©APA/dpa/Daniel Löb
Computerprobleme stören vielerorts auf der Welt unter anderem den Luftverkehr. Hier ein Überblick über das, was man bisher weiß und die Aspekte, die noch unklar sind.
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- Was ist alles betroffen?
- Wo überall gibt es Störungen?
- War es eine Cyberattacke?
- Wodurch kam es dann zu den Störungen?
- Wie lange wird es noch dauern?
- Was macht Crowdstrike?
- Wie groß ist der finanzielle Schaden durch die Ausfälle?
- Wie kann es dazu kommen, dass Probleme bei einem Anbieter auf so breiter Front zu spüren sein können?
Was ist alles betroffen?
Am sichtbarsten waren zunächst die Probleme im Luftverkehr. So musste der Flughafen in Berlin ausgerechnet zu Beginn der Ferienzeit den Betrieb aussetzen. Eurowings strich bis Abflug um 15.00 Uhr alle innerdeutschen Flüge sowie Flüge von und nach Großbritannien. In Hamburg war der Flugverkehr durch Probleme von Eurowings sowie Ryanair, Vueling und Turkish Airlines gestört. In den USA stoppte die Luftfahrtaufsicht FAA zeitweise Flüge von Airlines wie United, American und Delta. In Norddeutschland sagten mehrere Kliniken geplante Operationen ab. In Großbritannien war ein System zur Buchung von Arztterminen im Gesundheitsdienst NHS lahmgelegt. Aber auch der britische Fernsehsender Sky News und die Londoner Börse London Stock Exchange kämpften mit Problemen.
Störungen auch in Spitälern in Österreich
Die weltweiten IT-Probleme haben am Freitag auch Auswirkungen auf Spitäler in Österreich gehabt. Aus Vorarlberg meldete das Krankenhaus der Stadt Dornbirn Ausfälle in der IT. Geplante Operationen des Stadtspitals wurden verschoben, Not-Operationen konnten weiter durchgeführt werden. Gegen 13.30 Uhr teilte die Stadt mit, die Probleme seien behoben. Bis zum späteren Nachmittag werde man zum Regelbetrieb zurückkehren. In Tirol und dem Burgenland gab es ebenfalls Störungen.
Konkret waren 95 Prozent der rund 700 PC in dem Vorarlberger Krankenhaus betroffen, hieß es in einer Aussendung. Weil die digitale Anmeldung für die Ambulanz nicht funktionierte, wurde die Leitstelle informiert, dass die Dornbirner Ambulanz nicht angefahren werden kann. Notfälle wurden auf die Landeskrankenhäuser verteilt. Diese waren nicht betroffen, bestätigte eine Sprecherin. Ebenfalls nicht betroffen waren die medizintechnischen Geräte in Dornbirn, allerdings war die Übermittlung von Röntgenbildern und Laborergebnissen beeinträchtigt. Es gebe für solche Fälle ein Krisenmanagement, das "einmal mehr sehr gut funktioniert" habe, zog die Stadt Bilanz. Auch im Dornbirner Rathaus waren rund hundert Rechner betroffen.
Auch Tirol war betroffen. Probleme gab es bei der dortigen Leitstelle, die die Einsätze der verschiedenen Blaulichtorganisationen koordiniert, sowie im Bezirkskrankenhaus Kufstein. Bei der Leitstelle seien viele Systeme ausgefallen, ließ Leiter Bernd Noggler wissen. Die Zusammenarbeit der Blaulichtpartner sei davon aber nicht betroffen. Das Krankenhaus Kufstein arbeitete vorerst im Notbetrieb.
Auch Notrufe würden funktionieren, das Disponieren von Alarmierungen sei möglich, hieß es etwa seitens der Leitstelle zur "Tiroler Tageszeitung" und dem ORF Tirol. Die Einsatzvermittlung laufe über Funk: "Das funktioniert gut." Was allerdings Probleme bereite, sei die Organisation von Krankentransporten. Diesen Bereich werde man vorerst auf das Wesentliche konzentrieren.
Am Krankenhaus Kufstein wurde indes an der Behebung der Softwareprobleme gearbeitet, wie die Verantwortlichen versicherten. Alle lebenserhaltenden Geräte seien nicht betroffen, Untersuchungen im ambulanten Bereich konnten vorerst aber nicht durchgeführt werden. Patienten wurden gebeten, sich bei ambulanten Notfällen an die Krankenhäuser in St. Johann in Tirol und Schwaz zu wenden.
Im Burgenland gab es in der Landessicherheitszentrale "kleinere Probleme", die inzwischen behoben sind. Nicht beeinträchtigt waren die Notrufe, es sei lediglich im Krankentransportsystem zu "minimalen Verzögerungen" gekommen, hieß es vom Landesmedienservice. Inzwischen sei wieder alles in Ordnung. Keine Probleme wurden auf APA-Anfrage in den Krankenhäusern und bei der Polizei gemeldet.
