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Die Zollfreigrenze müsse so rasch wie möglich und nicht erst wie derzeit von der EU geplant 2028 fallen. Zudem müssten sich auch die europäischen Zollbehörden rasch digital besser vernetzen, so Verbandsgeschäftsführer Rainer Will am Dienstag vor Journalistinnen und Journalisten in Wien.
"Unsere Händler sind besser - aber sie brauchen faire Regeln. Sonst wird immer derjenige zuerst ins Ziel kommen, der sich nicht an Regeln hält", sagte Will in Richtung der chinesischen Giganten und der heimischen sowie europäischen Politik. Man habe sich bereits an EU-Wettbewerbskommissarin Margarete Vestager und an Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) gewandt, so der Unternehmensvertreter. Aufgrund laut seinen Aussagen geäußerten Verständnisses der Politik und auch in Deutschland gegebenen Willens für strengere Regeln, hofft Will, dass sich rasch was tut.
Die bei der Pressekonferenz präsentierten Zahlen des Handelsverbandes, untermauern einen Handlungsbedarf. Zwei Milliarden Packerln kämen jährlich zollfrei nach Europa. Zwei Drittel davon seien falsch deklariert. Laut EU-Spielzeugverband bergen 95 Prozent der bei Temu gekauften Spielwaren ein Sicherheitsrisiko für Kinder. "Das darf nicht sein, ist aber millionenfach der Fall", kritisierte Will. "Dem muss die Politik einen Riegel vorschieben."
30.000 Packerln aus Ostasien kommen laut Handelsverband täglich nach Österreich. "Wir sehen, dass heuer eine Milliarde Euro bei Webshops aus China ausgegeben werden", sagte Will. 17 Prozent der heimischen Händler bieten den Angaben zufolge auch Produkte an, die von Temu und Shein verkauft werden. Jeweils 44 Prozent spüren einen Wettbewerbsdruck der Chinesen bzw. gehen davon aus, dass sie Kunden an die Plattformen verlieren. Staatlich subventioniert und dank Werbemillionen bei Google stets bestens positioniert, ohne Miete oder Mitarbeiter bezahlen zu brauchen, profitierten diese von den laschen EU-Regeln, während den heimischen Betrieben "täglich drei neue Regulierungen" ins Haus flatterten, so Will. "Die Politik muss den Fokus also tatsächlich auf die Wirtschaft, statt auf die Zettelwirtschaft legen."
Kritik gab es auch an den hohen Arbeitskosten in Österreich. Bei den Lohnnebenkosten sei es speziell hinterfragenswürdig, warum Familienlastenausgleichsfonds (3,7 Prozent) Wohnbauförderung (0,5 Prozent) und Kommunalsteuer (3,7 Prozent) nur von den Arbeitnehmenden bezahlt würden.