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Friedensnobelpreis für japanische Atomwaffengegner

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Nagasaki-Überlebender Mimaki tief bewegt von der Auszeichnung
©APA/APA/JIJI PRESS/STR
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Der Friedensnobelpreis geht heuer an die von Überlebenden der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki getragene Organisation Nihon Hidankyo, die für ein Totalverbot von Atomwaffen kämpft. Die japanische Basisbewegung habe gezeigt, "dass Atomwaffen nie wieder verwendet werden dürfen", sagte der Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees, der Sozialdemokrat Jørgen Watne Frydnes, am Freitag in Oslo. Die UNO, die EU, Deutschland und Österreich begrüßten die Auszeichnung.

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Bekannt ist die Organisation auch unter dem Namen Hibakusha, der Bezeichnung für die japanischen Atombombenopfer. "Die Hibakusha helfen uns, das Unbeschreibliche zu beschreiben, das Undenkbare zu denken und den unvorstellbaren Schmerz und das Leid, das durch Atomwaffen verursacht wird, irgendwie zu erfassen", erklärte das norwegische Friedensnobelpreis-Komitee. Das Komitee hat das Thema Atomwaffen bereits regelmäßig in den Fokus gerückt, zuletzt mit seiner Auszeichnung für die ICAN, die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen, die den Preis im Jahr 2017 gewann.

Ohne bestimmte Länder namentlich zu nennen, warnte Frydnes, dass Atomstaaten nicht über den Einsatz von Atomwaffen nachdenken sollten. "Die heutigen Atomwaffen haben eine weit größere Zerstörungskraft. Sie können Millionen töten und hätten katastrophale Auswirkungen auf das Klima", sagte er auf einer Pressekonferenz. "Ein Atomkrieg könnte unsere Zivilisation zerstören." Frydnes lobte "die außergewöhnlichen Bemühungen" von Nihon Hidankyo und anderen Vertretern der Hibakusha, die zur "Etablierung des Atomwaffentabus" beigetragen hätten. "Es ist daher alarmierend, dass heute dieses Tabu gegen den Einsatz von Atomwaffen unter Druck steht."

Nihon-Hidankyo-Präsident Tomoyuki Minomaki zeigte sich tief bewegt von der Auszeichnung. "Ein Traum von einem Traum. Es ist unglaublich", rief er vor Journalisten in Hiroshima und kniff sich vor Freude weinend in die Wange, als könne er die Nachricht nicht fassen. "Ich möchte weiterhin an die Menschen in der Welt appellieren, die Atomwaffen abzuschaffen und einen dauerhaften Frieden zu erreichen", sagte der Überlebende des Atombombenabwurfs von Nagasaki.

Der Friedensnobelpreis zeige der Welt auf mächtige Art und Weise, dass ein Atomwaffenverbot erreicht werden kann, sagte Minomaki. Tatsächlich gibt es diesbezüglich schon ein entsprechendes Vertragswerk. Der unter anderem auf Betreiben Österreichs verhandelte und von fast 100 Staaten unterzeichnete Atomwaffenverbotsvertrag (TPNW) ist seit drei Jahren in Kraft, hat aber einstweilen nur symbolische Wirkung, weil ihm noch keine Atommacht beigetreten ist. Derzeit wüten zwei Kriege, in die Atommächte (Russland und Israel) als Kriegsparteien involviert sind.

UNO-Generalsekretär António Guterres wertete die Auszeichnung als klaren Auftrag zur Abschaffung von Atomwaffen. "Es ist Zeit für die führenden Staatenlenker, so weitsichtig zu sein wie die Hibakusha und die Atomwaffen als das anzusehen, was sie sind: Werkzeuge des Todes, die keinen Schutz und keine Sicherheit bieten", hieß es in einer Erklärung des UNO-Generalsekretärs. Die einzige Möglichkeit, die Bedrohung durch Atomwaffen zu beenden, bestehe darin, "sie gänzlich abzuschaffen", so Guterres, der selbst als Anwärter für den Friedensnobelpreis gehandelt worden war.

Als "kraftvolle Botschaft" begrüßte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Auszeichnung. "Die Bilder von Hiroshima und Nagasaki dräuen immer noch über der Menschheit", teilte die deutsche Christdemokratin auf X mit. "Wir haben die Verpflichtung, uns zu erinnern. Und die noch viel größere Verpflichtung, die kommenden Generationen vor den Gräueln des Atomkriegs zu schützen", betonte die Politikerin. Ähnlich äußerte sich der deutsche Kanzler Olaf Scholz. Die "unermüdliche Erinnerungsarbeit" der Überlebenden "mahnen uns, dass wir alles daransetzen müssen, die Bedingungen für eine Welt ohne Nuklearwaffen zu schaffen", teilte Scholz auf Twitter mit. Deutschland hält wie andere NATO-Staaten, darunter Norwegen, weiter an Atomwaffen fest, weil diese zur "Abschreckung" erforderlich seien.

"Von Herzen" begrüßte das Außenministerium die Auszeichnung. "Mit ihrem Mut haben die Hibakusha das globale Bewusstsein für die humanitären Konsequenzen von Atomwaffen geprägt", teilte das österreichische Außenministerium am Freitag auf X mit. "Wir schätzen ihren Beitrag zutiefst und bleiben einer atomwaffenfreien Welt verpflichtet." Der Leiter der Abrüstungsabteilung im Außenministerium, Alexander Kmentt, wies darauf hin, dass das Außenamt "eng mit den Hibakusha zusammengearbeitet" habe. So hätten die Hiroshima-Überlebenden an von Österreich organisierten Konferenzen in den Jahren 2014 und 2022 teilgenommen.

Als "sehr wichtige und absolut verdiente Auszeichnung" würdigte ICAN die Ehrung für die japanischen Atomwaffengegner. Die Gefahr eines neuerlichen Einsatzes von Atomwaffen sei womöglich so hoch wie nie, warnten die Friedensnobelpreisträger des Jahres 2017. "Nächstes Jahr jährt sich zum 80. Mal der Tag der katastrophalen Bombardierung von Hiroshima und Nagasaki. Es ist wichtiger denn je, dass die Stimmen der Überlebenden und ihre dringenden Forderungen nach Maßnahmen gehört und befolgt werden", teilte ICAN mit.

Das Nobelkomitee hat in den vergangenen Jahren mehrmals Menschenrechtler statt klassische Friedensstifter mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr war die Auszeichnung an die inhaftierte iranische Frauenrechtsaktivistin Narges Mohammadi gegangen. Sie wurde damit "für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen im Iran und ihren Kampf für die Förderung der Menschenrechte und der Freiheit für alle" geehrt. Nominiert waren heuer insgesamt 286 Kandidatinnen und Kandidaten, darunter 197 Persönlichkeiten und 89 Organisationen, was deutlich weniger war als in früheren Jahren.

In dieser Woche sind bereits die Nobelpreisträger in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie und Literatur bekanntgegeben worden. Am Montag folgt zum Abschluss noch die Auszeichnung in Wirtschaftswissenschaften. All diese Nobelpreise werden traditionell in Stockholm vergeben, der Friedensnobelpreis als einziger in Oslo.

Die Nobelpreise gehen auf den Dynamit-Erfinder und Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896) zurück. An dessen Todestag am 10. Dezember werden sie allesamt feierlich überreicht. Pro Kategorie sind die Auszeichnungen heuer erneut mit einem Preisgeld in Höhe von elf Millionen schwedischen Kronen (knapp 970.000 Euro) verbunden.

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