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Kiew festigt Positionen in Kursk und fordert mehr Waffen

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Zerstörungen großen Ausmaßes
©APA/APA/AFP/YAN DOBRONOSOV
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Eineinhalb Wochen nach Beginn ihrer Offensive im Westen Russlands hat die ukrainische Armee ihre Angriffe in mehreren russischen Regionen verstärkt. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe vom Sonntag wurden eine weitere strategisch wichtige Brücke in der Grenzregion Kursk sowie das Erdöllager Kawkas in der Region Rostow getroffen. Laut Staatschef Wolodymyr Selenskyj läuft die Offensive "genau wie erwartet." Dennoch forderte er erneut Waffen.

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"Nun verstärken wir unsere Positionen", heilt er bezüglich der Offensive fest. Die Ukraine nehme zudem immer mehr russische Kriegsgefangene, um den Fonds für den nächsten Austausch mit Russland aufzufüllen. Ziel sei es, Soldaten und Zivilisten aus russischer Gefangenschaft nach Hause zu holen. Russische Militärblogger fassten die Lage in Kursk als stabil angespannt zusammen. Der Kanal "Rybar" bestätigte bei Telegram Angaben Selenskyjs, dass der Gegner seine Positionen auf eingenommenem Gebiet festige und seine Kräfte aufstocke. Demnach verlegten die Ukrainer auch Technik und Flugabwehrsysteme in die Region.

Ziel des jüngsten ukrainischen Angriffs in der Region Kursk war offenbar eine Brücke über den Fluss Sejm nahe des Dorfes Swannoje, etwa 15 Kilometer nördlich der ukrainischen Grenze. Bereits am Samstag hatte die russische Führung Kiew vorgeworfen, eine strategisch wichtige Brücke in der Nähe des Kampfgebiets zerstört zu haben. Nach Angaben des Kursker Regionalgouverneurs Alexej Smirnow befand sich die Brücke rund elf Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt im Kreis Gluschkowo.

Der ukrainische Luftwaffenkommandant Mykola Oleschtschuk erklärte am Sonntag im Onlinedienst Telegram: "Eine weitere Brücke weniger. Die Luftwaffe beraubt den Feind weiterhin mit präzisen Luftangriffen seiner logistischen Fähigkeiten." Auf einem von ihm hinzugefügten Video ist zu sehen, wie eine Explosion die Brücke zerstört und einen tiefen Spalt auf der Straße hinterlässt. Durch die Zerstörung der beiden Brücken sind nach Angaben russischer Militärblogger Russlands Möglichkeiten begrenzt, den Fluss Sejm im Bezirk Gluschkowo zu überqueren.

Außerdem wurde am Sonntag in der südrussischen Region Rostow ein Öllager bei einem ukrainischen Drohnenangriff getroffen. Nach Angaben des örtlichen Gouverneurs Wassili Golubew lösten herabfallende Trümmerteile einen Großbrand aus. Die ukrainische Armee erklärte, sie habe das Erdöllager Kawkas in der Region Rostow angegriffen, das auch die russische Armee beliefere.

Die jüngsten ukrainischen Drohnenangriffe erfolgten während eines beispiellosen ukrainischen Vorstoßes im Westen Russlands. Am Samstag erklärte Staatschef Selenskyj, es sei der ukrainischen Armee gelungen, ihre Stellungen in der Region Kursk weiter zu verstärken. Die Offensive laufe "genau wie erwartet". Mit dem Vorstoß in Kursk sei es gelungen, die "Tauschreserve für unser Land aufzufüllen", schrieb er mit Blick auf gefangen genommene russische Soldaten.

Die ukrainische Armee hatte die Offensive in der Region Kursk am 6. August überraschend begonnen. Nach Angaben von Armeechef Oleksandr Syrskyj wurden bisher mehr als tausend Quadratkilometer und 82 Ortschaften eingenommen, darunter auch die strategisch wichtige Stadt Sudscha rund zehn Kilometer jenseits der russischen Grenze. Dort befindet sich ein wichtiger Gasknotenpunkt des russischen Konzerns Gazprom, der es ermöglicht, russisches Gas über die Ukraine nach Europa zu transportieren.

Kiew zufolge dient der Vorstoß unter anderem dazu, Moskau angesichts des russischen Krieges in der Ukraine zu einem "fairen Verhandlungsprozess" zu bewegen. Der Vorstoß ist die größte grenzüberschreitende Offensive der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskrieges und die erste einer ausländischen Armee auf russischem Boden seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Trotz des Erfolgs im Raum Kursk, der den ukrainischen Streitkräften auch Auftrieb geben soll, ist Kiew im eigenen Land im Gebiet Donezk massiv unter Druck. Selenskyj forderte vom Westen die Lieferung von Waffen mit größerer Reichweite. Die Fähigkeiten der Streitkräfte, solche Waffen gegen Russland einzusetzen, sei die wichtigste strategische Frage dieses Krieges, sagte er. Seitens der westlichen Verbündeten fehle es an den nötigen Entscheidungen, kritisierte er. Großbritannien etwa sei langsamer geworden.

Die russischen Angriffe in der Ukraine gingen am Wochenende unvermindert weiter. Am Sonntag meldete die Kiewer Militärverwaltung die Abwehr von nächtlichen russischen Angriffen mit Raketen und Drohnen auf die ukrainische Hauptstadt, unter anderem mit Raketen nordkoreanischer Bauart. Moskau meldete die Einnahme eines weiteren Dorfes in der Ukraine nahe der Stadt Pokrowsk, wo sich ein wichtiges Versorgungszentrum für die ukrainischen Truppen befindet. Armee-Einheiten hätten das Dorf Swiridonowka in der russisch kontrollierten Region Donezk "befreit", erklärte das russische Verteidigungsministerium.

Russischen Angaben zufolge kamen bei einem ukrainischen Angriff auf Donezk zwei Menschen ums Leben. Das teilte der von Russland eingesetzte Bürgermeister der Stadt, Alexej Kulemsin, mit.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) warnte vor einer sich "verschlechternden" Lage am russisch besetzten Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine. IAEA-Experten vor Ort berichteten am Samstag laut IAEA-Chef Rafael Grossi von einem Schaden durch eine "Drohne mit einer explosiven Ladung".

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