Trend Logo

Papst Franziskus laut Vatikan gestorben

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
10 min
Papst Franziskus starb am Ostermontag
©APA/APA/AFP/ALBERTO PIZZOLI
  1. home
  2. Aktuell
  3. Nachrichtenfeed
Papst Franziskus ist tot. Das wurde am Ostermontag vom päpstlichen Kämmerer, Kardinal Kevin Farrell, mitgeteilt. "Liebe Brüder und Schwestern, mit tiefer Trauer muss ich den Tod unseres Heiligen Vaters Franziskus bekannt geben. Heute Morgen um 7.35 Uhr ist der Bischof von Rom, Franziskus, in das Haus des Vaters zurückgekehrt", hieß es in dem Text. Weltweit und auch in Österreich löste der Tod von Papst Franziskus Trauer und Bestürzung aus.

von

"Sein ganzes Leben war dem Dienst des Herrn und seiner Kirche gewidmet. Er hat uns gelehrt, die Werte des Evangeliums mit Treue, Mut und universeller Liebe zu leben, insbesondere zugunsten der Ärmsten und Ausgegrenzten. In großer Dankbarkeit für sein Beispiel eines wahren Jüngers des Herrn Jesus empfehlen wir die Seele von Papst Franziskus der unendlichen barmherzigen Liebe des dreifaltigen Gottes", so Kardinal Farrell über das verstorbene Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche.

Die Bekanntgabe des Todes von Papst Franziskus durch Farrell erfolgte in der Kapelle der Casa Santa Marta. Neben ihm standen der Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der stellvertretende Substitut Edgar Pena Parra und der Zeremonienmeister Bischof Diego Ravelli, teilte der Vatikan mit.

Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio war im März 2013 zum Nachfolger des aus Deutschland stammenden, zurückgetretenen Papstes Benedikt XVI. gewählt worden. Ein neues Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche muss nun von den wahlberechtigten Kardinälen im Konklave auserkoren werden, also hinter verschlossenen Türen.

Als Zeichen der Trauer über den Tod von Papst Franziskus läuten am heutigen Ostermontag um 17.00 Uhr in ganz Österreich die Glocken für zehn Minuten. Ebenso werden Kirchen und kirchliche Gebäude schwarz beflaggt. Im Stephansdom wird Kardinal Christoph Schönborn um 18.00 Uhr ein kleines Requiem für den verstorbenen Papst leiten.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte den Papst als "Inspiration für Millionen Gläubige und weit darüber hinaus" sowie "Wegweiser der Hoffnung". Franziskus sei ein "Papst für soziale Gerechtigkeit" gewesen und "ganz nah den Menschen". Für Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) ist der Tod von Franziskus "ein schmerzlicher Verlust für die katholische Kirche und für viele Menschen rund um den Globus".

Die italienische Premierministerin Giorgia Meloni erklärte sich zutiefst erschüttert. "Diese Nachricht betrübt uns zutiefst, denn wir verlieren einen großen Mann und einen großen Seelsorger. Ich hatte das Privileg, seine Freundschaft, seinen Rat und seine Lehren zu genießen, die auch in Zeiten der Prüfung und des Leidens nie versagten", so Meloni. "Wir werden Franziskus ́ Weg gehen, den Weg des Friedens suchen, das Gemeinwohl verfolgen und eine gerechtere und ausgewogenere Gesellschaft aufbauen. Sein Lehramt und sein Vermächtnis werden nicht verloren gehen. Wir grüßen den Heiligen Vater mit einem Herzen voller Traurigkeit, aber wir wissen, dass er jetzt im Frieden des Herrn ruht."

Die aus Malta stammende Präsidentin des Europäischen Parlaments Roberta Metsola erklärte in Sozialen Medien, sie trauere um Franziskus. "Europa trauert um Seine Heiligkeit Papst Franziskus. Sein ansteckendes Lächeln hat die Herzen von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt erobert", erklärte sie.

Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen reagierte mit großer Trauer. "Mit seiner Bescheidenheit und seiner aufrichtigen Liebe für die weniger Glücklichen inspirierte er Millionen, weit über die Grenzen der katholischen Kirche hinaus", schrieb von der Leyen auf der Plattform X. "Meine Gedanken sind bei allen, die diesen tiefen Verlust spüren. Möge ihnen der Gedanke Trost spenden, dass das Erbe von Papst Franziskus uns allen auch weiterhin den Weg zu einer gerechteren, friedlicheren und mitfühlenderen Welt weisen wird."

Der französische Präsident Emmanuel Macron schrieb auf X: "Von Buenos Aires bis Rom wollte Papst Franziskus, dass die Kirche den Ärmsten Freude und Hoffnung bringt. Möge diese Hoffnung über ihn hinaus immer wieder aufleben." Auch der designierte deutsche Bundeskanzler und CDU-Chef Friedrich Merz zeigte sich bestürzt über den Tod des Papstes.