Die Kliniken des Wiener Gesundheitsverbundes (WIGEV) waren von dieser IT-Störung nicht betroffen, hieß es etwa auf APA-Anfrage beim WIGEV. Auch die Die Blaulichtorganisationen verzeichneten hingegen vorerst keinerlei technische Schwierigkeiten. Die Wiener Berufsrettung versicherte etwa, "dass sich niemand in Wien Sorgen darüber machen muss, dass die Rettung nicht mehr fährt".
Vorerst keine Auswirkungen gab es bei Niederösterreichs Blaulichtorganisationen. Bei Polizei und Feuerwehr wurden auf APA-Anfrage keine Schwierigkeiten geortet, ebenso verhielt es sich beim Roten Kreuz im Bundesland. "Wir sind stabil, es gibt keine Ausfälle", sagte Sprecherin Sonja Kellner. Auch bei Notruf NÖ funktionierten laut Philipp Gutlederer alle Systeme. Entwarnung gab es zudem für die Kliniken seitens der Landesgesundheitsagentur. "Wir haben aktuell keine Informationen, dass etwas nicht funktionieren würde", hieß es auf Anfrage. Man stehe mit den einzelnen Standorten aber im laufenden Austausch.
Aus Oberösterreich wurden vorerst keine Probleme gemeldet. Sowohl Polizei als auch Rotes Kreuz und die Spitäler können ihre IT-Systeme uneingeschränkt nutzen, wie eine Nachfrage der APA am Vormittag ergab.
Bei den steirischen Blaulichtorganisationen sowie der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) waren bis Freitagmittag ebenfalls keine Probleme bei den IT-Systemen zu verzeichnen. Seitens der Landespolizeidirektion Steiermark hieß es, dass alles Systeme einwandfrei laufen würden, gleiches galt auch für das Rote Kreuz: "Wir arbeiten ohne Einschränkung", sagte Sprecher Valentin Krause zur APA. Bei den steirischen Feuerwehren wurden ebenfalls noch keine Probleme festgestellt. Seitens der KAGes hieß es, dass das von den Problemen betroffene Produkt nicht eingesetzt werde und der Einsatz auch nicht geplant sei: "Daher ist die KAGes von diesem Problem nicht betroffen." Auch in Kärnten wurden keine Einschränkungen registriert.
Wo überall gibt es Störungen?
Probleme wurden neben Deutschland unter anderem aus den USA, Indien und Australien gemeldet. Und auch in Österreich.
War es eine Cyberattacke?
Nach ersten Erkenntnissen gibt es keine Hinweise darauf.
Wodurch kam es dann zu den Störungen?
Eine eindeutige Antwort darauf gab es zunächst nicht. In den ersten Stunden tasteten sich IT-Experten nur allmählich zur Ursache des Problems vor. Eine zentrale Theorie: Ein Auslöser könnte ein Fehler in einem Programm-Update der IT-Sicherheitsfirma Crowdstrike gewesen sein. Das wiederum habe Software unter anderem des Software-Riesen Microsoft gestört. Das jüngste Update werde gerade wieder zurückgenommen, sagte ein Crowdstrike-Sprecher dem US-Sender CNBC.
Wie lange wird es noch dauern?
Nach einigen Stunden gab es erste Zeichen, dass sich die Lage normalisiert.
Was macht Crowdstrike?
Die US-Firma spielt eine zentrale Rolle beim Schutz gegen IT-Bedrohungen und sichert unter anderem Websites ab. Eines ihrer Produkte mit dem Namen Falcon dient dazu, bösartige Aktivitäten im Datenverkehr zu entdecken. Laut Medienberichten könnte ein fehlerhaftes Falcon-Update die Störungen ausgelöst haben.
Wie groß ist der finanzielle Schaden durch die Ausfälle?
Das dürfte sich erst nach Wochen oder Monaten abschätzen lassen. Denn neben den sofortigen Kosten könnten auch spätere Nachforderungen durch betroffene Kunden noch eine Rolle spielen. Die Aktie von Crowdstrike bekam die Probleme im vorbörslichen Handel mit einem Minus von zeitweise mehr als 20 Prozent zu spüren.
Wie kann es dazu kommen, dass Probleme bei einem Anbieter auf so breiter Front zu spüren sein können?
Ein Grund ist die Konzentration in der Tech-Industrie. Ein Service-Anbieter bedient oft tausende Unternehmen. Probleme bei ihm schlagen dann auf breiter Front durch. So haben in der Vergangenheit Fehler von IT-Sicherheitsfirmen schon Dutzende Websites auf einmal lahmgelegt.