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Starentertainer Harald Schmidt, der gerade an der Wiener Volksoper spielt, über familiäre Prägung, Kryptowährung und Cash-Karma.
Sie spielen in der Volksoper im „Weißen Rössl“ den Prof. Dr. Hinzelmann, einen schwäbischen Sparmeister auf Sommerfrische. Haben Sie privat eine leichtere Hand fürs Geld?
Schnorrer bin ich keiner, ich zahle immer alles. Ich frage auch nie nach Sonderpreisen, weil ich selbst auch keine Sonderpreise mache. Aber ich staune oft, welche Kollegen da für ein Upgrade im Hotel zwei Parkhäuser einweihen.
Was hat Sie familiär in Sachen Geld geprägt?
Bei uns war der wichtigste Satz: „Das können wir uns nicht leisten.“ Mein Vater war als Angestellter Alleinverdiener, und meine Mutter hat sich um die Familie gekümmert. Wir hatten auch kein Auto. Ich war der Erste in der Familie, der einen Führerschein gemacht hat. Wir sind aber jedes Jahr in Urlaub gefahren, ans Meer, in die Schweiz, überallhin, aber immer mit dem Zug. Und wir sind nicht essen gegangen, wir haben Brote geschmiert. Es war klar, dass vieles für uns nicht in Frage kommt.
Zur Person
Harald Schmidt, 67. Mit der „Harald-Schmidt-Show“ hat der deutsche Moderator und Kabarettist schon in den 90er-Jahren TV-Geschichte geschrieben. Mittlerweile ist der millionenschwere Vater von fünf Kindern, der seit über 30 Jahren mit Partnerin Ellen Hantzsch liiert ist, eher als Schauspieler im ZDF-„Traumschiff“ oder auf Theaterbühnen zu sehen, und nur in Rollen, die ihm Spaß machen - etwa auf der Bühne der Volksoper im „Weißen Rössl“.
Hat Sie das vorsichtig im Umgang mit Geld gemacht?
Ja. Ich hatte noch nie mein Konto überzogen. Das wäre für mich ein Graus. Ich habe mir auch erst eine Wohnung gekauft, als ich sie fast komplett ausbezahlen konnte. Und ich habe auch noch sehr, sehr lange mit meinen Ausgaben auf dem Level gelebt, wie ich aufgewachsen bin, als ich mir schon ganz anderes hätte leisten können.
Haben Sie das auch Ihren Kindern vermittelt?
Absolut. Es gab für die Kinder erst mit 14 ein iPhone. Und ich habe klargestellt: Ich zahle jedem Kind eine Ausbildung, und sie können machen, was sie wollen. Aber was es nicht gibt, sind fünf verschiedene Sachen anfangen, und dann am Ende ist man Pressebeauftragter vom Vater.
Bei vielen erfolgreichen freischaffenden Künstler:innen bleibt die Angst, dass es auch wieder anders sein kann. Was war Ihre finanzielle Vorsorgestrategie? Schätzen Sie in Sachen Investment eher den Thrill, das Spiel an der Börse? Bitcoins?
Von Krypto lasse ich völlig die Finger, das ist mir zu sehr gezockt, auch wenn ich sehe, wo der Bitcoin gerade steht. An der Börse bin ich sehr aktiv, das macht mir Spaß, aber ich gehe nicht ins Risiko, ich habe alles in ETFs. Bei mir geht es darum, die wenigen Ersparnisse zu stabilisieren, damit die im Alter und für die Kinder, die ja noch in der Ausbildung sind, reichen. Aber die Existenzängste haben auch mich sehr lange nicht verlassen. Ich hatte immer einen Plan B, wenn es mit dem Fernsehen nicht klappt, wieder auf Kabarett-Tournee oder an ein Theater zu gehen. Das gilt natürlich in der Branche sehr schnell als spießig, aber ich kenne die Kollegen, die Schweißausbrüche kriegen, wenn sie einen Brief vom Finanzamt bekommen, weil sie in all den Jahren den Unterschied zwischen Brutto und Netto noch nicht begriffen haben.
Haben Sie Ihren letzten Willen schon gemacht?
