von
Die in China gegründete und nun in Singapur ansässige Firma hatte zunächst ein Debüt in den USA angepeilt, sich wegen des dortigen politischen Widerstands dann aber für London entschieden. Das Unternehmen war bei einer Finanzierungsrunde im vergangenen Jahr mit umgerechnet 63 Mrd. Euro bewertet worden. Es blieb zunächst unklar, welche Marktkapitalisierung der Konzern aktuell anstrebt. In früheren Medienberichten war von knapp 60 Mrd. Euro die Rede.
Bei einem Verkauf von zehn Prozent des Aktienkapitals würde sich ein Emissionsvolumen von rund 6 Mrd. Euro ergeben. Dem Datenanbieter Dealogic zufolge wäre dies etwa doppelt so viel wie beim bisher größten europäischen Börsengang des Jahres, der spanischen Parfümfirma Puig. Eine Genehmigung des Shein-Börsengangs durch die britische Financial Conduct Authority (FCA) steht noch aus.
Insidern zufolge zieht eine Überprüfung der Lieferketten des Online-Händlers das Verfahren in die Länge. Im Sommer hatte eine Organisation, die sich für die Rechte der uigurischen Minderheit in China einsetzt, eine Klage gegen den Shein-Börsengang in London angekündigt und Unterlagen über angebliche Menschenrechtsverletzungen in der Region Xinjiang an die FCA weitergeleitet. Auch die chinesischen Behörden haben bisher kein grünes Licht gegeben.
Shein ist für günstige und schnell wechselnde Kollektionen bekannt und verkauft seine Produkte ausschließlich online. Der Konzern steht unter dem Verdacht, dass bei der Produktion auch Zwangsarbeiter eingesetzt werden. Außerdem zieht er ähnlich wie der chinesische Billig-Versender Temu wegen der Umgehung von Zoll-Kontrollen Kritik auf sich. Analysten rechnen für 2024 mit einem Umsatzplus bei Shein von 55 Prozent auf umgerechnet 48 Mrd. Euro. Einem Medienbericht zufolge hat sich das Wachstum im ersten Halbjahr allerdings auf 23 von 40 Prozent im Vorjahreszeitraum verlangsamt. Der Gewinn sei um knapp 70 Prozent auf etwa 380 Mio. Euro eingebrochen.
KÖLN - DEUTSCHLAND: FOTO: APA/APA (dpa)/Oliver Berg