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Die abebbende Teuerungswelle ermöglichte der Fed jüngst erst die Zinswende, der weitere Schritte nach unten folgen könnten. Der nächste wird bereits am Donnerstag erwartet, ein weiterer im Dezember gilt an den Finanzmärkten als wahrscheinlich. Doch sollte Trump nach einem Einzug ins Weiße Haus ab Jänner die Zollschranken herunterlassen, könnte die Notenbank den Kurs neu ausrichten: "Käme es so, müsste auch die Fed von ihren geplanten Zinssenkungen abkehren", meint Gitzel.
Bereits jetzt seien sich weder der Markt noch die Fed-Mitglieder selbst völlig sicher, dass die ursprünglich einmal erwartete Serie von Zinssenkungen tatsächlich umgesetzt werde, so die Einschätzung der Commerzbank-Ökonomen Berd Weidensteiner und Christoph Balz. Spätestens im Frühjahr, wenn sich eine Umsetzung der Zollpläne abzeichnen sollte, würde sich das Umfeld für die Fed-Entscheidungen deutlich verändern: "Wir gehen daher davon aus, dass die Fed die Zinssenkungen bei 4,00 Prozent stoppt." Aktuell liegt die Obergrenze des Zinskorridors bei 5,00 Prozent. Für den am Donnerstag anstehende Zinsentscheid wird mit einer Senkung um einen Viertelprozentpunkt auf die neue Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent gerechnet.
Trump hat klargemacht, dass der Begriff "Zoll" in seinem Vokabular zu den Lieblingswörtern zählt. In seiner ersten Amtszeit zettelte er einen Handelskrieg mit China an und könnte nach einer Rückkehr ins Präsidialamt nachlegen. Produkte aus der Volksrepublik will der Republikaner mit einem Strafzoll von 60 Prozent, Produkte aus Deutschland und allen anderen Teilen der Welt mit 10 bis 20 Prozent belegen. Die Auswirkungen hingen stark davon ab, wie die von den Exportzöllen betroffenen Länder reagieren, heißt es in einer Studie von Marcard, Stein & Co. Vieles spreche jedoch dafür, dass eine deutliche Erhöhung der Importzölle das Wirtschaftswachstum bremsen und die Inflation erhöhen würde.
Sollte die Fed ihren Senkungskurs bei einem Oberwert der Zinsspanne von 4 Prozent abbrechen, würde Trump einen für längere Zeit so hohen Leitzins wohl als "unfreundlichen Akt" auffassen, meinen die Experten der Commerzbank: "Wir erwarten gleichwohl nicht, dass er sich zu einem direkten Angriff auf die Unabhängigkeit der Fed hinreißen lässt. Dies würde an den Finanzmärkten für massive Verwerfungen sorgen." Trump habe in seiner ersten Amtszeit schon immer großen Wert auf eine gute Entwicklung der Finanzmärkte gelegt. Trump werde es daher wohl bei öffentlicher Kritik belassen und darauf warten, dass er die Sitze im Fed-Direktorium neu besetzen könne.
Die Amtszeit von Notenbank-Präsident Jerome Powell, den Trump einst auf den Chefposten hievte und aus dem Amt heraus dennoch wiederholt öffentlich kritisierte, endet im Frühjahr 2026. Powell muss sich aber wohl für den Rest seiner Amtszeit auf Störfeuer aus dem Weißen Haus gefasst machen.
WASHINGTON - USA: FOTO: APA/APA (AFP)/SAUL LOEB