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Kinder als Opfer von weltweitem Menschenhandel

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Zwei Festnahmen in Österreich, 21 Opfer gerettet
©APA/APA/THEMENBILD/TOBIAS STEINMAURER
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Unter der Leitung von Österreich ist Anfang Juni eine weltweite Polizei-Schwerpunktaktion zur Bekämpfung des Menschenhandels zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung, der Bettelei und der Begehung von Straftaten über die Bühne gegangen. In 40 Ländern sind bei der Operation "Global Chain" 219 Verdächtige festgenommen und 1.374 Opfer identifiziert worden, gab das österreichische Bundeskriminalamt am Mittwoch bekannt. Unter den Opfern waren auch 153 Kinder.

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Die Behörden waren bei der von Österreich geleiteten und von Europol, Frontex und Interpol koordinierten Aktion, zu der auch die EMPACT Joint Action Days (JAD) gehörten, unter der Co-Leitung von Rumänien an Grenzübergängen, wichtigen Verkehrsknotenpunkten und neuralgischen Orten präsent, um potenzielle Opfer sowie Täter zu ermitteln. Während der Schwerpunktaktion wurden weltweit 362 Verdächtige ausgeforscht und 276 neue Ermittlungen eingeleitet. Die eingesetzten Beamtinnen und Beamten stellten 363 gefälschte Dokumente sowie 2.074 Gegenstände und Vermögenswerte sicher.

Ziel war die frühestmögliche Erkennung und Identifizierung möglicher erwachsener und minderjähriger Opfer. Ein besonderer Fokus lag auf den Kontrollen von Rotlicht-Etablissements, sowie der Aufdeckung illegaler Prostitution. "Menschenhandel ist ein globales Problem, das keine Grenzen kennt. Umso wichtiger ist eine Stärkung der internationalen Kooperation mit Strafverfolgungsbehörden, um Straftaten zu verhindern und potenzielle Opfer zu schützen", sagte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf. "Die Schwerpunktaktion stellt sicher, dass wir nachhaltige Erfolge im Kampf gegen den Menschenhandel erzielen."

In Österreich waren insgesamt 235 Beamtinnen und Beamte im Einsatz, die 1.213 Personen, 91 Transportmittel, 278 Örtlichkeiten sowie 1.389 Dokumente überprüften. Im Bereich der sexuellen Ausbeutung und der Ausbeutung durch Bettelei konnten österreichweit 21 potenzielle weibliche Opfer aus Rumänien, Spanien, Ungarn, China und Griechenland gerettet werden. Weiters wurden zwei Verdächtige chinesische Staatsbürger ausgeforscht und zwei internationale Ermittlungsverfahren wegen Menschenhandels und grenzüberschreitenden Prostitutionshandels sowie neun internationale strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet, so das Bundeskriminalamt, das die Aktion in Österreich gemeinsam mit den Landeskriminalämtern sowie den nachgeordneten Dienststellen umgesetzt hat.

Ein besonders grausames Verbrechen wurde in Ungarn zutage gebracht. Bediensteten des ungarischen nationalen Ermittlungsbüro verhafteten ein ungarisches Ehepaar, das sechs der eigenen Kinder zum Betteln auf der Straße in ihrem Dorf gezwungen hatte. Die minderjährigen Kinder wurden zudem von ihren eigenen Eltern sexuell missbraucht und misshandelt. Darüber hinaus fesselten die Eltern ihre Kinder in einem Raum des Hauses und boten sie, gegen Bezahlung, anderen Personen in der Nachbarschaft zu sexuellen Handlungen an. Die Beamten fanden die Kinder vernachlässigt, unterernährt und in einem schlechten Gesundheitszustand vor. Sie wurden in Pflegefamilien untergebracht.

In Rumänien wiederum nahmen Beamte der Galati-Brigade zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität einen Verdächtigen fest, der minderjährige Opfer aus ärmlichen Verhältnissen angeworben und mit Gewalt zum Betteln und zur Prostitution gezwungen hatte. Das Geld wurden von dem Menschenhändler einbehalten. Im Rahmen einer Razzia fanden die Beamten weitere Beweise sowie Betäubungsmittel.

Die vietnamesischen Behörden nahmen drei Verdächtige fest, die auch minderjährige Opfer zur sexuellen Ausbeutung ins Ausland verkauft haben sollen. In einem weiteren Fall wurden neun Verdächtige vietnamesischer und chinesischer Nationalität festgenommen, die eine Online-Übertragung organisierten. Für diese Übertragung zwangen die Täter auch vier Opfer im Alter von 14 bis 17 Jahren, vor einem Online-Publikum sexuelle Handlungen vorzunehmen. Es werden Ermittlungen hinsichtlich weiterer Opfer geführt.

"Um die international agierende, organisierte Kriminalität zu bekämpfen, bedarf es einer breiten und internationalen Allianz der Strafverfolgungsbehörden. Die Joint Action Days dienen dazu, dass wir geschlossen und entschlossen gegen die unterschiedlichsten Formen der Kriminalität vorgehen", erklärte der Direktor des Bundeskriminalamtes, Andreas Holzer.

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