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Acht Geiseln im Gazastreifen freigelassen

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Die Hamas-Geisel Arbel Yehud auf dem Weg zur Freiheit
©APA/APA/AFP/EYAD BABA
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Im Zuge des Waffenruheabkommens zwischen Israel und der Hamas haben islamistische Kämpfer im Gazastreifen acht Geiseln freigelassen. Zwei Israelis und fünf Thailänder wurden am Donnerstagnachmittag an das Rote Kreuz übergeben, erklärte die israelische Armee. In der Früh war bereits die israelische Soldatin Agam Berger nach Israel zurückgekehrt. Nach der Übergabe wurden die Geiseln von der israelischen Armee nach Israel gebracht, um zunächst medizinisch untersucht zu werden.

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Die Übergabe der Geiseln Gadi Moses und Arbel Yehud wurde von den Islamisten als Machtdemonstration inszeniert: Von Kopf bis Fuß schwarz gekleidete und maskierte Kämpfer der militanten Palästinenser-Organisation Islamischer Jihad schoben die Geiseln in Khan Younis im Süden des Gazastreifens durch eine schreiende und bedrohlich drängelnde Menschenmenge zu den Rot-Kreuz-Fahrzeugen. Der 80-jährige Moses wurde hin und her geschubst, Yehud wirkte stark verängstigt.

Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu sprach von "schockierenden Szenen", die ein "weiterer Beweis für die unvorstellbare Grausamkeit" der Islamisten seien. Der deutsche Botschafter in Jerusalem, Steffen Seibert, verurteilte die "abstoßenden" Szenen. Er verwies darauf, wie ein "alter Mann und eine junge Frau gezwungen werden, sich ihren Weg durch eine drohende und bewaffnete Menge zu bahnen". "Was für eine verachtenswerte Art, sie nach 482 Tagen gehen zu lassen", schrieb Seibert im Onlinedienst X. Israelische Fernsehkommentatoren sprachen von einer "Via Dolorosa".

Die Soldatin Berger war in der Früh von Hamas-Kämpfern in Jabaliya im Norden des Gazastreifens durch die Menge auf eine Bühne geführt und aufgefordert worden, den schreienden Menschen zuzuwinken, was sie zögernd tat, während sie von einem Hamas-Kämpfer gefilmt wurde. Die Freilassung der übrigen sieben Geiseln fand später in Khan Younis vor den Überresten des Hauses statt, in dem der im Oktober vergangenen Jahres von israelischen Soldaten getötete Hamas-Militärchef Yahya al-Sinwar aufgewachsen war.

Die freigelassenen Geiseln sollen zunächst in ein israelisches Militärlager am Rande des Gazastreifens und von dort aus in vier verschiedene Krankenhäuser in Israel gebracht werden. Im Gegenzug sollen 110 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden.

Mehr als 30 der 110 Häftlinge sollen zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden sein. Israelischen Medienberichten zufolge ist darunter auch Zakaria Zubeidi, der während der zweiten palästinensischen Intifada Befehlshaber des militärischen Arms der Fatah-Bewegung in Jenin im nördlichen Westjordanland war. Dabei wurden zwischen 2000 und 2005 rund 3.500 Palästinenser getötet, mehr als 1.000 Israelis kamen bei Anschlägen von Palästinensern ums Leben. Vor einigen Jahren waren er und weitere Häftlinge durch einen Tunnel aus einem israelischen Hochsicherheitsgefängnis entkommen, wurden aber wieder gefasst. Freikommen soll Medien zufolge außerdem Mahmoud Atallah, der eine lebenslange Haftstrafe plus 15 Jahre für die Ermordung einer Palästinenserin verbüßt, die der Kollaboration mit Israel beschuldigt wurde.

Das am 19. Jänner in Kraft getretene Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen sieht vor, dass in einer ersten Phase innerhalb von sechs Wochen 33 israelische Geiseln im Austausch für 1.904 palästinensische Häftlinge freigelassen werden. Drei Zivilistinnen und vier Soldatinnen kamen im Rahmen der Vereinbarung bereits frei. Weitere Geiseln sollen am Samstag freigelassen werden. Auf der Liste der verbleibenden Geiseln, die ebenfalls freigelassen werden sollen, ist auch der österreichisch-israelische Doppelstaatsbürger Tal Shoham.

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