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AK-Anderl: "Arbeitszeitverkürzung funktioniert"

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AK-Präsidentin Anderl sieht Handlungsbedarf bei Minister Kocher
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Die Arbeiterkammer (AK) hat heute wieder einmal die Werbetrommel für eine Arbeitszeitverkürzung gerührt - und dabei Unterstützung von Christian Ebner, Geschäftsführer bei dem oberösterreichischen Elektrotechnikbetrieb Kagerer, erhalten. Dieser hatte heuer im März auf eine 4-Tage-Woche (36 Stunden) umgestellt - und würde das wieder tun. Die Produktivität und die Gesundheit der Mitarbeiter sei gesteigert worden.

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AK-Präsidentin Renate Anderl meinte dazu: "Die Arbeitszeitverkürzung funktioniert." Die erhoffte Erleichterung bei der Suche nach Fachkräften habe es aber nur bedingt gegeben, merkte Ebner aber kritisch an. Schon bisher habe sein Unternehmen in Pasching in einem wechselnden Wochenrhythmus von vier bzw. fünf Tagen gearbeitet, daher habe sich die Umstellung nicht so fordernd gestaltet. Arbeitsrechtlich sei es aber durchaus schwierig gewesen, hier gebe es noch Verbesserungsbedarf. Die bisherige Erfahrung habe jedenfalls gezeigt, dass die Mitarbeiter motivierter seien. "Ich hau jetzt vier Tage voll drauf, und hab dann drei Tage frei", sei das Motto. Wobei kein Mitarbeiter verpflichtet sei, eine 4-Tage-Woche anzunehmen.

Zur weiterhin schwierigen Arbeitskräftesuche meinte der hemdsärmelige Manager beim heutigen gemeinsamen Pressetermin mit AK-Präsidentin Anderl: "Das Personal, das arbeiten möchte, ist in Beschäftigung." Anderl forderte Pilotprojekte der Regierung ein, wie es diese bereits erfolgreich in anderen Ländern gebe. Entsprechende Vorschläge an Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) seien aber ohne Reaktion geblieben.

Das Arbeits- und Wirtschaftsministerium hat die Vorschläge der AK bezüglich etwaiger Pilotprojekte eigenen Angaben zufolge vor rund einer Woche erhalten "und wird das diesbezügliche Schreiben zeitnah beantworten", teilte das Ministerium Dienstagnachmittag mit. Für eine etwaige Verkürzung der Arbeitszeit auf Betriebs- oder Branchenebene sei lediglich das Einvernehmen mit dem jeweiligen Arbeitgeber bzw. der jeweiligen Arbeitgeberin oder zwischen den zuständigen Kollektivvertragsparteien notwendig. Gesetzliche oder behördliche Maßnahmen für die Umsetzung von Pilotprojekten seien nicht erforderlich. "Insofern steht es der AK frei, Pilotprojekte zu organisieren", so Minister Martin Kocher (ÖVP).

Einer gegebenenfalls angestrebten generellen Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich erteilte der Arbeitsminister eine Absage: "Angesichts der demografischen Entwicklung und der Unterschiede zwischen verschiedenen Sektoren und Branchen ist eine breit angelegte Arbeitszeitverkürzung auf gesetzlicher Basis ökonomisch nicht umsetzbar." Die Kollektivvertragsautonomie erlaube genau jene Flexibilität, die diese Unterschiede sinnvoll berücksichtige. "Schon jetzt bestehende, unterschiedliche Normalarbeitszeiten in den Kollektivverträgen spiegeln das wider", hielt der Minister in einer Stellungnahme gegenüber der APA fest.

Für WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf geht sich eine generelle Arbeitszeitverkürzung nicht aus. Es würde "geflissentlich unter den Teppich gekehrt, dass frühere Arbeitszeitverkürzungen in Zeiten steigenden Arbeitskräfteangebots und hoher automatisierungsbedingter Produktivitätssteigerungen durchgeführt wurden". Beide Voraussetzungen seien heute nicht mehr gegeben, "ganz im Gegenteil", so der Wirtschaftsvertreter.

IV-Generalsekretär Neumayer erinnerte daran, dass die Industrie heuer vor ihrem dritten Rezessionsjahr stehe. "Ursache dafür sind auch stetig steigende Kosten für Bürokratie, Energie und Arbeit. Gerade die Lohnstückkosten steigen weiter kräftig an, in der Industrie in den letzten beiden Jahren um mehr als 20 Prozent. Eine flächendeckende Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich verteuert die Arbeit weiter, sorgt damit für Arbeitslosigkeit und gefährdet die Finanzierung des Sozialstaates", so der Vertreter der Industriellenvereinigung.

Josef Muchitsch, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Bau-Holz, sah sich heute in seiner Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung bestätigt: "Unternehmen, die das erkannt haben, sind bereits jetzt die Gewinner, wenn es darum geht, die besten Arbeitskräfte zu halten und neu zu gewinnen. Dass eine 4-Tage-Woche und kürzere Arbeitszeiten auch in Handwerksbetrieben möglich sind, zeigen immer mehr Betriebe auch im baunahen Bereich." Auch für SPÖ-Parteivorsitzenden Andreas Babler ist klar: "Die Arbeitszeitverkürzung funktioniert, die 4-Tage-Woche ist ein Erfolgsmodell", meinte er heute in einer Aussendung.

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