von
Camburn könne versuchen zu beweisen, dass Novartis gegen das Bundesgesetz über unberechtigte Forderungen (False Claims Act) verstoßen hat, indem das Unternehmen Schein-Vortragsveranstaltungen abhielt, um den Verkauf von Gilenya zu fördern. Camburn, ein ehemaliger Vertriebsmitarbeiter von Novartis, behauptete, der Konzern habe Ärzten Tausende von Dollar gezahlt und sie zu Abendessen in gehobenen Restaurants eingeladen, damit sie auf angeblich lehrreichen Veranstaltungen sprechen, die in Wirklichkeit gesellschaftlicher Natur waren. Dies habe dazu geführt, dass staatliche Krankenversicherungsprogramme wie Medicare Part D, Medicaid und TRICARE betrogen worden seien, als Ärzte und Apotheken Erstattungsanträge für Gilenya einreichten, die durch Schmiergelder beeinflusst waren.
Bezirksrichterin Myrna Perez sagte, Camburn habe hinreichend dargelegt, dass Novartis Vortragsveranstaltungen mit wenigen oder gar keinen legitimen Teilnehmern abhielt, Ärzte übermäßig für abgesagte Veranstaltungen bezahlte und Referenten auswählte, um das Ausstellen von Rezepten zu fördern, was zu der "starken Schlussfolgerung" führte, dass der Arzneimittelhersteller beabsichtigte, Betrug zu begehen. Novartis und Anwälte des Konzerns reagierten nicht sofort auf Bitten um eine Stellungnahme. Die Anwälte von Camburn reagierten ebenfalls nicht sofort auf ähnliche Anfragen.
Der False Claims Act ermöglicht es Whistleblowern, im Namen der Regierung zu klagen und an den Schadenersatzzahlungen beteiligt zu werden. Mit der Entscheidung vom Freitag wurde eine Abweisung vom September 2022 durch die US-Bezirksrichterin Kimba Wood in Manhattan aufgehoben und der Fall an sie zurückverwiesen. Camburn verklagte Novartis im Mai 2013, etwa zweieinhalb Jahre nach der Zulassung des Medikaments durch die Bundesbehörden.
Der Umsatz des einstigen Milliardenmedikaments Gilenya ist nach dem Ablauf des Patentschutzes aufgrund der Konkurrenz durch Generika rückläufig. Im Jahr 2023 erzielte Novartis damit noch 925 Mio. Dollar Verkaufserlöse und in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres waren es 443 Millionen. Der Konzern ist weltweit mit verschiedenen Vorwürfen wegen Schmiergeldzahlungen und fragwürdigen Geschäftspraktiken konfrontiert. 2020 zahlte Novartis in einem Vergleich mehr als 729 Mio. Dollar, um die Vorwürfe der US-Regierung beizulegen, dass das Unternehmen illegale Schmiergelder an Ärzte und Patienten gezahlt hat, um den Verkauf von Medikamenten zu fördern.
BASEL - SCHWEIZ: FOTO: APA/APA (AFP)/FABRICE COFFRINI