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Außerdem gab es erneut massive Angriffe auf Hisbollah-Ziele im Libanon - unter anderem wurde eine "Kommandozentrale" der Miliz in Beirut ins Visier genommen. Laut Angaben der Luftwaffe handelte es sich dabei um das Geheimdienst-Hauptquartier der Hisbollah. Libanesischen Medienberichten zufolge wurden auch Dutzende Dörfer und Städte im Süden des Landes angegriffen. Zudem seien drei Hisbollah-Kommandanten getötet worden.
Insgesamt seien mehr als 50 Städte und Dörfer angegriffen worden, berichtete die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA. Im Süden des Landes sei dabei ein ranghoher Hisbollah-Kommandant getötet worden. Er sei für mehrere Angriffe auf Israel verantwortlich gewesen und habe Gefechte im grenznahen Gebiet Bint Jubail befehligt. Der Armee zufolge handelte es sich um Alhaj Abbas Salameh, ein hochrangiger Vertreter des Südkommandos. Auch Radja Abbas Awache, ein Kommunikationsexperte, sowie Ahmad Alie Hussein, verantwortlich für die Entwicklung strategischer Waffen seien von den Streitkräften getötet worden. Von der Hisbollah gab es zunächst keine Stellungnahme.
Die israelische Armee zerstörte im Süden des Libanons laut dortigen Sicherheitskreisen mehrere Orte fast komplett. Das Militär habe im Grenzgebiet unter anderem den Ort Ramja nahe Bint Jubail gesprengt, hieß es aus libanesischen Sicherheitskreisen. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür zunächst nicht.
Libanesischen Sicherheitskreisen zufolge wurden im Grenzgebiet auch Jarun, Marun al-Ras, sowie weitere Dörfer in den letzten Tagen und Wochen weitgehend zerstört. Der Ort Nabatija im Südosten, ein kommerzielles Zentrum der Region, soll demnach ebenfalls teilweise zerstört sein. Das israelische Militär forderte die Bewohner des libanesischen Grenzgebiets zu Beginn seiner Bodenoffensive zur Flucht auf.
Vor den Luftschlägen in Beirut hatte Militärsprecher Avichay Adraee die Bewohner der Stadtteile Haret Hreik und Hadath auf Arabisch bei Telegram gewarnt: "Sie befinden sich in der Nähe von Einrichtungen (...) der Hisbollah, die in naher Zukunft von den Verteidigungskräften ins Visier genommen werden", schrieb er. Adraee forderte die Bewohner auf, sich "mindestens 500 Meter" von diesen Zielen entfernt in Sicherheit zu bringen. Der Beitrag war mit zwei Karten versehen, auf denen die betroffenen Orte markiert waren. In den vergangenen Tagen hatte die israelische Armee vor ihren Luftangriffen bereits zu mehreren Evakuierungen in verschiedenen Teilen Libanons aufgefordert.
"Wir sind nicht nur dabei, den Feind zu besiegen, sondern wir zerstören ihn in allen Dörfern entlang der Grenze", sagte Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant am Sonntag bei einem Truppenbesuch im Norden Israels. Die israelische Militärpräsenz im Grenzgebiet sei "überwältigend für die Terroristen". Er betonte, Ziel der israelischen Armee sei es, die Region "komplett" von der Hisbollah zu "säubern", so dass die Menschen in ihre Häuser im Norden Israels zurückkehren könnten und "ihr Leben wieder aufbauen können".
Die Hisbollah reklamierte unterdessen neue Angriffe auf den israelischen Norden für sich. Auch in der Hafenstadt Haifa gab es erneut Raketenalarm. Nach Armeeangaben wurden rund 70 Geschosse vom Libanon auf Israel gefeuert. Einige seien von der Raketenabwehr abgefangen worden, andere im nördlichen Gebiet eingeschlagen. Die Feuerwehr sei im Einsatz, um mehrere dabei ausgelöste Brände zu löschen, hieß es.
Das israelische Militär verstärkt im Kampf gegen die Hisbollah-Miliz den Beschuss des Libanons seit geraumer Zeit. Im Visier waren bisher vor allem der Süden, wo die Hisbollah traditionell stark vertreten ist, die Bekaa-Ebene im Osten sowie die Hauptstadt Beirut. In den Südlibanon war das israelische Militär Anfang Oktober auch mit Bodentruppen eingerückt. Nach Angaben der libanesischen Regierung wurden in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 2.400 Menschen durch israelische Angriffe getötet - die meisten von ihnen seit Ende September. Mehr als 1,2 Millionen Menschen seien auf der Flucht.
Durch den Krieg in der Region wird die Wasserversorgung im Libanon zunehmend erschwert. Nach Problemen bei der Versorgung mit sauberem Wasser für Vertriebene berichtete nun auch die UNO-Beobachtermission UNIFIL im Land von Wasserknappheit bei ihren Truppen. Diesen sei im Ort Mais al-Jabal nahe der israelischen Grenze nach Wochen ohne Nachschub das Wasser ausgegangen, teilte UNIFIL mit. Weil Straßen in der Gegend gesperrt seien, hätten UNO-Truppen an diesem Posten zuletzt vor drei Wochen eine Wasserlieferung erhalten. Zugang zu Positionen in dieser Gegend sei "schwierig".
Hilfsorganisationen bemühen sich, Zugang zu Wasser und Sanitäranlagen aufrechtzuerhalten. Das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF berichtete, dass mindestens 28 Wasseranlagen im Konflikt beschädigt worden seien, wodurch die Wasserversorgung von 360.000 Menschen vor allem im Süden betroffen sei. "Die anhaltenden Bombardierungen stören wichtige Wasser- und Sanitärdienste im gesamten Libanon, wodurch die Gefahr von Cholera-Ausbrüchen steigt", teilte UNICEF mit. Dabei seien vor allem kleine Kinder gefährdet. Helfer verteilen deshalb soweit möglich Sets zur Desinfektion und Wasserreinigungstabletten.
BEIRUT - LIBANON: FOTO: APA/APA/AFP/IBRAHIM AMRO