Helmut Marko (Red Bull Racing Sportchef) neben einem Bild von Jochen Rindt bei der Buchpräsentation und Ausstellungseröffnung Jochen Rindts - Der erste Popstar der Formel 1 in Wien am 02.09.2010
©IMAGO / ApressHelmut Marko drückt ständig aufs Tempo. Sein Arbeitstag beginnt um sieben Uhr und dauert zwölf Stunden und mehr. Der Motorsportchef des Red Bull Racing Teams ist das ganze Jahr in der Formel-1 engagiert, kümmert sich daneben um seine zwei Hotels in Graz und bewirtschaftet einen 300 Hektar großen Wald an der Südostseite des steirischen Plabutsch.
Interviewtermine vergibt er nur kurzfristig, wenn überhaupt. Am Telefon ist er kurz angebunden und betont distanziert. Marko bezeichnet sich selbst als "Egoist und Eigenbrötler". Doch der Schein trügt: "Das ist ein Schutzwall. Die wenige Zeit, die mir persönlich bleibt, will ich für mich haben", erklärt er. "Ob ich in der Zeitung stehe oder nicht, bringt in der Formel-1 keinen Punkt."
Marko ist kein Menschenfeind. Der frühere Autorennfahrer versteht es nur recht gut, sich abzugrenzen. Sein Privatleben ist sein Rückzugsgebiet. Das ist seine Familie mit den drei Kindern und fünf Enkerln, seine Kunstsammlung, die 800 Bilder umfasst und sein Wald. Zur Kunst kam er, wie sollte es anders sein, über den Formel-1-Zirkus. "Ende der 60er lernte ich Hans Staudacher bei einem Rennen kennen. Da gab es den ersten Kontakt zu einem Künstler, der seinen Lebensunterhalt mit Malerei verdient."
Helmut Marko - Kunstsammler mit Bauchgefühl
Später traf Marko den Schweizer Bildhauer Jean Tinguely und einen Vertreter der Analytischen Malerei, den US-Amerikaner Frank Stella, bei diversen Grand Prix. "Mein Interesse für die Kunst ist mit der Zeit größer geworden und die finanziellen Mittel haben es auch erlaubt, dass ich gekauft habe." Marko interessiert nur das Produkt: "Wenn es mich fasziniert, dann passt es. Das ist eine reine Bauchentscheidung." In erster Linie finden sich in seiner Sammlung zeitgenössische, österreichische Künstler wie Hermann Nitsch, Maria Lassnig, Wolfgang Hollegha oder Max Weiler. Die Werke hängen in den halböffentlichen Räumen seiner Grazer Hotels Augarten und Schlossberg.
Zwei Exponate, den "Katamaran" und den "Schiebemund" des Malerphilosophen Jürgen Messensee, hat Marko dem Bank Austria Kunstforum für die Messensee-Ausstellung zur Verfügung gestellt. Verkauft hat der Motorsportchef noch kein einziges Bild. Ausnahmen waren Versteigerungen für den guten Zweck. "Wenn die Börsenfritzen viel Geld verdienen, geht die Kunst zwar im gleichen Verhältnis – dem der Nicht-Verhältnismäßigkeit – hinauf. Aber das ist nicht der Grund, weshalb ich sammle. Viel mehr freut es mich, wenn junge Künstler eine Wertsteigerung erfahren."
Zeit, der wahre Luxus im Leben
Vermögen hat für Marko einen relativen Wert. "Ich besitze keine Flieger, keine Yacht, habe nur in Realitäten und Kunst investiert. Ich fahre einen Infiniti von Nissan, und nicht einmal der gehört mir." Luxus definiert Marko anders. Etwa wenn er am Wochenende in seinem 300 Hektar großen Forst nach dem Rechten sieht: "Das interessiert mich. Wir haben mehr als 20 verschiedene Baumsorten, und ich experimentiere viel. Außerdem glaube ich daran, dass der Wald mittelfristig finanziell ein guter Erfolg sein wird. Die Nutznießer werden allerdings erst meine Enkerl sein."
Sein Alter merkt man dem sportlichen Mann nicht an, er sprüht vor Energie. Und wie lange wird Marko noch so aufs Tempo drücken? "Mein Job ist Berufung. Wenn ich sehe, dass ich nicht mehr in der Lage bin, den Anforderungen zu entsprechen, sei es geistig oder körperlich, höre ich auf."