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Golan beschossen - Israel bombardierte Hisbollah-Ziele

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Einsatz der Rettungskräfte im Dorf Majdal al-Shams
©APA/APA/AFP/JALAA MAREY
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Als Vergeltung für einen Raketenangriff auf einen Fußballplatz auf den Golanhöhen mit zwölf Toten hat Israel Sonntagfrüh nach eigenen Angaben mehrere Ziele im Libanon angegriffen. Dabei handle es sich unter anderem um Waffenlager der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz, die von Israel für die Attacke auf den Fußballplatz verantwortlich gemacht wird.

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Dem israelischen Militär zufolge handelte es sich bei dem Projektil, das auf den Golanhöhen einschlug, um eine im Iran hergestellte Falaq-1-Rakete. Sie sei aus einem Ort in der Nähe des Dorfes Cheebaa im Südlibanon abgeschossen worden. Die libanesische Hisbollah-Miliz hatte zuvor mitgeteilt, sie habe israelische militärische Einrichtungen mit Falaq-1-Raketen angegriffen. Hisbollah wies jedoch die Verantwortung für den Angriff auf den Fußballplatz zurück.

Militärsprecher Daniel Hagari sprach am Samstag von dem Beschuss als "tödlichstem Angriff gegen israelische Zivilisten seit dem 7. Oktober". Nach israelischen Angaben waren am Samstag mehrere Orte auf den Golanhöhen von aus dem Libanon abgefeuerten Raketen getroffen worden. Bei einem direkten Treffer des von der Bevölkerungsgruppe der Drusen bewohnten Ortes Majdal Shams wurden laut dem israelischen Rettungsdienst Magen David Adom mindestens zwölf Menschen getötet. 19 weitere Menschen seien verletzt worden. Die tödliche Rakete schlug auf einem Fußballplatz ein. Alle Opfer sind den Angaben nach zwischen 10 und 20 Jahren alt.

Hagari sagte: "Es geht um die drusische Gemeinschaft, um israelische Bürger (...) Wir werden die Bürger Israels und die drusische Gemeinschaft verteidigen", fuhr Hagari fort.

Die israelische Armee erklärte, die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz im Libanon stecke hinter dem Raketenbeschuss. Die Hisbollah wies dies indes zurück. "Der Islamische Widerstand hat keine Verbindung zu diesem Vorfall", gab die Hisbollah in Bezug auf ihren militärischen Flügel an.

Die libanesische Regierung verurteilte am Samstag "alle Akte der Gewalt und Aggression gegen Zivilisten". "Zivilisten anzugreifen ist ein eklatanter Verstoß gegen das Völkerrecht und widerspricht den Grundsätzen der Menschlichkeit", hieß es.

Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen, der durch den beispiellosen Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden war, feuert die mit der Hamas verbündete Hisbollah aus dem Libanon fast täglich Raketen auf den Norden Israels ab.

Die israelische Armee erklärte, dass Hubschrauber, Krankenwagen und mobile Intensivstationen an Ort und Stelle in Majdal Shams im Einsatz seien. Wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP beobachtete, brachten Sanitäter Verletzte auf Tragen von der Stelle, wo die betreffende Rakete eingeschlagen war, weg zur Behandlung.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu will nun so schnell wie möglich aus den USA nach Israel zurückkehren. "Unmittelbar nach Bekanntwerden der Katastrophe gab Ministerpräsident Netanyahu Anweisungen, die Rückkehr nach Israel so schnell wie möglich voranzutreiben", schrieb sein Büro auf X. Netanyahu ließ sich in den USA von seinem Militärberater über die Lage in dem angegriffenen Dorf Majdal Shams informieren. Nach seiner Rückkehr werde der Regierungschef das Sicherheitskabinett einberufen, hieß es aus seinem Büro weiter. Die Hisbollah werde den Angriff teuer bezahlen, wurde Netanyahu zitiert.

Israels Außenminister Katz drohte dem Libanon gar mit Krieg. "Wir nähern uns dem Moment eines umfassenden Kriegs gegen die Hisbollah und den Libanon", sagte Katz dem Nachrichtenportal "Axios". "Der heutige Angriff der Hisbollah hat alle roten Linien überschritten, und die Antwort wird entsprechend ausfallen."

Der israelische Präsident Yitzhak Herzog warf der Hisbollah-Miliz vor, Kinder "brutal angegriffen und ermordet" zu haben. "Hisbollah-Terroristen haben heute Kinder brutal angegriffen und ermordet, deren einziges Verbrechen es war, zum Fußballspielen rauszugehen. Sie sind nicht zurückgekehrt", erklärte Herzog.

Finanzminister Bezalel Smotrich von der rechtsextremen National-Religiösen Partei forderte, Vergeltung am gesamten Libanon zu üben, sowie den Tod des Hisbollah-Anführers Sayyed Hassan Nasrallah.

Die geschäftsführende Regierung des Libanon verurteilte nach dem tödlichen Beschuss "alle Gewalthandlungen und Attacken gegen Zivilisten". Sie rief zu einem "umgehenden Ende der Kampfhandlungen an allen Fronten auf", wie die geschäftsführende Regierung der Staatsagentur NNA zufolge mitteilte. Angriffe gegen Zivilisten seien ein "eklatanter Bruch des Völkerrechts".

Auch die UNO-Beobachtermission UNIFIL, die seit 1978 das Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon überwacht, äußerte sich umgehend. Die UNO-Mission sei "in Kontakt mit den Parteien, um Spannungen zu verringern", sagte UNIFIL-Sprecher Andrea Tenenti der Deutschen Presse-Agentur.

Die Hisbollah stellte sich indes auf einen möglicherweise "harten Angriff" Israels ein, hieß es zur Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen der Hisbollah. Libanesische Medien berichteten, die Miliz habe in Erwartung eines möglichen israelischen Angriffs rund 100 ihrer Posten in Vororten südlich der Hauptstadt Beirut geräumt. In diesen Gegenden ist die Hisbollah besonders aktiv. Hier könnte Israels Armee auch angreifen, sollte sie einen besonders schweren und erschütternden Gegenangriff landen wollen.

Israel hatte große Teile der Golanhöhen 1967 im Sechstagekrieg von Syrien erobert und später annektiert. Diese Annexion wird international nicht anerkannt. Syrien fordert eine Rückgabe des Gebiets. Auf den Golanhöhen leben mehr als 40.000 Menschen, mehr als die Hälfte davon sind Drusen. Es handelt sich um eine arabische Minderheit mit einer dem Islam verwandten Religion.

Israeli security forces and medics transport casualties along with local residents, at a site where a reported strike from Lebanon fell in Majdal Shams village in the Israeli-annexed Golan area on July 27, 2024. (Photo by Jalaa MAREY / AFP)

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