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Mindestens 95 Tote bei schweren Überschwemmungen in Spanien

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Überschwemmungen überziehen spanische Regionen
©APA/APA/AFP/JORGE GUERRERO
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Nach den verheerenden Unwettern in Spanien mit mindestens 95 Toten werden immer stärker die Ausmaße der Zerstörung sichtbar. In Sedaví in der besonders betroffenen Mittelmeerregion Valencia, wo nach den Regenmassen nun wieder die Sonne scheint, türmten sich von Wassermassen zusammengeschobene Autos und versperrten Hauseingänge, wie das staatliche Fernsehen RTVE vom Ort des Geschehens berichtete. Viele Bewohner konnten damit gar nicht auf die Straße.

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"Man hat uns hier völlig vergessen", sagte ein Mann vor laufender Kamera, halb weinend. "Niemand kommt, um die Autos wegzuziehen oder uns irgendetwas zu bringen. Man hat uns aufgegeben." Die Menschen bräuchten Essen, Kleidung und Schaufeln, um selbst die Erdmassen wegschaufeln zu können.

Den Informationen des Senders zufolge fährt zwar die Polizei ab und zu durch den Ort, um Plünderungen zu vermeiden. Aber bisher sei die Feuerwehr nicht vor Ort gewesen. Auch aus Utiel in der Region Valencia zeigte das Fernsehen Fotos verschlammter Straßen, zerstörter Häuser und umgekippter Autos. Viele Orte waren zudem weiter ohne Strom oder Telekommunikationsnetze.

Neue Zahlen zu den bisher geborgenen Toten gibt es zunächst nicht. Immer noch werden Dutzende Menschen vermisst. Die extrem starken Regenfälle hatten am Dienstag Flüsse über die Ufer treten lassen und Straßen in Flüsse verwandelt, allen voran in den auch bei Touristen sehr beliebten Mittelmeerregionen Valencia, Murcia und Andalusien. Betroffen war zudem auch die weiter im Landesinnern liegende Region Kastilien-La Mancha. Der Wetterdienst Aemet sprach von einem "historischen Unwetter", dem schlimmsten solcher Art in der Region Valencia, wo die meisten Toten verzeichnet wurden.

Die Suche nach Leichen, Vermissten und von der Außenwelt abgeschnittenen Menschen wurde auch in der Nacht fortgesetzt. "Wegen der Dunkelheit müssen allerdings viele Aktivitäten bis Tagesanbruch unterbrochen werden", sagte der Leiter der Notfallabteilung des spanischen Roten Kreuzes, Iñigo Vila, am Abend dem staatlichen Fernsehsender RTVE.

Unter den Toten sind laut spanischen Medienberichten mindestens vier Kinder und sechs alte Menschen in einem Pflegeheim. Befürchtet wird, dass die Opferzahl weiter ansteigt. Eine offizielle Gesamtzahl der Vermissten lag nicht vor. Hilfe benötigten auch Tausende Menschen, die in Fahrzeugen, Häusern und Dörfern ausharrten.

Besonders schlimm ist die Lage in der bei Urlaubern sehr beliebten Region Valencia, wo 92 der insgesamt 95 bisher bestätigten Todesopfer geborgen wurden. Schwer betroffen sind aber auch andere Regionen am Mittelmeer wie Andalusien und Murcia sowie Kastilien-La Mancha. Die Zentralregierung in Madrid rief eine dreitägige Staatstrauer ab Donnerstag aus. Sie sicherte den Betroffenen auch schnelle Hilfe beim Wiederaufbau zu.

In der Nacht waren zahlreiche Autobahnen und Landstraßen weiter unbefahrbar. Auch der Bahnverkehr wurde erheblich beeinträchtigt. Rund 115.000 Haushalte waren ohne Strom, zudem gab es weiter Probleme mit den Handyverbindungen.

Ein Sprecher der Polizeieinheit Guardia Civil schätzte am Abend, dass auf den Autobahnen A3 und A7 noch 1.200 Menschen in Autos, Bussen oder Lastwagen gefangen seien. Es gebe aber auch viele, die ihre Fahrzeuge nicht verlassen wollten, hieß es. Demnach steckten in Valencia 5.000 - teils von Fahrern und Passagieren verlassene - Fahrzeuge fest.

