabhängigen Weltstar, der selbst zu Hause die Maske nicht ablegen kann.

Die 49-Jährige hat dafür monatelang das Singen trainiert, im Film wurde Callas' Gesang dann speziell mit ihrem abgemischt. Nach der Premiere bejubelte das Publikum die US-Amerikanerin, die länger nicht mehr in einer großen Kinorolle zu sehen war. Jolie zeigte sich sehr bewegt und hielt ihre Tränen nicht zurück.

Die Wettbewerbsfilme der ersten Tage waren ansonsten vielseitig, einige von ihnen schlugen auch politische Töne an. So etwa "The Order": Jude Law verkörpert in dem fesselnden Thriller einen FBI-Agenten, der gegen eine Neonazi-Bande in den USA kämpft. Und dann kam mit "Wolfs" das Dream-Team des Festivals.

Brad Pitt und George Clooney spielen in der Actionkomödie von Jon Watts zwei kriminelle Tatortreiniger, die wider Willen zusammenarbeiten müssen. Der Film hat den leicht albernen Witz, den man von anderen gemeinsamen Filmen der beiden Hollywood-Stars kennt ("Ocean's Eleven"). Es reicht schon ein besonderer Blick von Pitt, ein Zögern und eine hochgezogene Augenbraue, und der Saal lacht. Die beiden Protagonisten müssen einen vermeintlich toten jungen Mann verschwinden lassen, der plötzlich wieder aufwacht.

"Was soll das, sind wir zurück in den 90ern?", fragt dieser die in die Jahre gekommenen Leichenbeseitiger an einer Stelle. Er stellt damit eine Frage, die über dem ganzen Festival schwebt.

Allgemein ist die Promi-Dichte dieses Jahr besonders hoch. Das führt dazu, dass einige Fans sogar am roten Teppich übernachten. Ausgestattet mit Mini-Ventilatoren und bunten Regenschirmen hoffen sie, Selfies mit ihren Idolen zu machen. Die Stars kommen diesem Wunsch gerne nach. Nach einem Hollywood-Streik, der allen noch in den Knochen steckt, scheinen sie den Fokus auf sich und ihre Filme zu genießen.

Außerdem ist es besonders heiß. Was etwa Leonie Benesch - eine der wenigen deutschen Schauspielerinnen, die dieses Jahr nach Venedig gekommen sind - zu der Sorge veranlasst, sich eine Sehnenscheidenentzündung zu holen. Weil sie den Fächer dieses Mal gar nicht aus der Hand legen kann.

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