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Stocker zog in Begleitung seines Vorgängers Karl Nehammer in die Halle ein. Der im Jänner infolge der gescheiterten ersten Runde der Dreier-Koalitionsverhandlungen zurückgetretene Parteichef nutzte die Gelegenheit für eine emotionale Abschiedsrede, in der er die Stationen seiner politischen Laufbahn Revue passieren ließ und seinen Weggefährten dankte. Eine seiner besten Entscheidungen sei es gewesen, Stocker zum Generalsekretär zu ernennen, "als Schild und Schwert der Partei", streute er seinem Nachfolger Rosen.
Als Team sei es gelungen, zahlreiche Krisen zu bewältigen, sagte Nehammer und nannte insbesondere den ÖVP-Korruptionsuntersuchungsausschuss, mit dem versucht worden sei, "die Volkspartei zu zerstören". Zuvor hatte bereits die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner betont, dass man geschlossen hinter Stocker stehe. "Und Tag für Tag wird die Unterstützung auch unter unseren Landsleuten mehr", so Mikl-Leitner.
Der ordentliche 41. Parteitag steht im Zeichen des 80. Jubiläums der im Jahr 1945 gegründeten Volkspartei. Mit lebensgroßen Pappfiguren wurde an die bisherigen 18 Parteiobmänner seit 1945 erinnert. Beliebtestes Fotomotiv war dabei der seit Jänner geschäftsführend amtierende Parteichef Stocker. Aber auch mit Ex-Kanzler Sebastian Kurz ließen sich zahlreiche offenbar nach wie vor in der Partei vorhandene Fans beim Eintreffen ablichten.
Mit Spannung wurde das Wahlergebnis für Stocker erwartet, denn die Latte liegt sehr hoch. Das Ergebnis seines Vorgängers kann er nicht überflügeln. Nehammer war 2022 bei einem außerordentlichen Parteitag mit 100 Prozent der Stimmen zum Parteichef gewählt worden. Überhaupt erhalten die ÖVP-Chefs bei ihren ersten Obmann-Wahlen traditionell eher hohe Ergebnisse. Kurz wurde 2017 mit 98,7 Prozent gewählt, Mitterlehner 2014 mit 99,1 Prozent.
Gewählt werden sollen auf dem Parteitag neben Stocker auch seine vier Stellvertreter: Es treten Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer, die Vorarlberger Klubobfrau Veronika Marte - beide waren bereits bisher in dieser Rolle -, sowie neu die künftige Salzburger Landeshauptfrau Karoline Edtstadler und EU-Parlamentarierin Sophia Kircher an. Finanzstaatssekretärin Barbara Eibinger-Miedl kandidierte nicht mehr.
Die Stimmung innerhalb der Volkspartei hat sich zuletzt wieder gebessert, immerhin hat man sich nach einer Serie von Wahlschlappen und auch intern zermürbenden monatelangen Koalitionsverhandlungen schließlich doch wieder das Kanzleramt gesichert. Der relativ überraschend nach dem Abgang Nehammers als Parteichef eingesprungene einstige ÖVP-Generalsekretär Stocker bemüht sich mit seiner stoischen Art, Ruhe in die Partei zu bringen.
Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) und Karl Nehammer (ÖVP) im Rahmen des 41. ordentlicher ÖVP-Bundesparteitag am Samstag, 29. März 2025, in Wr. Neustadt.