Die Sportwagenikone PORSCHE 911 feiert dieser Tage ihren 60. Geburtstag. trend war bei der Jubiläumsausfahrt mit allen Baureihen dabei. Und präsentiert jene Modelle, die es wert sind, gesammelt zu werden.
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Wie begeht man eigentlich stilvoll einen 60. Geburtstag? Wenn der Jubilar Porsche heißt, ist das Feiern schon vorprogrammiert. Man öffnet die Tore des Porsche-Museums in Stuttgart und schickt eine Armada an Neunelfern auf eine Tour d'Horizon. Schließlich haben sich seit der Geburtsstunde der Sportwagenikone, die 1963 auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt zelebriert wurde, acht Generationen Neunelfer angesammelt. Aber selbst nur einige loszueisen, war gar nicht so einfach, wie Porsche-Geschäftsführer Helmut Eggert anmerkt: "Auf die Idee einer Jubiläumsausfahrt sind natürlich auch in Deutschland viele Clubs und Vereine gekommen." Dem Porsche-Österreich-Chef ist es mit Unterstützung der Marketing-und Presseabteilung jedoch gelungen, aus jeder Generation ein Modell aus Stuttgart zu "entführen".
Beginnend mit einem 911 SC 3.0 Targa von 1981 reihten sich dahinter, nach Baujahr geordnet, vier weitere Cabriolets der Baureihen F, der Generation 964,996, 997 und 991 ein. Darunter waren ein paar Pretiosen wie das GTS-Cabrio von 2011, das mit 408 PS Leistung und dem PDK- Getriebe glänzt, oder dem 911 R von 2016. Damit der Leichtbau-Elfer auf nur 1.381 Kilo kommt, wurde die Klimaanlage eingespart, dafür darf im Heck ein 500-PS-Boxer schuften. Der wertvollste 911 ist der Carrera RS aus 1973 mit Entenbürzel und 210 PS, der heute für gut und gerne eine halbe Million Euro gehandelt wird. Klar, dass er als Leader of the Gang fungierte, der die Porsche-Meute auf einen Roadtrip von Salzburg über den Porsche-Geburtsort Gmünd (mit Stop in Pfeifhofers Museum) über den Großglockner und wieder zurück an den Ausgangspunkt Salzburg führte. Vom Sound der frühen 911-Generationen mit Saugmotor träumen wahrscheinlich heute noch die Bewohner der Pilgerstätten für Porsche-Fans.
Ein Porsche-911-Oldtimer sorgt eben stets für erhöhten Pulsschlag. Nicht nur bei seinen Piloten, immer öfter auch bei spekulierenden Interessenten. Welche Modelle welcher Jahrgänge eine gute Wertanlage darstellen, lässt sich schwer prognostizieren. Denn die Marktlage ändert sich ebenso schnell wie die Aktienkurse an der Wall Street. Beobachter der Porsche-Konjunkturlage haben jedoch festgestellt, dass die überhitzte Preissituation seit 2015 abgekühlt ist. Einige wenige Modelle verloren sogar im sechsstelligen Bereich. Neuerdings ist jedoch wieder ein leichtes Anziehen der Preise verzeichnet worden, da neue Käufergruppen auf den Plan treten.
Auf alle Fälle sollte man sich bei der Suche nach einem wertstabilen Elfer auf Modelle mit luftgekühltem Motor konzentrieren. In diesem Zeitraum, also bis 1996, wurden an die 400.000 Exemplare produziert, von denen noch 70 Prozent auf den Straßen fahren. Allerdings sind auch hier enorme Preisschwankungen zu beobachten.
Aerodynamisches Entenbürzel
Porsche-Fans knien ehrfürchtig vor ihm nieder, selbst pensionierte Ingenieure aus Zuffenhausen bekommen auf einmal wieder dieses Glänzen in den Augen. Die Rede ist natürlich vom 911 Carrera 2.7 RS, 1972 auf die Straße gebracht. Solchen Ikonen-Status hat wahrscheinlich kein anderer Neunelfer erreicht.
Dabei war dieses Modell dafür gedacht, auf den Rennstrecken der Konkurrenz, aus Ford Capri und BMW CS bestehend, besser Paroli bieten zu können. Dank 210 PS, aus einem Serienmodell herausgekitzelt, gelang dies auch. Schnell wurde die alltagskompatiblere Touring-Version mit Serieninterieur nachgereicht. Was beide Varianten aber so berühmt gemacht hat, war der Heckspoiler, der logischerweise dazu ersonnen wurde, den 2.7 RS in Kurven deutlich ruhiger performen zu lassen. Und diese Aerodynamik-Unterstützung, erstmals in einem 911 verbaut, wurde vom Volksmund sehr rasch "Entenbürzel" getauft.
Die begehrte Tipse und der Ur-Turbo
Die vierte Generation des 911ers brachte optisch einen New Look mit flachen Scheinwerfern wie beim 959, breiten Backen und neuen Stoßfängern. Dazu gab es erstmals eine bei Webasto entwickelte neue Dachkonstruktion. Denn statt wie bei den früheren Targa-Modellen das Dachteil aufwendig zu demontieren, genügt bei der Baureihe 993 ein Knopfdruck, und das Glasdach surrt über den Passagieren elektronisch zurück und gibt den Blick gen Himmel wie ein riesiges Fenster frei.
Eigentlich war alles angerichtet, diesen Elfer zu einem Erfolgsmodell zu machen, wäre da nicht die Automatik gewesen. Denn statt manuell zu schalten, übernahm eine Vierstufenautomatik mit Tiptronic-Funktion diesen Job. Verächter dieser müden Schaltung hatten gleich ein Schimpfwort auf der spitzen Zunge: Tipse. Weil aber diese Baureihe zudem die letzte mit Luftkühlung war, sind diese Targas heißbegehrt.
Der erste Turbo in einem 911er war eine echte Herausforderung. Selbst auf Saugmotoren geeichte Neunelfer-Piloten wussten damals, 1974, nach der ersten Ausfahrt im neuen Porsche 930 3.0 Turbo nicht so recht, wie ihnen geschah. Im unteren Drehzahlbereich war alles wie immer, aber ab 4.000 Touren war die Hölle los. Da bedurfte es gar keines extrem kurvigen Geläufs, und das Heck des Turbos konnte ansatzlos zum Überholen ansetzen. ESP gab es ja damals noch nicht. Und das Geradeausfahren war nicht unbedingt Domäne des 930. Die erste Serie lief nur 2.876-mal vom Band und macht somit den Ur-Turbo zum besonders begehrenswerten Porsche der Siebziger.
Der Reiz des knappen Guts
Der Wunsch, einen 911er zu besitzen, ist ungebrochen. Und wie damals sind die extrem leistungsfähigen Modelle wie GT3 oder GT3 RS besonders gefragt. "Es besteht ein richtiger Hype um Modelle, die in der Verfügbarkeit grundsätzlich eingeschränkt sind. Was knapp ist, zieht magisch an", analysiert Helmut Eggert. 1963 stellte der Preis von 153.000 Schilling (ca. 50.000 Euro) noch eine Barriere dar. Heute beginnt die Neunelfer-Preisliste übrigens bei 150.000 Euro.
Der Artikel ist in der trend. PREMIUM Ausgabe vom 29.09. 2023 erschienen.