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Polaschek plant neue Spezial-Deutschförderklassen

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Neue Pläne für die Deutschförderung
©APA/APA/EVA MANHART/EVA MANHART
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Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) will spezielle Deutschförderklassen für jene Kinder, denen neben Deutschkenntnissen auch die üblicherweise im Kindergarten erlernten Vorläuferfähigkeiten für die Schule fehlen. Solche sind vor allem im Rahmen des Familiennachzugs ins Land gekommen. Diese Vorbereitungsklassen sollen ein halbes Jahr oder Jahr dauern und vorschulähnlich organisiert sein, so Polaschek zur APA. Der Fokus soll noch stärker auf dem Deutschlernen liegen.

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Derzeit wird im Ministerium an den nötigen Lehrplanänderungen dafür gearbeitet. "Die Vorstellung, dass Kinder in Schulklassen kommen und dort aufgrund des 'Sprachbads' mit anderen Kindern spielerisch Deutsch lernen, funktioniert nicht, wenn der Großteil der Kinder nicht in Ansätzen Deutsch spricht", meinte Polaschek. Für diese Kinder brauche es daher ein eigenes Angebot. Dieses müsse mehr umfassen als etwa die in Wien eingeführten "Orientierungsklassen", in denen Kinder, die noch nicht schulreif sind, bis zu zwei Monate lang auf den Regelunterricht vorbereitet werden. Dafür werde es auch gesetzliche Anpassungen brauchen. "Das ist aber vor allem eine Sache für die nächste Legislaturperiode."

In den Spezial-Deutschförderklassen soll der Fokus voll auf dem Motto "Deutsch lernen" liegen, so Polaschek. Anders als in den derzeitigen Deutschförderklassen, wo die Kinder einer Regelklasse zugeteilt sind, mit der sie auch Fächer wie Werken, Musik oder Turnen verbringen, soll ein Wechsel ins Regelschulsystem erst nach Absolvierung der Spezialklasse möglich sein. "Das wäre viel klüger als das, was sich manche vorstellen: Nämlich dass sie ein bisserl Deutsch lernen und dann werden sie es irgendwann schon können." Den so entstandenen Aufholbedarf würden die Kinder sonst die ganze Schullaufbahn mittragen.

Ausgebaut werden sollen nach Ansicht Polascheks in der nächsten Legislaturperiode die Ganztagsschulen. Ein Problem dabei sei aber, dass das geplante neue Dienstrecht für pädagogisches Unterstützungspersonal noch nicht umgesetzt werden konnte. Die Verhandlungen mit der GPA über die Einbeziehung der Freizeitpädagogen sind vorerst gescheitert. "Wenn es uns gelungen wäre, die Freizeitpädagogik zu integrieren und ein neues Arbeitsmodell zu schaffen, hätten wir mehr Möglichkeiten." Dann könnten etwa mehr freiwillige Betreuungsangebote am Nachmittag angeboten werden, bei denen die Kosten wegfallen. In dieses neue Dienstrecht würden neben den Freizeitpädagogen auch anderes Unterstützungspersonal wie Psychologen, Logopäden, Sozialarbeiter etc. fallen. Bisher nicht abgeschlossen werden konnten die Verhandlungen mit der Gewerkschaft wegen unterschiedlicher Vorstellungen bei Gehalt und Qualifikationen. "Nach meinem Verständnis wäre das ausgeräumt gewesen - wir waren da schon sehr weit."

Neben der Förderung besonders begabter Kinder sollte nach Ansicht des Ministers in der nächsten Legislaturperiode auch beim Thema Chancengerechtigkeit etwas getan werden. Für Schulen mit besonderen Herausforderungen soll es demnach mehr Mittel geben - dazu läuft derzeit ein Pilotprojekt mit 100 ausgewählten Volks- und Mittelschulen, das nächstes Jahr abgeschlossen wird. "Für diese Schulen werden wir einen eigenen Schlüssel finden müssen." Allerdings dürfe man hier "nicht mit der Gießkanne vorgehen", wie es sich einige Oppositionsparteien wünschen würden, meinte der Minister. Die Zwischenergebnisse des Projekts zeigten nämlich, dass die Schulen sich ganz unterschiedliche Dinge gewünscht hätten - von mehr Lehrern über mehr Unterstützungspersonal bis zu anderen Räumlichkeiten. Die Schulen sollten also Spielräume bei Einsatz der Zusatzmittel bekommen.

Fortsetzen will Polaschek auch die von ihm gestartete Leseinitiative. Ab dem kommenden Schuljahr wird es etwa neu bundesweite Lesegütesiegel für Schulen - zunächst an Volksschulen - geben. Schon seit dem Vorjahr sind außerdem berühmte Persönlichkeiten als Lesebotschafter im Einsatz.

Umsetzen würde er seine Pläne auch gerne selbst. "Wenn die Rahmenbedingungen passen, stehe ich gerne wieder als Minister zur Verfügung", so Polaschek. Er habe sich bewusst dazu entschieden, nicht für den Nationalrat zu kandidieren. "Ich bin als parteifreier Experte in die Regierung gekommen. Ich sehe mich nicht als Parlamentarier, sondern komme aus dem Bildungsmanagement." Kein Regierungsamt annehmen würde er allerdings in einer Koalition mit der FPÖ. "Die FPÖ ist für mich kein Partner, auch über Herbert Kickl hinaus."

Für NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre sind die Forderungen Polascheks "quasi fünf Minuten vor Dienstschluss" verzichtbar. Schließlich hätte er diese seit Jahren umsetzen können. Für echte Reformen im Bildungssystem sei Polaschek aber "zu mut- und energielos" gewesen. "Weitere fünf Jahre Stillstand im Bildungsbereich können wir uns nicht leisten", so Künsberg Sarre. Daher brauche es die NEOS.

Auch die FPÖ sieht darin eine "Placebo-Ankündigung" und "geheucheltes Problembewusstsein" kurz vor der Wahl. Dabei habe die ÖVP "gemeinsam mit dem grün-rot-pinken Rest der Einheitspartei die illegale Masseneinwanderung samt Familiennachzug zugelassen", kritisierte der freiheitliche Bildungssprecher Hermann Brückl. Statt "ÖVP-PR-Luftblasen" müsse das "Problem an der Wurzel" gepackt werden, erklärte Brückl: "Neben einem sofortigen Aus für die illegale Masseneinwanderung durch einen Asylstopp und einem Ende des Familiennachzugs muss die Beherrschung der deutschen Sprache Voraussetzung für den Schuleintritt werden."

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