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Causa Davydova: Außergerichtliche Einigung statt Entlassung

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Marina Davydova: Kein Rechtsstreit mit den Salzburger Festspielen.
©APA/APA/HERBERT PFARRHOFER/HERBERT PFARRHOFER
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Nach dem Rauswurf der Schauspielchefin Marina Davydova von den Salzburger Festspielen haben sich das Direktorium und Davydova nun außergerichtlich geeinigt. Intendant Markus Hinterhäuser zeigte sich am späten Freitagnachmittag dem ORF gegenüber "wirklich glücklich" über diese Einigung. Es sei jetzt klar, "dass die Rechtsstandpunkte davon unberührt sind", so Hinterhäuser. Ihm sei weiter wichtig, "dass wir uns bei Marina Davydova für ihre Arbeit bedanken".

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Was Davydova konzipiert habe, "das setzen wir voll um und machen keine Abstriche", fügte Hinterhäuser hinzu. Mit der Einigung wird es kein Verfahren beim Arbeitsgericht geben. "Beide Parteien halten an ihren Rechtsstandpunkten fest, gelangten aber einvernehmlich zu dem Ergebnis, langwierige und aufwändige juristische und gerichtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden", hatten die Festspiele am Freitag in einer Aussendung mitgeteilt.

Auf APA-Anfrage äußerte sich der Anwalt Davydovas, Gerald Ganzger, nicht zu Details der Einigung, da Stillschweigen vereinbart worden sei. Er hielt aber fest, dass es keine Konkurrenzklausel gebe. Davydova könne tätig werde, wo sie will. Davydova selbst bekundete in einem kurzen Statement gegenüber der APA, mit der Einigung "gänzlich zufrieden" zu sein - auch wenn dieser "ein extrem traumatisches Erlebnis" vorausgegangen sei. "Ich hoffe, dass ich mich eines Tages psychisch erholen und in der Lage sein werde, über diese Erfahrung und die Hintergründe meiner Entlassung zu berichten", so die entlassene Schauspielchefin.

Das Festival hatte Ende November das Dienstverhältnis mit Davydova "infolge von Verstößen gegen vertragliche Dienstpflichten, insbesondere durch die weder angezeigte noch genehmigte Tätigkeit Marina Davydovas bei einem Berliner Theaterfestival" mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Davydova sah hingegen keine Verletzung der Dienstpflichten: Ihre "Nebenbeschäftigung" habe darin bestanden, "dass Frau Davydova völlig unentgeltlich" eines von zwei Mitgliedern des künstlerischen Komitees des "The Voices Performing Arts Festival" in Berlin war, argumentierte ihr Anwalt. Dieses Festival sei eine künstlerische Plattform für vertriebene Künstler und ist hauptsächlich den politischen Emigranten aus Russland gewidmet.

Die Festspiele betonten heute, dass die programmatische und künstlerische Leistung von Marina Davydova für die Festspielsaison 2024 und für den Sommer 2025 außer Streit stehe, "für die wir uns bedanken und die selbstverständlich vollumfänglich, wie von Marina Davydova konzipiert, umgesetzt wird".

In den vergangenen Tagen mehrten sich auch kritische Töne über Intendant Hinterhäuser und dessen Führungsstil und Umgang mit Mitarbeitern und Künstlern. Regisseur Michael Sturminger, dessen für 2024 fixiert gewesene "Jedermann"-Inszenierung kurzfristig und überraschend von Hinterhäuser abgesagt worden war, äußerte sich gegenüber dem ORF so: Er habe nach dem Abgang der ehemaligen Schauspielchefin Bettina Hering das Gefühl gehabt, "dass man sagen muss: Kevin allein zu Hause. Es gibt kein Regulativ mehr, plötzlich ist da jemand drauf gekommen: 'Mir sagt jetzt keiner mehr Halt'."

Die frühere Schauspielchefin der Wiener Festwochen und spätere Ruhrtriennale-Intendantin Stefanie Carp meinte in einer der APA vorliegenden Stellungnahme, die Vorgangsweise gegenüber der "sehr angesehenen, kreativen, intelligenten und mutigen Marina Davydova" sei "menschlich, ethisch und fachlich schockierend". Davydova, die wegen ihres Protestes gegen den Krieg aus Russland fliehen habe müssen, habe einige russische Künstler im Exil kostenlos beraten, die ihre Unterstützung für ein kleines Festival in Berlin benötigten. "Ist das Grund genug für eine fristlose Entlassung?", fragt sich Carp und ortet eine "grobe und willkürliche Macht und Arroganz", die nicht akzeptabel sei. Und der Autor und ehemalige Leiter des Stefan-Zweig-Zentrums Salzburg, Klemens Renoldner, sprach von "Kommunikationsproblemen" und "Missmanagement".

Gegenüber dem ORF äußerte sich Hinterhäuser am Freitag auch zur Kritik an seinem Führungsstil: Er bestreite nicht, dass er auch Fehler gemacht habe, so der Intendant: "Wir sind auch Lernende, wir können auch lernen aus diesen Fehlern. Und wir können auch diese Fehler korrigieren. Wir korrigieren sie auch dadurch, dass wir wahrscheinlich sehr gute Festspiele machen."

Das Kuratorium der Salzburger Festspiele betonte am Freitag via Statement, dass man geschlossen hinter Hinterhäuser stehe und verwies auf die erfolgreiche Arbeit für das Festival und das "internationale Renomee" des "Ausnahmekünstlers". "Zu der von externen Personen geäußerten Kritik am Führungsstil von Markus Hinterhäuser hält das Kuratorium fest, dass es eine professionelle Arbeit und einen wertschätzenden Umgang für selbstverständlich hält. Ganz grundsätzlich nimmt das Kuratorium jede Form von Kritik ernst. Ungeachtet dessen sind natürlich vor allem in künstlerischen Fragen Auffassungsunterschiede offen im Interesse der Qualität der Produktionen der Salzburger Festspiele anzusprechen", hieß es.

Die Beendigung des Arbeitsverhältnisses mit Davydova sei keine Alleinentscheidung Hinterhäusers gewesen, wozu er gar nicht befugt wäre, sondern sei einstimmig vom Direktorium, nach Hinzuziehung des Betriebsrates, getroffen und auch vom Kuratorium der Salzburger Festspiele einstimmig bestätigt worden.

Laut "Salzburger Nachrichten" (Freitagausgabe) gab es Donnerstagnachmittag eine "Krisensitzung" bei Landeshauptmann Wilfried Haslauer, der im Kuratorium des Festivals sitzt, an der das Direktorium und Kuratoriumsvorsitzender Hans Scharfetter teilgenommen haben. Was dabei besprochen wurde, wurde allerdings nicht bekannt.

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