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Kickl hoffte bei Auftakt auf "Mauerfall" am Wahltag

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Applaus, Applaus: Herbert Kickl und Mario Kunasek in Graz
©APA/ERWIN SCHERIAU
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FPÖ-Obmann und Spitzenkandidat Herbert Kickl hat die Abgrenzung der anderen Parteien von den Freiheitlichen mit der einstigen Situation in der DDR verglichen. Dementsprechend hofft er auf einen "Mauerfall" am Tag der Nationalratswahl, wie er beim offiziellen Wahlkampfauftakt am Samstag in Graz sagte. "Volkskanzler" will Kickl weiterhin sein und so "eine neue Ära der österreichischen Geschichte" nach der Wahl schreiben.

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Kickl hatte sich auf die Aussagen anderer Parteivertreter zu einer "Brandmauer" bezogen, die man gegen die Freiheitlichen nach der Wahl bilden wolle. Die Österreicherinnen und Österreicher wüssten ganz genau, was damit gemeint sei, meinte der FPÖ-Spitzenkandidat bei seiner Rede - nämlich "in Wahrheit antidemokratische Brandmauer gegen die eigene Bevölkerung wie jene, die man durch Berlin gezogen hat". Daher versprach er für den Wahltag am 29. September auch einen "Mauerfall".

Auch sonst setzte Kickl auf Unzufriedenheit und Frust in der Bevölkerung und erinnerte zu diesem Zweck ein weiteres Mal an die Coronamaßnahmen. "Wir vergessen nicht und Österreich vergisst nicht", sprach er von einstigen "Schikanen", "Demütigungen" und "Gemeinheiten". Demgegenüber stehe das "Fest der Freiheit" und des Patriotismus in Graz. Ein "frischer Wind der Veränderung" blase den Dreck in die Gesichter jener zurück, "die ihn auf uns werfen".

Dass nun auch weitere Parteien strengere Regeln gegen unkontrollierte Zuwanderung fordern, ist für Kickl ein Zeichen dafür, "dass ihnen das Wasser bis zum Hals steht". Im selben Atemzug zeige die Konkurrenz mit dem Finger auf die FPÖ und beschimpfe die Freiheitlichen als "Demokratiefeinde" und "Extremisten". Aber auch als einziger Verteidiger der Neutralität sieht Kickl seine Partei weiterhin. Österreich sei diesbezüglich "ein gallisches Dorf".

Betont wertkonservativ zeigte sich Kickl beim Thema Familie, er hofft in Zukunft auf viele gesunde Kinder und ebenso Ehen. Und: "Ein Kind auf die Welt zu bringen ist viel mehr als der biologische Akt", befand er. Man müsse den Nachwuchs vertraut machen "mit unserer Kultur" und Sprache. Kickl brach aber auch eine Lanze für das Eigentum, eigentlich ein Leibthema der ÖVP. "Eigentum ist eine Form von Freiheit", so der FPÖ-Obmann, der vor Marxisten und Kommunisten warnte.

Als ein in der "Festung Österreich" regierender Schutzpatron gab sich Kickl sowohl für Unternehmer als auch für Arbeitnehmer, alte und kranke Menschen - vorausgesetzt die Maßnahmen kommen Österreichern zugute. Dementsprechend bezeichnete er die "Zuwanderung ins Sozialsystem" als "Völkerwanderung". "Wir brauchen endlich Remigration", forderte er abermals mehr als nur einen Zuwanderungsstopp. Im Kampf gegen "Ausländerbanden" gehöre der Polizei der Rücken gestärkt.

Kickl erinnerte auch an die in seiner Zeit als Innenminister eingerichteten "Ausreisezentren" für Asylwerber, die es wieder geben müsse. Er will Österreich damit "ein bisschen ungemütlich machen, nicht unmenschlich, aber ungemütlich". Keiner dieser Vorschläge sei übrigens rechtsextrem - "es ist ganz normal". Nichts von alldem sei "ein Sicherheitsrisiko oder gefährlich für unsere Demokratie", wie dies die Kritiker der Freiheitlichen oft sehen würden.

Am Ende seines mehr als einstündigen Vortrags gab Kickl seinen Fans noch ein Bild aus seiner Kindheit mit - "ich war damals ein kleiner Bub, zehn Jahre alt". Er verglich die Ambitionen der Blauen, Platz eins bei der Wahl zu machen mit der Erstbesteigung des Mount Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff durch Reinhold Messner und Peter Habeler. "Die Welt war begeistert von dieser großen Idee und ich war einer davon", so der FPÖ-Chef. "Jetzt stehen wir vor unserem Mount Everest."

Die Show in der Messe Graz hatten die Freiheitlichen mit noch nie da gewesenem medialen Aufwand inszeniert - zwischen Oberkrainer-Sound und Trump-Rally. Alle bei den Blauen bisher da gewesenen Dimensionen sprengte auch die Inszenierung durch parteieigene Medien, vor allem "FPÖ TV". Zehn Live-Kameras übertrugen den Auftakt, dazu kamen etliche weitere. Starke Konkurrenz hatte die blaue Show allerdings durch die Flugshow Airpower 2024 in Zeltweg am selben Tag.

Auch ein wenig Steiermark-Wahlkampf wurde beim Auftakt für die Nationalratswahl geübt. So stellte Landesparteichef Mario Kunasek abermals den Landeshauptmann-Anspruch - freilich unter Kickl, wie er es sich wünschte. "Wir werden dich dann als Bundeskanzler, als unser Volkskanzler, begleiten", zeigte sich Kunasek überzeugt von einem Sieg der Freiheitlichen bei der Nationalratswahl. Mit der John Otti Band auf Bewährtes setzte man beim Show-Programm.

FPÖ Chef Herbert Kickl (links) und FPÖ Landesparteiobmann Mario Kunasek anl. des FPÖ Wahlkampfauftakts am Samstag, 07. September 2024, in Graz.

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