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Die längste Rezession seit 1945 in Österreich soll laut der neuesten Wifo/IHS-Prognose vom Donnerstag zumindest noch bis zur Jahresmitte andauern. Österreichs Industrie steckt seit mehr als zwei Jahren in der Krise, nächstes Jahr droht gar ein viertes Rezessionsjahr wegen vieler Unsicherheitsfaktoren.
Die wirtschaftsliberale Ökonomin fordert im Rahmen der Industrie- und Standortstrategie, "ein glaubwürdiges und starkes Signal" an die heimischen Unternehmen zu senden, damit auch die seit 2023 sinkenden Ausrüstungsinvestitionen anspringen. Maßnahmen aus dem Regierungsprogramm sollen zeitlich nach vorne gezogen werden, etwa die Senkung der Lohnnebenkosten durch die Finanzierung des Familienlastenausgleichsfonds (Flaf) aus dem Bundesbudget, geht es nach Köppl-Turyna. Im Regierungsprogramm ist das nur unter Budgetvorbehalt für 2027 vorgesehen. Um die Investitionstätigkeit endlich anzukurbeln, empfiehlt die Ökonomin, wieder eine vorzeitige Abschreibungsmöglichkeit für Investitionen einzuführen.
Bonin sprach sich im ORF-Fernsehen fürs Angehen großer Strukturreformen aus. "Wir müssen mehr Wachstumskräfte freisetzen, sonst droht verlorenes Jahrzehnt." Jedenfalls könne Österreich aus eigener Kraft wieder auf einen Wachstumspfad kommen.
Die Lage sei unter anderem deswegen entstanden, weil "im ungewöhnlichen Inflationsschock Fehler passiert" seien. Zwar seien die real verfügbaren Einkommen in den vergangenen fünf Jahren um rund zwei Prozent gestiegen, die Wirtschaftsleistung pro Kopf aber um fünf Prozent geschrumpft. Diese sieben Punkte Differenz sorgten fürs Budgetloch und für weniger Gewinne der Firmen. Das bedeute weniger Investitionen. Bei den Lohnabschlüssen sei nicht beachtet worden, dass die Produktivität geschrumpft sei. "Die Haushalte stehen noch gut da, aber da wird man 'ran müssen", sagte Bonin. "Es ist auf Dauer nicht machbar, dass die Wirtschaft schrumpft und die privaten Einkommen steigen."