Trend Logo

Ex-ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch 79-jährig verstorben

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
4 min
Der ÖGB prägte sein Leben
©APA/APA/Harald Schneider/Harald Schneider
  1. home
  2. Aktuell
  3. Nachrichtenfeed
Der ehemalige Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) und SPÖ-Politiker Fritz Verzetnitsch ist heute im Alter von 79 Jahren verstorben. Verzetntisch stand fast 20 Jahre an der Spitze des Gewerkschaftsbunds, ehe die BAWAG-Affäre seine Karriere abrupt beendete. Im Parlament saß er mehr als zwei Jahrzehnte, zunächst im Bundesrat, später viele Jahre im Nationalrat.

von

Verzetnitsch löste 1987 nach über 20 Jahren Anton Benya an der Spitze des Gewerkschaftsbundes ab. Mit dem damals erst 42-Jährigen wurde damit ein Generationenwechsel vollzogen.

Verzetnitsch galt im ÖGB lange als eher schwacher Präsident, der nur auf seinen Posten kam, weil sich die großen Player in der Gewerkschaft gegenseitig blockierten. Erst mit den auch auf der Straße ausgetragenen Protesten gegen die Sozialpolitik von Schwarz-Blau Anfang des neuen Jahrtausends erlangte der Gewerkschaftschef, der bis dahin das Image des Zauderers hatte, neues Gewicht. International hatte er sich längst ein neues Spielfeld geschaffen, diente er doch ein Jahrzehnt lang als Präsident des internationalen Gewerkschaftsbunds.

Zu Ende ging seine Karriere unrühmlich, als der BAWAG-Skandal aufflog. Mit seinem Wissen aber ohne jenes der Gremien wurden Haftungen zur Rettung der Bank übernommen und damit der legendäre Streikfonds des Gewerkschaftsbunds aufs Spiel gesetzt. Als die Sache hoch ging und der ÖGB ins nicht nur finanzielle Chaos stürzte, musste Verzetnisch eher unfreiwillig den Hut nehmen. Sein Nachfolger Rudolf Hundstorfer entließ ihn sogar aus dem ÖGB. Verzetnitsch ging dagegen vor Gericht, scheiterte aber.

Die politische Karriere des gelernten Installateurs war damit nach fast 20 Jahren im Präsidentenamt und ebenso langer Zeit im Nationalrat zu Ende. Einer Schuld war sich Verzetntisch, der schon davor wegen seines Penthouses in der Wiener Innenstadt immer wieder einmal in der Kritik gestanden war, nicht bewusst. Auch wenn die Gewerkschafter nie mehr mit ihm warm wurden, ließ er keine größere Veranstaltung des ÖGB aus, zuletzt sah man ihn in den hinteren Reihen beim Bundeskongress im vergangenen Jahr.

ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian würdigte Verzetnitsch am Donnerstag als "überzeugten Gewerkschafter". Er habe stets das Gemeinsame über das Trennende gestellt und in schwierigen Zeiten die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und den Erhalt der Demokratie in Österreich verteidigt. SPÖ-Chef Andreas Babler betonte Verzetnitschs Bemühen, stets eine vermittelnde und einigende Funktion zu übernehmen. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig sah einen "aufrechten Gewerkschafter", der immer für die Menschen da gewesen sei.

Seitens der Wirtschaftskammer erklärten Präsident Harald Mahrer und Generalsekretär Karlheinz Kopf: "Mit ihm gemeinsam konnte die Sozialpartnerschaft bessere Chancen und Perspektiven für die Menschen entwickeln." Verzetnitschs langjähriger Weggefährte, der ehemalige Kammerchef Christoph Leitl, nannte ihn "einen Gewerkschafter im besten Sinne, der sich durch Handschlagqualität und Loyalität ausgezeichnet hat".

Das Nationalratspräsidium anerkannte in einer gemeinsamen Aussendung "sein lebenslanges Engagement für die Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern". Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) nannte Verzetnitschs Arbeit "visionär".

Die Vorsitzende der Christgewerkschafter Romana Deckenbacher würdigte seine Menschlichkeit und seine unermüdlichen Einsatz für eine gerechtere Welt. ÖVP-Klubobmann und Sozialsprecher August Wöginger unterstrich, dass Verzetnitsch als Sozialpolitiker, der für seine Sachlichkeit und ergebnisorientierte Arbeit geschätzt worden sei, in Erinnerung bleibe.

Über die Autoren

Logo
Abo ab €16,81 pro Monat
Ähnliche Artikel
Verhandlung am Bezirksgericht Purkersdorf ohne Angeklagte
Nachrichtenfeed
Covid-Zertifikate: Geldstrafen für Jenewein und Hafenecker
Kommission befasste sich mit dem verstorbenen Ex-Sektionschef Pilnacek
Nachrichtenfeed
Pilnacek-Untersuchungskommission bestätigt Interventionen
Überprüfung im Laufen
Nachrichtenfeed
Rund 1.000 Asyl-Familienfälle neu geprüft
Kandidaten sollen sich im Parlament vorstellen
Nachrichtenfeed
EU-Kommissar: SPÖ und NEOS für öffentliches Hearing
Inflation traf Junge unterschiedlich
Nachrichtenfeed
Ein Drittel der Jungen schätzt Finanzlage als prekär ein
Der Besuch bei Arzt oder Ärztin wird künftig zunächst digital
Nachrichtenfeed
Video-Sprechstunde beim Arzt kommt 2026 flächendeckend
Bierparteichef Wlazny gab sich zuversichtlich
Nachrichtenfeed
Unterschriftensammeln für die NR-Wahl beginnt
Österreich wächst durch Zwanderung
Nachrichtenfeed
Raab nutzte Integrationsbericht für Wahlkampftöne
Kickl wird von der SPÖ kritisiert
Nachrichtenfeed
Ausschuss zu Vorwürfen gegen Kickl soll bald tagen
Mit Schwung in die Nationalratswahl: Meinl-Reisinger
Nachrichtenfeed
Meinl-Reisinger mit 91 Prozent als NEOS-Chefin bestätigt
Kanzler wird befragt
Nachrichtenfeed
Nationalrat startete Abschied mit Fragestunde an den Kanzler
Präsentation der Regierungseinigung nach dem Ministerrat vom Mittwoch
Nachrichtenfeed
Steuerstufen werden um knapp 4 Prozent angehoben