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Demnach förderten die erfassten Unternehmen - die 95 Prozent der weltweiten Öl- und Gasproduktion ausmachen - im vergangenen Jahr 55,5 Milliarden Barrel Öläquivalent (boe). Dies lag den Angaben zufolge über den bisherigen Höchstwerten, die vor der Coronapandemie erreicht wurden. 2019 entsprach dieser Wert 55,01 Milliarden Barrel Öläquivalent. Mit der Einheit werden Energieträger vergleichbar gemacht: Es geht um die Energiemenge, die beim Verbrennen von einem Fass Erdöl freigesetzt wird.
Der Analyse zufolge erschließen Öl- und Gasfirmen schon aktuell Felder, deren Ausbeutung die Erderwärmung auf mehr als zwei Grad ansteigen lassen könnte. 95 Prozent der 1.769 erfassten Förderunternehmen sind auf der Suche nach neuen Öl- und Gasfeldern oder erschließen diese bereits. Zu den Unternehmen mit den größten kurzfristigen Expansionsplänen zählen Saudi Aramco (19,6 Mrd. boe), QatarEnergy (17,8 Mrd. boe), OMV-Großaktionär ADNOC (9,5 Mrd. boe), ExxonMobil und Gazprom (beide 9,4 Mrd. boe), TotalEnergies und Petrobras (beide 8,0 Mrd. boe).
Das Großprojekt Neptun Deep, das die OMV aktuell mit ihrem rumänischen Tochterunternehmen OMV Petrom und der rumänischen Romgaz im Schwarzen Meer entwickelt, wird von Umweltschutzorganisationen scharf kritisiert: Sie sehen eine Bedrohung für das Ökosystem und die Biodiversität vor Ort, Urgewald schreibt von "massiver CO2-Belastung ohne Achtung des 1,5-Grad-Limits". Gas soll ab 2027 fließen, zumindest zehn Jahre lang sollen pro Tag 140.000 Fass Öl entnommen werden (140 kboe/Tag). Zum Vergleich: Die gesamte Produktion der OMV beläuft sich momentan auf etwa 332.000 Fass pro Tag. Laut Angaben der OMV handelt es sich bei dem Vorhaben um eines der größten derartigen Projekte in der EU.
"Dieser Negativrekord ist alarmierend. Wenn wir die fossile Expansion nicht aufhalten und keinen kontrollierten Produktionsrückgang einleiten, wird das 1,5-Grad-Limit unerreichbar. Hier müssen wir bei den Klimaverhandlungen in Baku vorankommen", sagte Nils Bartsch, Leiter der Öl- und Gasrecherche bei Urgewald. Gemeint ist das internationale Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen.
Auf der Weltklimakonferenz in Dubai hatte sich die Weltgemeinschaft 2023 erstmals darauf geeinigt, die Abkehr von fossilen Energien einzuläuten. Tatsächlich investiert die fossile Branche allerdings weiter in einem Ausmaß, das in keiner Weise mit jeglichen Klimazielen vereinbar ist - nicht zuletzt mit Zielen der Unternehmen selbst.
Auch die Internationale Energieagentur (IEA) betont, die Öl- und Gasindustrie müsse ihre Investitionen deutlich verlagern, um die Energiewende zu beschleunigen. Bis jetzt würden bei führenden Unternehmen der Branche Investitionen, die nichts mit Öl und Gas zu tun haben, nur etwa fünf Prozent der Geschäfte ausmachen - etwa Solar- oder Windprojekte.
"Es können noch so viele Erneuerbare zugebaut werden, die Welt wird die Erderwärmung nicht auf 1,5 Grad begrenzen können ohne einen schrittweisen Ausstieg aus Öl und Gas", sagte Energie- und Finanzexpertin Regine Richter von Urgewald.
Die "Global Oil & Gas Exit List" zieht vor allem Jahresberichte und Investoreninformationen von Unternehmen sowie Daten der Dienstleister Rystad Energy und des Global Energy Monitor heran.
TAFT - USA: FOTO: APA/APA/AFP/FREDERIC J. BROWN
TO GO WITH AFP STORY by Romain FOSENGRIVES: "California's green drive leaves its oil towns behind"