Natürlich habe ich ein Testament gemacht. Ich habe alles geregelt, schon allein, um eine Erbengemeinschaft zu vermeiden. Der klassische Fall ist ja der: Es wird ein Haus vererbt, einer will es verkaufen, und die vier anderen Erben haben nicht das Geld, um ihn auszuzahlen.
Was wollen Sie denn darüber hinaus hinterlassen? Ein Best-of Ihrer Sketches, die schönsten „Traumschiff“-Folgen?
Bei mir bleibt nur leicht aufzuteilendes Barvermögen. Alles andere wird rechtzeitig vernichtet, das ist doch nur Zeug, das vollstaubt. Das braucht man auch gar nicht mehr, denn es ist ja mittlerweile alles im Internet.
Schnelle Autos, teure Anzüge? Gibt es Guilty Pleasures, für die Sie leichten Herzens viel Geld ausgeben?
Ich habe noch 25 Anzüge aus meiner Fernsehzeit, die trage ich schon so lange, die sind schon wieder modern geworden. Ich werde mir in diesem Leben keinen Anzug mehr kaufen. Ich lasse zum Beispiel auch Hemden reparieren, ich habe eine geniale Schneiderin, da komme ich mir vor, als wäre ich Angehöriger des englischen Hochadels. Ich habe auch eine BahnCard 100. Ich bin viel grüner als der grünste Grüne, ohne grün zu sein.
Was war denn das Verrückteste, das Sie sich je geleistet haben?
Wie alle Neureichen hatte ich ein Ferienhaus auf Mallorca. Traumhaft! Mit einem direkten Zugang zum Meer. Nach einem Jahr habe ich es wieder verkauft, denn ich kam aus dem Haus und musste Autogramme geben. Und ich habe bemerkt, dass ich überhaupt kein Ferienhaustyp bin. Ich wohne sehr gerne in Hotels, ich will mich um nichts kümmern. Ich habe das Haus mit großem Verlust verkauft, das war wirtschaftlich schlimm. Wenn ich es behalten hätte, wäre es bei der aktuellen Immobiliensituation auf Mallorca ein Riesengewinn. Aber eine Erfahrung von mir ist: Wenn einen Dinge belasten, muss man sie loswerden. Seitdem mieten wir die tollsten Ferienhäuser, die großteils durch Scheidung auf den Markt kommen, weil meistens die Frau das Haus bekommt, es aber dann nicht erhalten kann und vermieten muss. Das kostet einen Bruchteil, und ich sage bei der Abreise nur zum Vermieter: Hier sind die Schlüssel, und die Ameisenstraße unter dem Küchenfenster haben Sie sicher schon gesehen …
Das heißt, es gibt auch keinen Traum von der gepflegten Seniorenresidenz? Wie lange wollen Sie denn auf Bühne stehen?
Wenn man aufhört, geht es ganz schnell abwärts. Auch im Kopf. Man muss was machen. Aber ich habe auch keine Hobbys. Mein Beruf ist mein Hobby. So eine schöne kleine Rolle wie an der Volksoper ist für mich sensationell, zudem bin ich wochenlang in Wien, also ein absoluter Traum.
Was bedeutet denn Luxus für Sie?
Dass ich wirklich unabhängig bin, auch von der Gage. Ich habe keinen luxuriösen Lebensstil, ich wohne gern in schönen Hotels, gehe gerne gut essen, aber ich habe keine Uhren- oder Oldtimersammlung.
Wissen Sie noch, wofür Sie Ihr erstes selbst verdienten Geld ausgegeben habenhaben?
Ich habe mir damit einen Steinway-Flügel gekauft, den ich heute noch habe. Das war mein Traum.
Und wofür würden Sie Ihren letzten Cent ausgeben?
Den würde ich wahrscheinlich verschenken.
Für gute Karma-Punkte?
Ich bin ja der Erfinder des Cash-Karmas. Ich habe festgestellt, je großzügiger ich Trinkgeld gebe, desto besser läuft es an der Börse für mich. Also wenn eine Taxifahrt acht Euro kostet, gebe ich dem Fahrer gerne 20 Euro, weil es das Cash-Karma gibt. Da sorgen dann schon Trump und Elon Musk dafür, dass ich es an der Börse zurückbekomme.