Auch in Zügen, Häusern, Büros, Schulen und Einkaufszentren sind seit Dienstagabend viele Tausende Menschen eingeschlossen. Andere suchten auf Dächern von Autos oder Häusern Schutz. Sie wurden am Mittwoch von Tausenden Einsatzkräften des Militärs, des Zivildienstes, der Feuerwehr und der Polizei zum Teil unter Einsatz von Hubschraubern und Booten in Sicherheit gebracht.

"Die Situation vor Ort ist dramatisch", sagte Gerald Schöpfer, Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes. "Hunderte Kolleginnen und Kollegen vom Spanischen Roten Kreuz sind rund um die Uhr im Einsatz, um die Folgen der Katastrophe für die betroffenen Menschen zu lindern. Sie helfen bei Evakuierungen und Bergungsarbeiten, betreuen Betroffene in Notunterkünften und versorgen sie mit Hilfsgütern wie Essen, Decken, Hygieneartikel sowie psychosozialer Unterstützung. Die Rettungskräfte sind für Verletzte im Dauereinsatz. Jetzt ist es wichtig, Solidarität zu zeigen und das Rote Kreuz in seiner wichtigen Arbeit zu unterstützen."

Bei extrem starkem Niederschlag - mancherorts fiel innerhalb von einem Tag so viel Regen wie sonst in einem Jahr - waren am Dienstag immer mehr Flüsse über die Ufer getreten. Der Wetterdienst Aemet sprach von einem "historischen Unwetter", dem schlimmsten solcher Art in diesem Jahrhundert in der Region Valencia. In acht Stunden fiel mehr Niederschlag als beim jüngsten Hochwasser in Österreich innerhalb von fünf Tagen.

Unzählige Straßen verwandelten sich blitzschnell in reißende Ströme. Gebäude und Felder wurden unter Wasser gesetzt. Straßen, Häuser und kleinere Brücken brachen weg. Bäume, Container, Autos, Lastwagen und Menschen wurden vom Wasser wie Spielzeug mitgerissen. Fahrzeuge wurden ineinander geschoben und zu Schrottbergen aufgetürmt.

Überlebende berichteten von erschütternden Erlebnissen. Ein 57-jähriger Mann erzählte der Zeitung "El País", er habe in Paiporta nahe der Provinzhauptstadt Valencia auf einem Bauwagen Zuflucht gesucht und von dort aus mehreren Menschen im Wasser helfen wollen. "Ich hielt sie an der Hand fest, aber die Strömung war so brutal und so schnell, dass wir getrennt wurden und sie von der Flut fortgerissen wurden." Das österreichische Außenministerium hatte keinen Hinweis darauf, dass Österreicherinnen bzw. Österreicher von der Katastrophe betroffen sind.

Obwohl das ganze Ausmaß der Tragödie noch nicht bekannt ist und die Such- und Rettungsarbeiten noch länger anhalten werden, hat in Spanien bereits eine Debatte über mögliche Schuldige begonnen. In den Medien und im Internet wurde diskutiert, ob die Behörden die Bürger früher oder besser hätten warnen müssen. Entsprechende Kritik gab es etwa von mehreren Rathaus-Chefs. Schließlich wisse man, dass das Wetterphänomen der "Dana" oder des "kalten Tropfens" gefährlich sei. Es tritt zu Herbstbeginn, wenn sich die ersten atlantischen Tiefausläufer mit feuchtkalter Luft über das warme Mittelmeer schieben, im Süden und Osten Spaniens häufiger auf.

Die Regionalregierung und auch Experten wiesen die Vorwürfe zurück. Man könne solche "brutalen Folgen" nicht vorhersagen, weil diese von verschiedenen Faktoren abhängig seien, sagte etwa der angesehene Meteorologe Francisco Martín León der Nachrichtenagentur Europa Press. Der Wetterdienst Aemet habe mit Unwetterwarnungen der Stufen drei (Gelb), zwei (Orange) und eins (Rot) ausreichend und rechtzeitig informiert.

Am Donnerstag soll das Wetter besser werden. Unwetterwarnungen gelten noch für Teile von Andalusien und Extremadura im Westen und für Teile von Katalonien im Nordosten des Landes. Die vorausgesagten Niederschlagsmengen halten sich in Grenzen. Die Katastrophe ist trotzdem noch längst nicht überstanden, wie die Behörden immer wieder warnen.

(S E R V I C E - Spendenaufruf Österreichisches Rotes Kreuz, IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144, BIC: GIBAATWWXXX, Erste Bank: BLZ 20.111, Kennwort: Katastrophenhilfe oder unter spende.roteskreuz.at)

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