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Sprechen Sie Wirtschaft, Christoph Wagner-Trenkwitz?

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Das Kommentatoren-Duo des Opernballs: Christoph Wagner-Trenkwitz (links) und Kollege Karl Hohenlohe.

©Roman Zach-Kiesling / First Look / picturedesk.com
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Der Opernball-Kommentator und Musikwissenschaftler über gutes Geld, böse Steuern und die diebische Freude daran, wenn sich die „Reichen und Schönen“ danebenbenehmen.

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TREND: Sie kommentieren seit über 20 Jahren mit Karl Hohenlohe das „Dschungelcamp der Frackträger“ für den ORF, gehören also zu jenen, die beim Opernball nichts ausgeben, sondern gut verdienen. Haben Sie generell eine gute Hand fürs Geld?

CHRISTOPH WAGNER-TRENKWITZ: Nein, für Geld habe ich kein besonderes Händchen. Ich mache mir quartalsweise, immer zum Steuertermin, halbwegs bewusst, was an Geld hereingetröpfelt und hinausgeflutet ist. Beim Opernball mache ich mir Jahr für Jahr neu bewusst, was die Herrschaften da so für Logen und Würstel ausgeben, und bin ganz zufrieden, dass ich das nicht tue.

Sind Sie ein harter Verhandler in eigener Sache?

Viel zu weich! Es heißt ja: „Die wahre Tugend trägt den Lohn in sich.“ Ich muss mir immer noch vorsagen, dass ich auch Geld verlangen darf für eine Beschäftigung, die mir Freude macht.

Was ärgert Sie am aktuellen Wirtschaftssystem?

Ich mag das Zitat: „Wir können uns eher ein Ende der Welt vorstellen als ein Ende des Kapitalismus.“ Ich polemisiere nicht gegen Menschen, die durch gute Arbeit gutes Geld verdienen (und dafür auch brav ihre bösen Steuern zahlen). Aber schwindelerregender Reichtum auf Kosten anderer, was wir mit dem alten Begriff „Ausbeutung“ bezeichnen, hat ein nach wie vor hohes Sozialprestige, und das finde ich skandalös.

Etikette und Stil sind auch beim Opernball ein weites Land. Können Sie als langjähriger Beobachter Rückschlüsse vom Benehmen mancher Leute auf deren finanzielle Verhältnisse ziehen?

Die „Ich kann mir alles kaufen“-Mentalität ist kein Nährboden für gute Manieren. Außerdem fallen beim Opernball grundsätzlich jene Menschen mehr auf, die schlechte Manieren haben. Aber eine diebische Freude daran, dass sich die „Reichen und Schönen“ danebenbenehmen, gehört ja auch zum Ballvergnügen.

Warum heißt es hierzulande immer noch: Über Geld spricht man nicht?

Mein Großvater, kein reicher Mann, pflegte zu sagen: „Geld ist bei uns das Wenigste“ – ein herrlicher Ausspruch! In der „guten“ Gesellschaft setzt man voraus, dass Geld vorhanden ist, und spricht lieber über die schönen Dinge, die man sich dafür gekauft hat.

Was hat Sie denn familiär in Sachen Geld geprägt?

Die Großzügigkeit meiner Eltern, was auch ein wenig in Sorglosigkeit resultierte. Auch bei uns zu Hause wurde über Geld nicht gesprochen, denn mein Vater, ein Arzt, hat genug davon verdient.

Macht Geld Männer sexy?

Großzügigkeit ist attraktiv. Aber wer sich Glück, Lebensfreude und auch Sex kaufen möchte oder sich selbst kaufen lässt, ist auf dem falschen Luxusdampfer.

Was machen Sie mit Ihrem Geld? Bzw. was halten Sie für ein gutes Investment in Sachen Vorsorge? Gold? Betongold, Bitcoins?

Ich habe ein paar – faire! – Aktien, Bitcoins sind mir nicht geheuer. Die beste Investition bleibt doch die in die eigenen Kinder – wenn das auch nur emotionale Zinsen trägt.

Was halten Sie für Ihren ganz persönlichen kleinen Reichtum?

Dass ich nicht aufgebe, mir meinen Sinn für Schönheit und für Humor zu bewahren.

Was war denn das Verrückteste, das Sie sich je geleistet haben?

Ich habe auf der Fifth Avenue am Hütchenspiel eines Straßenganoven teilgenommen. Die fünfhundert Dollar waren eine verrückte Investition, und ich weine ihnen heute noch nach. Vielleicht wäre das der Grundstock für meine erste Million gewesen?

Top Hotels, teures Essen, gute Weine, andere Guilty Pleasures? Wofür geben Sie leichten Herzens viel Geld aus? Und wofür sind Sie sich zu neidig?

Ich fühle mich gar nicht „guilty“, wenn ich gut esse und trinke, das kann schon mal teurer sein. „Tophotels“ sind leider meist ungemütlicher als die kleineren (ich muss das Licht nicht durch Fingerschnippen regulieren). Und mein robustes, aber ästhetisch fragwürdiges Auto spricht eine deutliche Sprache.

Und was empfinden Sie als Luxus?

Mit meiner Frau am Meer spazieren zu gehen, ohne auf die Uhr zu schauen.

Wissen Sie noch, wofür Sie Ihr erstes selbst verdientes Geld ausgegeben haben?

Ich fürchte, es waren Zigaretten.

Und wofür würden Sie Ihren letzten Cent ausgeben?

Das besprechen wir, wenn es soweit ist!

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