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Pflegekräfte sollen damit einen besseren Zugang zur Schwerarbeitspension erhalten - wenn sie mindestens 45 Versicherungsjahre aufweisen und in den letzten 20 Jahren mindestens zehn Jahre Schwerarbeit geleistet haben, können sie mit 60 Jahren in Pension gehen. Budgetär sind 40 Millionen Euro dafür vorgesehen. Trotz der notwendigen 45 Versicherungsjahre geht Schumann davon aus, dass "jede zweite Person, die dann in Pension geht, von dieser Aufnahme in die Schwerarbeit profitieren wird."
Die Kriterien für die Schwerarbeit sollen außerdem objektiviert werden, psychische Belastungen und Mehrfachbelastungen einfließen. Die Details müssten allerdings noch erarbeitet werden, erklärte Wöginger. Schumann zufolge soll Schwerarbeit künftig anhand von Arbeitsstunden anstatt Arbeitstagen berechnet werden. Auch wolle man überdenken, ob schwere körperliche Tätigkeit weiterhin durch verbrauchte Kilokalorien definiert werden soll. Die bisher erfassten Berufsgruppen sollen nicht eingeschränkt werden.
Die Maßnahme sei ein Zeichen des Respekts und der Wertschätzung gegenüber den meist weiblichen Pflegekräften, die ihren Beruf trotz physischer und psychischer Belastung mit viel Engagement ausüben, betonten Schumann und Wöginger. Sie seien mit Themen wie Sterben, Tod und Leiden genauso konfrontiert wie mit unregelmäßigen Diensten und Personalnot, so die Ministerin. 60 Prozent der Pflegekräfte würden ihre Arbeit als psychisch stark belastend einschätzen, 48 Prozent über Rückenschmerzen berichten.
Wöginger verwehrte sich dagegen, dass die Maßnahme der gewünschten Anhebung des faktischen an das gesetzliche Pensionsantrittsalter entgegenwirken würden. Viele Frauen, deren Pensionsantrittsalter aktuell angehoben wird, könnten den Pflegeberuf gar nicht bis zum Pensionsantritt ausüben. Die NEOS betonten in einem Statement auf "X", dass die Überarbeitung der Schwerarbeitsregelung Teil eines größeren Reformpakets sei. "Mit ihm werden erste Schritte gesetzt, um das Pensionssystem nachhaltig finanzierbar zu machen und das faktische Pensionsalter an das gesetzliche heranzuführen." Konkrete Maßnahmen würden demnächst vorgestellt.
Die Arbeiterkammer (AK) begrüßte den Vorstoß der Regierung ebenso wie die Volkshilfe, der Gewerkschaftsbund (ÖGB) sowie die Gewerkschaften GPA, GÖD und younion. Von ihnen kamen teils weitere Forderungen für die konkrete Ausgestaltung der Reform: So will AK-Präsidentin Renate Anderl, dass auch Ausbildungszeiten an der Fachhochschule als Versicherungszeiten anerkannt werden. Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger forderte, dass nicht nur diplomiertes Personal, sondern auch Betreuungsberufe erfasst werden. Erfreut ist auch die Tiroler Krankenpflegerin Carolin Astner, die eine Petition für die Einstufung von Pflegekräften als Schwerarbeiterinnen und Schwerarbeiter gestartet und Schumann vor dem Pressetermin über 194.000 Unterschriften überreicht hatte.
Als "Hohn" (FPÖ) respektive "Mogelpackung" (Grüne) bezeichneten die Oppositionsparteien die neue Regelung. "Der Grund liegt auf der Hand", meinte FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch: "Mindestens 45 Versicherungsjahre und in den letzten 20 Jahren mindestens zehn Jahre Schwerarbeit - damit man dann mit 60 Jahren in Pension gehen kann - das trifft auf kaum jemanden zu." Auch der grüne Pflegesprecher Ralph Schallmeiner kritisierte, dass Pflegekräfte, die frühestens mit 17 Jahren eine Ausbildung beginnen dürfen, mit 60 rechnerisch nicht auf die nötigen Versicherungsjahre kommen können.