Der polnische Präsident Andrzej Duda bezeichnete Franziskus als einen "großen Apostel der Barmherzigkeit". In ihm habe er die Antworten auf die Herausforderungen der modernen Welt gesehen, erklärte Duda auf der Plattform X. In seiner Seelsorge habe sich Franziskus von Demut und Einfachheit leiten lassen.

Franziskus galt im Gegensatz zu Benedikt als Reformer. Er verzichtete demonstrativ auf Pomp und Privilegien des Papsttums. Bei seinem Amtsantritt lehnte er die traditionelle karmesinrote, mit Pelz besetzte "Mozzetta" ab. Auch die luxuriösen roten "Schuhe des Fischers" blieben im Kasten.

Der Papst wollte die Kirche für mehr Gläubige öffnen und rief dazu auf, Homosexuelle mehr Willkommen zu heißen. Dennoch verbot der Vatikan 2021 Priestern die Segnung gleichgeschlechtlicher Ehen. 2020 lehnte Franziskus es ab, einige verheiratete Männer in entlegenen Gebieten zu ordinieren.

Andererseits berief Franziskus mehr Frauen in leitende Positionen im Vatikan als jeder seiner Vorgänger. Er stieß den Dialog der katholischen Kirche mit dem Islam an, indem er als erster Papst die Arabische Halbinsel besuchte. Unter seiner Aufsicht erlaubte zudem eine reformierte Vatikan-Verfassung jedem getauften Laienkatholiken, einschließlich Frauen, die Leitung der meisten Abteilungen in der zentralen Verwaltung der katholischen Kirche.

Vieles setzte er gegen den Widerstand des konservativen Flügels in der Kirchenhierarchie durch. Manches deutet darauf hin, dass die Kirche seinen Kurs nach seinem Tod beibehalten könnte: Franziskus ernannte etwa 80 Prozent der Kardinäle, die nun den nächsten Papst wählen werden.

Franziskus ging auch gegen sexuellen Missbrauch durch Geistliche vor. 2019 berief er fast 200 Kirchenführer zu einem Gipfeltreffen und setzte ein Dekret durch, das Bischöfe direkt für sexuellen Missbrauch oder dessen Vertuschung verantwortlich machte. Zudem schaffte er das "päpstliche Geheimnis" für Missbrauchsfälle ab.

Geboren wurde Franziskus am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires. Nach einer Ausbildung als Chemietechniker entschied sich das Mitglied des bekannten Fußballvereins San Lorenzo für das Priesteramt und wurde 1969 geweiht. Schon nach vier Jahren wurde er 1973 zum Provinzial des Jesuitenordens für Argentinien gewählt. In diese Zeit fiel die Militärdiktatur, während der rund 30.000 Menschen verschleppt und ermordet wurden. In seiner Heimat wurde der Vorwurf erhoben, Bergoglio habe als Jesuiten-Provinzial während der Militärdiktatur Ordensbrüdern nicht ausreichend Rückendeckung gegeben. In einem Interview mit Reuters 2018 sagte Franziskus, er vermisse Argentinien nicht: "Ich vermisse nur die Straße. Ich bin ein 'callejero' (ein Mann der Straße)."

In einem Interview mit Reuters 2018 sagte Franziskus, er vermisse Argentinien nicht: "Ich vermisse nur die Straße. Ich bin ein 'callejero' (ein Mann der Straße)." Franziskus war das erste Kirchenoberhaupt aus Lateinamerika und der erste Jesuitenpapst der Geschichte. Er zeigte sich bemüht, die Rolle mit Schlichtheit auszufüllen. Die prunkvollen päpstlichen Gemächer im Apostolischen Palast, die von seinen Vorgängern genutzt wurden, nahm er nie in Besitz. Er zog es für seine "psychische Gesundheit" vor, in Gemeinschaft zu leben.

Im Laufe seines Pontifikats sah er sich auch heftiger Kritik von Konservativen ausgesetzt, die ihm vorwarfen, lieb gewonnene Traditionen zu zerstören. Er zog auch den Zorn der Progressiven auf sich, die ihm vorwarfen, dass er mehr hätte tun müssen, um die 2000 Jahre alte Kirche umzugestalten.

Auf seinen zahlreichen Auslandsreisen zog Franziskus als erstes aus Lateinamerika stammendes Kirchen-Oberhaupt riesige Menschenmengen an. Er hatte kürzlich erst eine doppelte Lungenentzündung überstanden. Als der gebürtige Argentinier Jorge Mario Bergoglio war am 13. März 2013 zum Papst gewählt wurde, geschah dies zur Überraschung vieler Kirchenkenner, die den für seine Sorge um die Armen bekannten Kleriker als Außenseiter gesehen hatten.

Über die Autoren

Logo
Jetzt trend. ab € 14,60 im Monat abonnieren!
Ähnliche Artikel