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Arcimboldo, Bruegel und Co. in der KHM-Frühjahrsschau

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Mensch und Natur verschmolzen: Arcimboldos "Der Sommer" (1563)
©APA/APA/KHM-Museumsverband
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Man kennt sie - jene aus Früchten, Blumen, Pflanzen und Tieren verschmolzenen Menschenporträts, die Giuseppe Arcimboldo Mitte des 16. Jahrhunderts gemalt hat. In der großen Frühjahrsschau des Kunsthistorischen Museums nehmen diese originellen Flora-Fauna-Wimmelbilder eine zentrale Rolle ein. Denn sie stehen mit Meisterwerken von Bruegel und der Bassano-Dynastie für einen neuen Blick des Menschen auf die Natur in der Renaissance, den die Ausstellung vor Augen führen will.

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"Arcimboldo - Bassano - Bruegel. Die Zeiten der Natur" ist die erste Großschau, die der seit Jahresbeginn amtierende Generaldirektor Jonathan Fine verantwortet. "Die Planungen haben natürlich unter meiner Vorgängerin Sabine Haag begonnen. Aber das Thema ist sehr wichtig." Und so sei er "sehr einverstanden" damit gewesen, mit diesem Projekt zu starten, zeige es doch die Exzellenz der Forschung als auch der Sammlung am Haus, zeigte sich KHM-Chef am Freitag in einer Pressekonferenz geradezu überschwänglich.

Der mit mehr als 140 Objekten bestückte Parcours, der ab Dienstag besucht werden kann, beginnt allerdings noch in der Ära vor den drei Hauptdarstellern der Präsentation. Und auch ihre Vertreter sind Superstars der Kunstgeschichte. Einige ausgewählte Arbeiten Leonardo da Vincis - darunter Pflanzenstudien - sowie Albrecht Dürers "Veilchenstrauß" und "Tote Blauracke" stehen für den Beginn einer naturwissenschaftlichen Moderne. Vor allem Dürers Feinmalerei zeitigte zahlreiche Nachahmer, die im Zusammenhang mit der Verbreitung des Buchdrucks willkommene Illustrationen der Anatomie, Tier- und Pflanzenwelt für wissenschaftliche Publikationen lieferten.

Nicht zuletzt dank neuer Mess- und Beobachtungsinstrumente - Uhren, Globen, wissenschaftliche Werkzeuge sind neben Skulpturen, Tapisserien und Druckwerken in der Ausstellung ebenfalls zu sehen - erreichte die moderne Wissenschaft Mitte des 16. Jahrhunderts einen Höhepunkt. Zu jener Zeit also, als Arcimboldo, Pieter Bruegel d.Ä. und Jacopo Bassano fast gleichzeitig die Beziehung des Menschen zur Natur als Thema für ihr Kunstschaffen entdeckten. Während zuvor die Darstellung einzelner Monate im christlichen Kontext vorrangig gewesen sei, widmen sich die drei Maler nun den Jahreszeiten. "Diese brachten sie als Interpreten eines neuen Zeitgeistes in die privaten Räume", erklärte Kuratorin Francesca Del Torre Scheuch. Dort sollten sie für Austausch und Gesprächsstoff über Landleben und Kunst etwa an den Höfen oder in den Räumlichkeiten von Geschäftsmännern sorgen.

Die Zugänge unterschieden sich allerdings merkbar. Während Bruegel in seinen Jahreszeitenbildern der Landschaft, in die sich die Menschen einfügen müssen, eine große Bühne bietet und damit gewissermaßen ein neues Genre begründete, nahm Arcimboldo - für drei Generationen der Habsburger am Wiener Hof tätig - die Position des präzisen Naturbeobachters ein und schuf in Form allegorischer Porträts Zyklen der Jahreszeiten und Elemente.

Die Künstlerfamilie Dal Ponte, genannt Bassano, wiederum feierte mit ihren Jahreszeitendarstellungen bis ins 17. Jahrhundert große Erfolge. Während Vater Jacopo noch das ländliche Alltagsleben mit religiösen Motiven verband - der Frühling wird etwa mit der Vertreibung aus dem Paradies in Szene gesetzt -, ersetzte Sohn Francesco die biblischen Szenen mit Darstellungen der Tierkreiszeichen. Leandro Bassanos großformatige Serie "Zwölf Monate", eines der Herzstücke der Schau, gibt Einblicke in die sozialen Verhältnisse: Bauern und Händler treten in Beziehung zu ihren aristokratischen Grundbesitzern.

"Eine solche Schau ist nur hier im KHM möglich", meinte Fine nicht zuletzt mit Verweis auf den beispiellosen Bestand an Werken Bruegels und der Bassanos im Haus. Ergänzt wird die Frühlingsausstellung nicht nur durch Leihgaben diverser internationaler Museen, sondern auch Arbeiten anderer Künstler. Entlassen wird man mit einem Arcimboldo-Gemälde, das alle vier Jahreszeiten in einem Kopf vereint. Eine geradezu monströs anmutende Quintessenz des Ausstellungsthemas gewissermaßen.

(S E R V I C E - "Arcimboldo - Bassano - Bruegel. Die Zeiten der Natur" im Kunsthistorischen Museum Wien, 11. März bis 29. Juni, Ausstellungskatalog erscheint demnächst; www.khm.at)

WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/KHM-Museumsverband

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