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Die Viennale hat ihre 62. Ausgabe politisch eingeläutet

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Programmverantwortlich ist auch heuer wieder Eva Sangiorgi
©APA/APA/GEORG HOCHMUTH/GEORG HOCHMUTH
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Der erste Funke für das Filmfeuerwerk ist gezündet: Die Viennale, Österreichs größtes Filmfestival, ist Donnerstagabend mit der traditionellen Eröffnungsgala im Gartenbaukino in ihre 62. Ausgabe gestartet. Bis 29. Oktober sind nun wieder kleine Geheimtipps und große Preisträger der vergangenen Monate in den Wiener Innenstadtkinos zu erleben. Für diesen cineastischen Bogen zeichnet heuer zum siebenten Mal Direktorin Eva Sangiorgi verantwortlich.

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Nach einem ungewohnt musikalischen Auftakt mit Performerin Teresa Rotschopf verwies Sangiorgi auf die Bedeutung des Kinos dabei, andere Realitäten und Lebenswelten zu erfahren. "Ich glaube, dass es jetzt wichtiger denn je ist, Diversität anzuerkennen", betonte die Viennale-Chefin.

Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) unterstrich die Bedeutung der Städte in der Bewahrung der Vielfalt in einer Zeit, in der die autoritären Regime auf dem Vormarsch seien: "Gott sei Dank gibt es Wien, und Gott sei Dank tickt dieses Wien anders."

Auch Kulturminister Werner Kogler (Grüne) zollte in seinen politischen Grußworten "dem Hochamt des Films" seinen Respekt. Schließlich sei nicht zuletzt das Kino trotz der ihm inhärenten Möglichkeit, als Propagandamedium missbraucht zu werden, ein Medium, das dem Rechtsextremismus entgegenwirken könne. Deshalb sei wichtig, dass die Politik die Finanzierung sicherstelle und sich andererseits grundsätzlich inhaltlich nicht einmische: "Auch im Laufe der Regierungsverhandlungen - die ja erst beginnen - wird es darum gehen, die Freiheit der Kunst zu verteidigen."

Kurz und bündig präsentierte sich dagegen der Eröffnungsfilm, den die Festivalchefin heuer als Initialzündung für den cineastischen Reigen auserkoren hat. Ganze 42 Minütchen zählt die essayistische Autobiografie des 63-jährigen, französischen Filmemachers Leos Carax, die aus einer geplatzten Ausstellung im Pariser Centre Pompidou erwuchs. Und auch der Abschlussfilm "Dahomey", Mati Diops dokumentarische Aufarbeitung des Umgangs mit kolonialer Raubkunst - in Berlin heuer mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet - schreckt mit 67 Minuten selbst Kurzfilmfreunde nicht ab.

Dass aber nicht per se die große Einsparungsorgie bei den Filmminuten ausgebrochen ist, zeigt das Programm zwischen diesen beiden Randpunkten. So hat Sangiorgi etwa auch Dimitris Athiridis' Documenta-Beobachtung "Exergue" in die Auswahl gehoben, die auf insgesamt über 14 Stunden Spielzeit kommt. Ansonsten werden in den fünf Wiener Festivalkinos wieder mehrere international erfolgreiche Werke gezeigt, die zuletzt von den großen Filmfestivals mit Ehrungen nach Hause kamen.

Zu den tragenden Säulen des Viennale-Daches 2024 zählen etwa Sean Bakers Tragikomödie "Anora", Gewinner der Goldenen Palme in Cannes, oder das historische Schwarz-Weiß-Essay "Grand Tour" von Miguel Gomes, der in Cannes mit dem Regiepreis bedacht wurde. Und für Jacques Audiards queeres Musical "Emilia Pérez" über eine transsexuelle Drogenclanchefin wurden gleich alle vier Hauptdarstellerinnen in Cannes prämiert.

Der heurige Venedig-Löwen-Gewinner "The Room Next Door", das erste englischsprachige Projekt von Altmeister Pedro Almodóvar, ist ebenso in Wien zu erleben wie Hollywoodstar Jesse Eisenberg im Doppelpack. Zum einen ist sein Regieprojekt "A Real Pain" über zwei Cousins (einer davon gespielt von Eisenberg selbst) auf den Spuren ihrer im Holocaust vertriebenen Großmutter zu sehen. Zum anderen ist der 41-Jährige als Big Foot im etwas skurrilen Naturidyll "Sasquatch Sunset" hinter Latexschichten zu erleben.

Vor allem ist heuer aber auch das österreichische Filmschaffen stark vertreten. An der Spitze der rot-weiß-roten Fraktion feiert etwa Kurdwin Ayubs zweiter Film "Mond", der in Locarno mit dem Großen Jurypreis gewürdigt wurde, seine Österreichpremiere. Und Thomas Woschitz kann gar als Weltpremiere seine in den USA gedrehte Produktion "The Million Dollar Bet" zeigen, die von der Wette zweier Kumpel handelt, dass einer von beiden in 24 Stunden 70 Meilen läuft.

Als neues Festivalzentrum dient heuer das Metro Kinokulturhaus. Unter dem Titel "Zentralino" besetzt man den 2. Stock des historischen Baus in der Innenstadt. Dieser dient bei freiem Eintritt als getränkesatter Treffpunkt, um moderierte Gespräche, Diskussionsrunden oder Meisterklassen zu veranstalten. Noch einmal ganz anders abgehen soll es indes bei den drei Viennale-Partys, die in den drei einschlägigen Locations Opera Club, Praterstraße und Flex angesetzt sind.

(S E R V I C E - www.viennale.at)

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