Helmut Sohmen, Reeder
©Sohmen Fernost-StiftungDer Linzer Helmut Sohmen kam über Heirat nach Hong Kong, wo er die Reederei seines Schwiegervaters Yue-Kong Pao zur größten privaten Reederei der Welt ausbaute. Im trend Reichsten-Ranking liegt er mit einem Vermögen von 5,1 Milliarden Euro auf Platz 5.
Helmut Sohmen
Geboren: 10.12.1939 in Linz
Ausbildung: Jurist (Dr. Jur)
Funktion: Mehrheitseigentümer der B+W Group
Vermögen: 5,1 Mrd. €
Herkunft und Ausbildung
Helmut Sohmen wurde in Linz geboren, besuchte dort die Bundesrealschule und maturierte 1958. Im Anschluss begann er sein Studium für Rechtswissenschaften in Wien und erlangte ein Fulbright-Stipendium, das es ihm ermöglichte, sein Studium in den USA an der University of Connecticut fortzuführen.
Das Stipendium sollte der entscheidende Meilenstein in der persönlichen Geschichte Sohmens werden, denn während er dort studierte lernte er die Hong Kong Chinesin Anna Pui Hing Pao und verliebte sich in sie. Ohne zu wissen, dass es sich dabei um die älteste Tochter von Sir Yue Kong Pao handelte, dem als Hong Kongs Schifffahrtskaiser bekannten Reeder. Dieser hatte die World-Wide Shipping Group aufgebaut, die zeitweise über 200 Frachtschiffe umfasste, und war einer der reichsten Männer Asiens.
1966 promovierte Sohmen und wurde an der Universität Wien Doktor der Rechtswissenschaft. 1967 heiratete Sohmen Anna Pui Hing Pao. Zu der Ehe sagt Helmut Sohmen folgendes: „Ich habe erst nachträglich erfahren, dass ich eine ganze Familie geheiratet habe“, denn Sir Yue Kong Pao hatte nur Töchter. Der chinesische Stiefvater akzeptierte den Österreicher wie einen eigenen Sohn und es war klar, dass der gebürtige Linzer eines Tages die Reederei übernehmen sollte.
Seine Frau Anna, mit der Sohmen zwei Söhne und eine Tochter hat, nahm unterschiedliche Funktionen in Hongkong an und wurde mitunter Teil der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes. Seit 2005 ist sie Trägerin des Silver Bauhinia Star Ordens.
Karriere in Hong Kong
1970 ließ sich Sohmen mit seiner Familie in Hongkong nieder, wo er von seinem Schwiegervater in das Geschäft der Reederei eingeführt wurde. Zwischenzeitig war er dabei auf den Bermudas und in London stationiert und Schritt für Schritt übernahm er immer weitere Aufgaben in dem Schifffahrtsunternehmen der Familie übernahm.
Ab 1986 war Sohmen Vorsitzender und Präsident der World-Wide Shipping Group seines Schwiegervaters, von 1985 bis 1989 war er gleichzeitig auch der größte Aktionär und Generaldirektor der Hongkong Dragon Airlines Limited, heute ein Teil von Cathay Pacific.
1991 starb Sohmens Schwiegervater Yue Kong Pao im Alter von 72 Jahren. Als der alte Herr im Herbst 1991 starb, hatte er den Konzern längst auf die Familien seiner vier Töchter aufgeteilt. Das Ehepaar Sohmen erhielt das Schifffahrtsunternehmen, das sich durch Registrierung in Bermuda und durch Töchter und Stiftungen in der ganzen Welt sicherheitshalber schon ein wenig von Hongkong gelöst hatte. Für die Herren, die dort ab 1. Juli 1997 die Macht übernehmen, sollte sich Sohmen freilich als konstruktiver Partner erweisen. Schon als Mitglied des Legislativrates der Kronkolonie, wo er als Gegenspieler zu Martin Lee, dem führenden Verfechter der Demokratisierung, auffiel, hatte sich der Österreicher als klarer Pragmatiker ausgezeichnet, der ein ungetrübtes Verhältnis mit China für das Beste hält, was Hongkongs Wirtschaft passieren kann.
Helmut Sohmen führte die World-Wide Shipping Group in der Folge weiter und baute sie Zug um Zug aus. 2003 folgte die Übernahme der norwegischen Bergesen Gruppe. Die Hong Konger World-Wide Shipping Group, bis dahin noch zur Gänze in Besitz der Familie, zahlte dafür 1,4 Milliarden Dollar und benannte sich in der Folge in B+W Group um. Entscheidender Punkt der Übernahme war, dass mit der Übernahme der Bergesen-Flotte die Möglichkeit zum Transport von LNG-Flüssiggas in das Familienunternehmen kam. Die B+W Group hat seither die größte Öl- und Gastankerflotte der Welt.
2005 erfolgte der Börsengang der BW-Offshore, im Herbst 2013 brachte Sohmen die BW-LPG, das Kernunternehmen seiner Gruppe, an die Börse.
