Trend Logo

Doskozil und Babler kritisieren ÖBAG-Ausstieg aus Vamed

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
5 min
LH Doskozil sieht eine Fehlentwicklung
©APA/APA/HANS KLAUS TECHT/HANS KLAUS TECHT
  1. home
  2. Aktuell
  3. Nachrichtenfeed
Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) lehnt den angekündigten Ausstieg der Staatsholding ÖBAG aus der Vamed AG ab. Dies sei eine "gefährliche Fehlentwicklung", wie er in einer Aussendung am Freitag feststellte und vor einem Verkauf von Reha-Zentren an "Heuschreckenfonds" warnte. In einem Schreiben an Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) forderte er diesen zum Einschreiten auf. SPÖ-Chef Andreas Babler schloss sich dem an, auch die Ärztekammer übte Kritik.

von

Unmittelbar nach dem Rückzug der ÖBAG sei bekannt geworden, dass der Gesundheitskonzern zerschlagen werden soll. "Mich ärgert besonders, dass der Bund scheinbar ganz bewusst ausgestiegen ist, um die Zerschlagung der Vamed mit einem anschließenden Ausverkauf an Investoren zu ermöglichen", meinte der Landeshauptmann. "Privaten Investoren geht es in erster Linie um den Gewinn und nicht um den Patienten - so ein Denken sollte bei der Gesundheitsversorgung keinen Platz haben." Doskozil verwies darauf, dass im Burgenland im Pflegebereich mit Landesgeld ausschließlich gemeinnützig gearbeitet werde.

Der Rückzug der ÖBAG ermögliche nun den Verkauf von Rehabilitationseinrichtungen an einen französischen Hedgefonds, so Doskozil. Davon betroffen sei auch das Gesundheitszentrum Bad Sauerbrunn (Bezirk Mattersburg).

Der Verkauf der Vamed-Reha-Kliniken an die Beteiligungsgesellschaft PAI Partners war am 2. Mai vom deutschen Vamed-Mehrheitseigentümer Fresenius bekanntgegeben worden. Wenige Tage danach wurde bekannt, dass ein Konsortium der Baukonzerne Porr und Strabag das Österreich-Kerngeschäft des heimischen Krankenhausbetreibers und Gesundheitsdienstleisters Vamed für 90 Mio. Euro übernimmt. Dazu gehören Anteile an mehreren Thermen in Österreich (u.a. Therme Wien, Geinberg, St. Martins), die technische Betriebsführung des Allgemeinen Krankenhauses Wien (AKH Wien) und das österreichische Vamed-Projektgeschäft.

"Seit dem Privatisierungsauftrag der österreichischen Bundesregierung im Jahr 1996 und dem Mehrheitsverkauf der Vamed an den Fresenius Konzern verfügte die ÖBAG in den letzten Jahren über keinerlei Mitwirkungs- oder Vetorechte bei der Vamed und war auch nicht im Aufsichtsrat vertreten", teilte die ÖBAG am Samstag in einer Stellungnahme mit. Die Staatsholding sei während der Umstrukturierungsbemühungen in regelmäßigem Austausch mit Fresenius gewesen, um zu erreichen, dass für kritische Einrichtungen eine Lösung im Sinne der Patienten gefunden werde. Die Letztentscheidung sei aber beim Hauptgesellschafter gelegen, die ÖBAG hätte keine Möglichkeit gehabt die Entscheidung zu beeinflussen oder zu verhindern, heißt es in dem Schreiben, dass der APA vorliegt.

Doskozil forderte Bundeskanzler Nehammer auf, dass der Verkauf der Vamed-Anteile rückgängig gemacht und der "Ausverkauf" der Reha-Zentren gestoppt wird. "Sollte das nicht mehr möglich sein, wäre für eine Kündigung bestehender Tagsatzvereinbarungen durch die Sozialversicherung zu sorgen", erklärte Doskozil. "So etwas gehört verboten. Es gibt Bereiche, mit denen kein Profit gemacht werden darf. Dazu gehören selbstverständlich die Pflege und das Gesundheitswesen", kritisierte auch Babler, der sich Doskozils Forderung anschloss, dass Nehammer den Verkauf rückgängig machen müsse. Die SPÖ fordere auch mittels einer parlamentarischen Anfrage Aufklärung. "Ein paar Wenige machen das große Geld, während Arbeitsplätze und unsere Versorgung zugrunde gehen", warnt der Parteichef.

Auch die Ärztekammer äußerte sich am Samstag kritisch. "Die Aufspaltung und der geplante scheibchenweise Abverkauf von Österreichs wichtigstem Gesundheitskonzern Vamed zeigt klar und deutlich, wie groß die Gefahr der Konzernisierung ist, vor der wir seit langem warnen", so Präsident Johannes Steinhart in einer Aussendung. Der Gesundheitskonzern werde schon seit einigen Wochen offenbar filetiert. "Solche Entwicklungen müssen gestoppt werden. So darf man mit Gesundheitseinrichtungen und mit den Patientinnen und Patienten nicht umgehen. Ihre Gesundheit ist kein Spekulationsobjekt."

Das Finanzministerium wiederum wies die Kritik zurück. "Ein französischer Investor aus der Branche ist eingestiegen und garantiert die Existenz der Rehazentren - ohne diesen Schritt hätten wohl Zentren schließen müssen", heißt es in einer Aussendung. Die ÖBAG hätte auch mit ihrer 13-prozentigen Beteiligung an der Vamed weder eine Entscheidung herbeiführen noch verhindern können.

Über die Autoren

Logo
Abo ab €16,81 pro Monat
Ähnliche Artikel
Nachrichtenfeed
Fünf Bundesländer steigerten 2023 die Exporte
Vielen Unternehmen gehen die liquiden Mitteln aus
Nachrichtenfeed
Österreich droht heuer Rekord-Pleitenjahr
In Salzburg bereits mehr Stellenangebote als Arbeitslose
Nachrichtenfeed
Tourismus-Boom: Fast Vollbeschäftigung in Salzburg und Tirol
Finanzminister Magnus Brunner sieht sich bestätigt
Nachrichtenfeed
Morningstar bleibt für Österreich beim AAA-Rating
Aufwärtstrend der letzten Jahre setzt sich laut RTR ungebrochen fort
Nachrichtenfeed
Paketflut: 2023 wurden 388 Mio. Packerl verschickt
Trotz Hitze gibt es nur bei wenigen Bauarbeitern heute hitzefrei
Nachrichtenfeed
Nur wenige Bauarbeiter bekommen heute hitzefrei
Nachrichtenfeed
Vamed streicht 40 Stellen im internationalen Projektgeschäft
Bei Hitze bleiben viele Menschen zu Hause
Nachrichtenfeed
Gastronomie kämpft bei Hitze mit Konsumzurückhaltung
Signa-Gründer Benko aus "trend"-Reichenliste gestrichen worden
Nachrichtenfeed
Erstmals mehr als 50 Milliardäre in Österreich
AUA-Flieger am Heimatflughafen Wien-Schwechat
Nachrichtenfeed
AUA bei Flightright-Ranking im europäischen Spitzenfeld
Wifo-Chef Gabriel Felbermayr
Nachrichtenfeed
Wifo-Prognose: Österreichs Wirtschaft bleibt in der Euro-Zone zurück
Weitere juristische Auseinandersetzungen um die Signa
Recht
Signa Holding - Sonderverwalter klagt Abschlussprüfer BDO