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Bayer gab Analysten im Voraus Infos zu Kapitalerhöhung

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Kapitalerhöhung über 35 Prozent des Grundkapitals geplant
©APA/APA (AFP)/INA FASSBENDER
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Der deutsche Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer hat ausgewählte Analysten einen Tag früher als den breiteren Finanzmarkt über seine Absicht informiert, sich von der Hauptversammlung eine Kapitalerhöhung über 35 Prozent des Grundkapitals genehmigen zu lassen. Die Analysten der Investmentbank Jeffries schrieben bereits am Donnerstag in einer Kurzstudie, Bayer wolle sich den Spielraum für eine Kapitalerhöhung in dieser Größenordnung verschaffen.

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Sie bezogen sich dabei auf Äußerungen des Bayer-Managements bei einem "Breakfast meeting" am Morgen mit Analysten. Am Freitag publizierte Bayer dann die Einladung für die Hauptversammlung am 25. April, mit der Schaffung eines genehmigten Kapitals als Punkt 7 der Tagesordnung. Daraufhin brachen die Bayer-Aktien zeitweise um zehn Prozent ein. Sie gingen mit einem Minus von 6,5 Prozent bei 23,25 Euro aus dem Markt.

Analysten von mindestens zwei anderen Banken wurden in Gesprächen mit dem Bayer-Management am Donnerstag ebenfalls über die Pläne informiert, wie aus Nachrichten an Kunden, die über ein Messaging System versandt wurden und die Reuters einsehen konnte, hervorgeht. Sie äußerten sich am Freitag überrascht über den Aktienkurs-Einbruch und verwiesen auf Äußerungen des Bayer-Managements, dass der Schritt, sich ein genehmigtes Kapital in dieser Größenordnung zu besorgen, nicht außergewöhnlich sei.

Die deutsche Finanzmarktaufsicht Bafin war für einen Kommentar nicht zu erreichen. Börsennotierte Unternehmen müssen potenziell marktbewegende Informationen einer möglichst breiten Öffentlichkeit gleichzeitig zugänglich machen.

In einer Präsentation von Bayer für eine Roadshow zur Corporate Governance im Januar werden bereits Überlegungen erwähnt, Bayer könnte sich eine Kapitalerhöhung von der Hauptversammlung genehmigen lassen. Ein Volumen wird dort allerdings nicht genannt. Ein Bayer-Sprecher erklärte, die Größenordnung von 35 Prozent liege im gleichen Rahmen wie zuletzt bei Bayer üblich. Bis 2019 habe der Konzern ein genehmigtes Kapital in dieser Größenordnung gehabt, dazu noch ein bedingtes Kapital von zehn Prozent.

Bayer erläuterte am Freitag in der HV-Einladung, man wolle sich für eine mögliche Beilegung von Rechtsstreitigkeiten mit dem genehmigten Kapital finanziellen Spielraum verschaffen. Es solle nur ausgenutzt werden, wenn dies unbedingt erforderlich sei. Gegenwärtig bestünden diesbezüglich keine konkreten Pläne. "Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass die Gesellschaft in der Zukunft kurzfristig auf eine Erhöhung des Grundkapitals angewiesen ist, etwa mit Blick auf mögliche zukünftige Vergleichsvereinbarungen mit Klägern in den USA." Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann betonte, Bayer werde mit der Kapitalermächtigung kein externes Wachstum finanzieren, wie etwa Zukäufe.

An der Börse sorgte vor allem das Volumen des angestrebten genehmigten Kapitals für Unruhe. "35 Prozent sind ziemlich gewaltig", sagte Fabian Wenner, Vermögensverwaltungsanalyst beim Schweizer Vermögensverwalter Julius Bär. Den Kurssturz bezeichnete er als gerechtfertigt. Man könne davon ausgehen, dass ein Unternehmen bei einem Antrag in dieser Größenordnung den Betrag zumindest teilweise auch verwenden wolle. "Selbst wenn sie die Hälfte des Betrags zur Beilegung des Rechtsstreits und zur Beseitigung dieser Belastung verwenden würden, sehe ich immer noch nicht, woher das Geschäftswachstum oder das Potenzial der Medikamentenpipeline kommen soll."

WUPPERTAL - DEUTSCHLAND: FOTO: APA/APA (AFP)/INA FASSBENDER

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