Im Jahr 2014 übergab Helmut Sohmen die Leitung des Unternehmens an seinen Sohn Andreas Sohmen-Pao und zog sich aus dem operativen Geschäft zurück. Dieser hatte bis zu diesem Zeitpunkt für das tägliche Geschäft die operationelle Verantwortung und leitet seine eigene Flotte, mit der er Eisenerz von Brasilien nach China transportiert. Die mehr als 30 LNG-Tanker des Schifffahrtsriesen sind wegen der Suche vieler Länder nach Alternativen zu russischem Gas derzeit gefragter denn je.
In einem Interview mit dem Kurier erwähnte Sohmen 2013, dass er sich an essenziellen Dinge nicht mehr groß beteiligen möchte: „Man muss das Alter leben. Man soll das machen, was man noch gut machen kann.“
Weitere Aktivitäten von Helmut Sohmen
Helmut Sohmen hat in einem Interview einmal seine vier persönlichen Eckpfeiler für Erfolg genannt:
Neugierde
Die Augen offen halten
Bescheiden bleiben
Selbstdisziplin
Sohmen ist Mitglied des Universitätsrats der Hongkong University of Science and Technology. Er war ebenso Mitglied des Hongkonger Parlaments, hat sich jedoch aus der Politik schon vor Jahrzehnten, noch vor der Übergabe Hong Kongs an China im Jahr 1997 zurückgezogen. In einem Gespräch mit dem trend erklärte Sohmen dazu: „Das das war in einer Zeit, da der britische Gouverneur noch die volle Macht hatte. Mit Politik habe ich nichts mehr zu tun. Nichtchinesen sollten sich aus dem aktiven politischen Leben zurückziehen und nicht mehr vorgeben, für eine chinesische Mehrheit zu sprechen."
Österreich blieb er sein Leben lang verbunden. Er investierte auch etliche Millionen in heimische Industriebetriebe wie Austria Microsystems und Radex-Heraklith. Unter Bundeskanzler Franz Vranitzky war er mit weiteren prominenten Auslandsösterreichern und Managern wie Ferdinand Piech, Peter Brabek oder Frank Stronach Mitglied des International Advisory Committee des Kanzlers.
Helmut Sohmen war zudem viele Jahre Präsident der österreichisch / chinesischen Freundschaftsgesellschaft.
Privat ist Helmut Sohmen ein sehr familienbezogener Mensch, der Ausgleich im Familien- und Freundeskreis sucht und Ruhe bei Wanderungen in den Bergen findet. Zu diesem Hobby sagt er im Kurier Interview 2013: „Es geht immer langsamer. Aber hier in Hongkong kann man sehr gut wandern.“
Stiftungen von Helmut Sohmen
Helmut Sohmen hat drei Stiftungen ins Leben gerufen.
Egon-Sohmen-Foundation
Die Egon-Sohmen-Foundation war 1987 seine erste gegründete Stiftung und diente zum Andenken seines verstorbenen Bruders. Ziel der Stiftung ist es, ökonomische Forschungen zu fördern und sich in bedeutenden Politikdebatten einzubringen. Dafür werden an Hochschulen eigene erstklassig besetzte internationale Symposien und jährliche Vorlesungen veranstaltet, an denen Egon Sohmen selbst mitgewirkt hat.
Sohmen-Fernost-Stiftung
1991 wurde Sohmen-Fernost-Stiftung gegründet mit dem Ziel, erste Kontakte für junge Österreicher im asiatischen Wirtschaftsraum zu er möglichen. Stipendiaten, die es schaffen, sich zu qualifizieren erhalten die Chance, wirtschaftliche Kontakte zu knüpfen und neue Perspektiven zu gewinnen. Der operative Beirat dieser Stiftung hat seinen Sitz in Sohmens Heimatstadt Linz.
Sohmen-China-Stiftung
Um der österreichischen Gesellschaft eine freundschaftliche und kulturelle Beziehung zur VR China zu ermöglichen, wurde 1993 die Sohmen-China-Stiftung gegründet. Sie unterstützt kulturelle und intellektuelle Veranstaltungen, unterstützt Besuchsprogramme und pädagogische Anliegen.
Helmut-Sohmen-Kompositionspreis
2008 ließ Sohmen anlässlich des Haydnjahres 2009 an der Musikuniversität in Hongkong und gleichzeitig an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien den mit 15.000 Pfund dotierten Helmut-Sohmen-Kompositionspreis ausschreiben. Die Preisträger waren Yin Tang in Hongkong und Thomas Wally in Wien.
Auszeichnungen
Helmut Sohmen ist Ehrendoktor für Wissenschaft und Technologie sowie darstellende Kunst der Universität Hong Kong.
1990 wurde ihm der britische Ritterorden für seine Verdienste in Kunst und Wissenschaft verliehen.
1995 bekam er ein großes goldenes Ehrenzeichen der Stadt Linz und wurde noch im selben Jahr zum Auslandsösterreicher des Jahres im Auslandsösterreicher-Weltbund ausgezeichnet.
1998 erhielt er den Schumpeter-Preis, den er sich mit seinen innovativen Leistungen auf dem Gebiet der Wirtschaft, Politik und Wirtschaftswissenschaften verdiente.
2009 bekam er das goldene Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich und wurde zum Reeder des Jahres ernannt.